Hey Du
ich kann Dich sehr gut verstehen, ich habe so etwas in den letzten Monaten durchgemacht und bin erst jetzt dahinter gekommen woran es liegt.
Ich habe ein halbes Jahr mit einer Frau verbracht die alles andere als positiv für mich war. Doch mein Gefühl sagte mir, ich solle bei ihr bleiben, sie sei die richtige. Auf der einen Seite war sie es auf keinen Fall, sie hat mich benutzt, belogen, war gefühlskalt und und und. Doch sie war das was ich mir gewünscht hatte. Klingt blöd, doch so war es leider. Ich hatte in den letzten Jahren die Sehnsucht nach Leid. Das kommt durch meine Mutter.
Ich habe wie Du, die ganze Zeit das Gefühl des Leids unterdrückt und als dann die Trennung kam, wollte ich mir das Leben nehmen, ich konnte den Schmerz nicht ertragen. Es half mir nicht mir bewußt zu machen, welch schlechter Mensch meine Ex ist und das ist sie bestimmt. Erst vorgestern habe ich mir immer wieder gesagt, wenn ich traurig wurde, dass ich Sehnsucht nach dieser Frau habe. Vorher habe ich das immer verdrängt. Heute Morgen habe ich gemerkt, dass diese Frau nur eine Überschrift für mein eigentliches Problem ist. Meine Sehnsucht, meine Sucht nach Leiden. Ob durch benutzt werden von anderen, Rauchen, Saufen, belogen werden, die falsche Arbeit annehmen und behalten, an den falschen Ort ziehen und bleiben. All mein Verhalten stand immer unter der Überschrift: Sehnsucht, Sucht zu leiden.
Eigentlich wußte ich das immer, doch ich zwang mich dazu das Leiden nicht zu spüren und machte weiter. Heute habe ich angefangen mir bewußt zu machen, dass meine Traurigkeit wegen dieser Sehnsucht besteht. Ich habe die Traurigkeit zugelassen, habe sehr viel geweint. War lange spazieren und habe alles betrachtet was ich in der letzten Zeit gemacht habe, nur um zu leiden und mußte immer nur weinen. Auch jetzt kommen mir die Tränen. Doch ich bin dankbar darüber. Endlich weine ich über die Wurzel des Übels. Ich weiß nicht wie lange es dauern wird, doch werde ich jede Träne ausleben und ausweinen, weil ich weiß, dass dieser Kummer in mir lange darauf gewartet hat. Ich mache mir auch Gedanken darüber wie es demnächst weitergehen soll.
Bisher bin ich rückwärts durchs Leben gegangen, habe immer auf die Mißerfolge geschaut und was ich alles ertragen habe und habe dabei vergessen nach vorn zu schauen in die unbelastete Zukunft, die ich nun mit dem Wunsch nach Freiheit und Liebe fülen möchte, wenn ich meine Sucht nach Leid überstanden habe.
Das schlimmste ist, seine Gefühle zu unterdrücken, das beste ist immer sich selber gegenüber ehrlich zu sein und vor allem die Gefühle ehrlich auszuleben.
Schau Dir an, aus welchem Motiv Du so gehandelt hast und versuche an das ehrliche Gefühl dazu heran zu kommen. Lebe das Gefühl aus bis Du frei davon bist.