Hallo ihr Lieben,
gleich mal vorne weg: Ich dachte, ich schreib mir hier mal alles von der Seele, wie es mir gerade einfällt. Mich kurz zu fassen fällt mir schwer, weil alles miteinander zusammenhängt und ich alles als wichtig empfinde. Ich bin mir also bewusst darüber, dass mit Sicherheit einige Leser sich vom Umfang des Textes abschrecken lassen werden, aber ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn sich der ein oder andere die Zeit nehmen würde, mir eine Meinung dazu zu schreiben oder eventuell sogar von ähnlichen, eigenen Erfahrungen zu berichten.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Generell ist es so, dass ich so gut wie nie mit mir und meiner Leistung zufrieden bin und perfektionistische Ansprüche an mich selbst stelle. Meine Mutter erzählt mir, dass ich selbst im Kindergarten schon nie beim Turnen oder gar spielerischen Wettkämpfen mitgemacht habe, aus Angst, einmal NICHT Erste zu werden. Ich habe mich als Kind vor eigentlich schönen Sachen wie Kindergeburtstagen von Freunden, einem Schwimmkurs, einer Übernachtung bei der Oma oder auch nur einem Mittag bei einer Freundin gedrückt. Vor einigen Sachen hatte ich regelrecht Angst und habe mich so sehr in diese reingesteigert, dass ich mich übergeben musste (und damit hatte ich mein "Ziel" ja erreicht, ich galt als krank und durfte Zuhause bleiben). Selbst der allmorgendliche Gang in den Kindergarten endete in der ersten Zeit immer im Tränen, aus Angst, meine Mutter würde mich nicht mehr abholen, so genau erinnere ich mich allerdings nicht daran.
Eigentlich tue ich mir bis heute extrem schwer mit neuen Lebensabschnitten. So war ich beispielweise das erste Halbjahr der ersten Klasse regelrecht despressiv (und das mit 7 Jahren), habe jeden Mittag nur geweint, obwohl ich eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Ich hatte, wie bereits gesagt, einfach Angst, ich würde den Anforderungen nicht gerecht werden. Völlig grundlos, denn ich gehörte in jedem Bereich zu den Klassenbesten und hätte die Schulzeit eigentlich in vollen Zügen genießen können. Ich hatte viele Freunde und Freundinnen, war sehr beliebt und geschätzt, was auch immer in meinem Zeugnis geschrieben stand.
Das Selbe holte mich dann nach dem Wechsel aufs Gymnasium wieder ein. In der 5. Klasse hatte ich wieder diese Versagensängste und machte mir einen riesen Kopf drum, ich würde das Abitur nicht schaffen, geschweige denn den gymnasialen Anforderungen des Matheunterrichts gerecht werden (denn das war schließlich meine einzige 2 im Zeugnis der 4. Klasse und generell meine erste 2 im Zeugnis jemals).
Nach ca. 8 Monaten lies meine Angst allerdings wieder nach. Letztendlich habe ich ein Abitur von 1,5 erreicht. Meine Ängste sind also eigentlich jedes Mal grundlos.
Ich fing letztes Jahr im Oktober an, Sport und Deutsch auf Lehramt zu studieren. Innerhalb des ersten Semesters plagten mich allerdings schon so große Zweifel an meiner Eignung für diesen Beruf, dass ich mich tatsächlich schweren Herzens dazu entschieden habe, mein Studium abzubrechen. Und DAS! ist eigentlich die gefühlt erste richtige Niederlage, die ich in meinem Leben jemals hinnehmen musste. Egal was es war, ob es der Sporttest für die Aufnahme ins Sportstudium war, das Abitur, selbst der Führerschein klappte ohne Probleme und alles immer beim ersten Versuch. Normalerweise müsste ich also vor Selbstvertrauen nur so strotzen, und trotzdem bin ich nie zufrieden, ja regelrecht unzufrieden mit mir selbst. Wenn ich bspw. eine gute Note schreibe, dann hätte es doch mit mehr Aufwand auch eine sehr gute werden können, und sei die Klausur auch noch so schwer gewesen. Ich zweifle immer an mir selbst, traue mir nichts zu und habe manchmal regelrecht Angst vor der Welt, die mich da draußen erwartet, weil ich denke, ich werde ihren Ansprüchen nicht gerecht und ich gehe unter. Ich habe Angst vor der Zukunft, weil ich mich kenne und weiß, dass die ein oder andere Krise noch auf mich wartet, aber ich will nicht wieder so in den Seilen hängen und Depressionen bekommen, wie ich sie bereits als Kind hatte.
Was mich nun eigentlich dazu veranlasst hier zu schreiben, dass meine "komische" Art (und dazu zählt leider noch viel mehr als nur das oben bereits geschriebene) nun auch meine Beziehung zu meinem Freund zu zerstören droht, und das is mit Abstand das letzte was ich will. An einigen Beispielen im Bezug auf ihn kann ich wahrscheinlich am besten erklären, was ich meine, wenn ich sage, ich stünde mir selbst im Weg. Ich reagiere meistens viel zu schnell völlig gereizt auf Kleinigkeiten, fühle mich extrem schnell persönlich angegriffen und bin innerlich dann so sauer, dass ich platzen könnte. Und genau das wirft er mir auch vor. Wenn wir dann streiten, dann bin ich auch schon das ein oder andere mal dermaßen ausgerastet, dass ich gegen die Wand getreten und geschlagen habe. Ich habe mich dann einfach kaum mehr unter Kontrolle. Dazu muss ich sagen, dass er allerdings auch sehr provokant sein kann, worauf ich aber nicht näher eingehen möchte, schließlich will ich MICH ja in den Griff bekommen. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich misstraue ihm ohne jeglichen Grund, sehe häufig nur das negative und male mir die schlimmsten Dinge aus. Beispielsweise denke ich oft darüber nach, ob er vllt noch für seine Exfreundinnen empfindet und werde regelrecht "rückwärts in der Zeit" eifersüchtig. Ich werde ihm Dinge vor und verurteile ihn für Techtelmechtel mit Mädels, die lange VOR MEINER Zeit waren. Ich weiß, dass das durch un durch falsch ist und ich ja auch einen anderen Freund vor ihm hatte, aber es gelingt mir einfach nicht, das so zu akzeptieren. Objektiv betrachtet ist er wirklich gut zu mir, wenn auch nicht perfekt, aber wer ist das schon. Ich verstehe einfach nicht, warum ich mir selbst so im Weg stehe und Streitereien regelrecht provuzieren, obwohl ich weiß dass es mir danach so schlecht geht. Ich suche die Fehler an ihm und übersehe alles positive, was eigentlich so stark überwiegt. Wie auch mit mir selbst, scheine ich nie zufrieden mit ihm sein zu können und habe somit wiederum das Gefühl, seinen Anforderungen nicht zu genügen. Ich befinde mich momentan wieder in so einer Krise, habe keine Lust mehr wegzugehen und was mit Freunden zu unternehmen.
Ich weiß, das scheint alles etwas durcheinander und ohne Zusammenhang zu sein, aber genau so fühle ich mich auch. Ich weiß ja, dass ich mir selbst im Weg stehe mit allem, aber diese Erkenntnis macht es mir nur noch schwerer. Was soll ich tun, um mich irgendwie hinzukriegen? Denn ich schätze, wenn ich mit mir selbst im Reinen wäre, dann würde alles andere auch besser klappen. Diese Selbstzweifel, obwohl doch eigentlich alles so perfekt sein könnte, woher kommen die? Ich überfordere mich selbst mit meiner Persönlichkeit, weil ich mich selbst dafür verurteile, wie ich bin. Ich weiß doch, dass manche Dinge und Ansichten einfach falsch sind, warum kann ich dieses Wissen aber nicht aktiv nutzen und verfalle immer wieder in solche Zustände?
Ich weiß nicht mehr weiter ... Nennt man sowas vielleicht Persönlichkeitsstörung?
Vielen Dank für die Mühe, euch meinen Text überhaupt durchgelesen zu haben.
Ich hoffe, es kam in etwa rüber, was mein Problem ist. Ich könnte noch so viel schreiben, aber irgendwo muss ja auch mal Schluss sein.
Ich hoffe, es kann mir jemand einen Rat geben. Ich will mir nicht alles kaputt machen und das Leben einfach mal ohne Zweifel genießen können.
Grüße, Honey