Hallo.
Ich bin 19 Jahre alt und möchte euch jetzt meine Lebensgeschichte erzählen.
Begonnen hat's schon in der 3ten Klasse. Wurde gemobbt, als hässlich bezeichnet. Hab ne Höckernase und seh ziemlich südländisch aus, weil mein leiblicher Vater Kurde ist. Zu dem habe ich allerdings nie Kontakt gehabt. Dementsprechend habe ich auch einen Hass gegen ihn ausgeprägt - habe ja auch die Nase von ihm. War frühreif, hab Akne bekommen. Dann hatte ich auch noch übel Windpocken. Seit der Zeit fing ich mir an, alles aufzukratzen, was auch nur zu "öffnen" ist. Hab mir Pickel und Pöckchen immer aufgekratzt - sah dementsprechend auch aus wie ein Krater. Als die Windpocken kamen, erstrecht.
Meine Fingerspitzen fing ich mir dann ebenso an aufzukratzen. Aber nicht nur "aufzuknibbeln", sondern so, dass sie blutig offen waren, sich entzündeten. Mache ich heute noch, so sehr ich auch versuche es mir abzugewöhnen. All' meine Fingerspitzen sind völlig vernarbt. Im Gesicht habe ich Narben, die allerdings etwas verblasst sind, nur die "Löcher" der Windpocken sind verblieben. Mit dem Aufkratzen von Pickelchen habe ich allerdings vor etwa einem Monat angefangen. Jetzt, wo ich GAR NICHTS mehr auf die Reihe kriege.
Jedenfalls ging das Mobbing dann bis in die 7te Klasse. Bin in der Zwischenzeit zwar umgezogen, auf der nächsten Schule gings dann allerdings weiter. Wurde in Fahrräder und Brenessel geschubst, beleidigt, mir wurde ins Gesicht gespuckt, wurde unbegründet angeschuldigt und dann dementsprechend angesaugt, mir wurde mit Schläge gedroht, wurde dann schließlich auch geschlagen, etc,...
Nebenher habe ich ein riesiges Problem mit meiner Familie. Geht so, seit ich ca. 14 bin. Bin damals auch das erste Mal weggelaufen. Mit 16 wurde ich dann rausgeschmissen das erste Mal. Meine Mutter nutzte es wohl als Chance, dass ich nun endlich einen Freund hatte, da sie mich nun ja abschieben konnte.
Nun ja, bevor ich diesen besagten Freund aber bekommen hatte, war mein Selbstvertrauen natürlich bei Null. Immer mache ich alles falsch, im sozialen Umfeld, wie auch bei meiner Familie. Konnte und kann es meiner Mutter nie Recht machen. Und wenn doch - dann war es doch falsch. Wurde niedergeredet und wie Dreck behandelt.
Mit 16 fing ich dann an, mich von den Ketten zu befreien. Ich hatte eine Freundin gefunden, die mich hat so sein lassen, wie ich sein will, sie verbot es mir nicht. Wir hingen im Proberaum ab, ich fing an zu trinken und zu kiffen. Ich hatte meinen ersten Freund, meinen zweiten Freund, ging beides vielleicht 2 Monate. Hab mich direkt in jeden Kerl geflüchtet, egal, ob ich ihn "liebte", oder nicht - ich hatte jede Chance nutzen wollen, wenn ein Kerl etwas für mich empfand. Schließlich wollte ich auch endlich geliebt werden. Mit 16 entschloss ich dann, mein erstes Mal beliebig abzugeben. Wieder gab ein Mann mir vor, Gefühle für mich zu haben. Natürlich wusste ich, dass es auch diesmal nur eine Lüge war, weil auch er - so wie die anderen auch - mich nur flachlegen wollte. Liegt an meinen großen Brüsten. Ich wusste, ich werde auf sie reduziert. Und gleichzeitig habe ich mich selbst auf sie reduziert, habe sie auch betont,.. ich genoss die Aufmerksamkeit. Einfach, weil ich sie sonst nirgends bekommen habe. Ich habe mich nie geliebt gefühlt und dachte damals auch, dass mich niemals jemand lieben wird. Also habe ich mit dem Kerl geschlafen. Vaginal, anal, oral. Bin mit dem Kopf gegen die Heizung geknallt, während er mich am Boden des Badezimmers gebumst hat. Mir war's egal. Ich wollte ja endlich einfach vögeln.
Zwei Wochen später habe ich meinen ersten richtigen Freund kennengelernt,... nennen wir ihn Andre. Er sprach mich nach der Schule im Bus an und hatte mich gefragt ob wir uns mal auf'n Tütchen treffen sollten. Gesagt, getan. Der erste Kuss fiel, und ich war so unglaublich angetan von ihm. Auch, wenn er zwei Jahre jünger als ich ist.(Ich damals 16, er also 14, sah aber aus wie mindestens 19). Er hatte mir natürlich nicht gesagt wie alt er ist, er wollte seine Chance nicht vertun.
Schließlich waren wir zusammen. Ich hatte den wildesten und besten Sex meines Lebens mit ihm.
Die Menschen wandten sich mit der Liebe zu ihm allerdings auch gleichzeitig von mir ab. Sie "warnten" mich vor ihm, aber ich war blind. Ich habe ihn wirklich geliebt, und war auch davon überzeugt, dass auch er mich liebt. Nach einem Monat hat er mich betrogen, mit seiner Ex. Sie hat es mir erzählt. Er hatte gleichzeitig Kontakt zu ihr, machte ihr dieselben Gefühle vor, die er auch mir erläuterte. Er hatte nie wirklich Schluss mit seiner "Ex" gemacht. Ich fing an viel zu kiffen, viel zu viel. Aber ich hielt an ihm fest, also waren wir wieder zusammen. Meine beste Freundin versuchte den Kontakt zu mir zu halten, aber ich habe sie nicht mehr gesehen. Ich war Dauerhigh, war nur noch bei Andre. Bin vor meiner niederstampfenden Familie geflohen, war mit Andre nachts unterwegs, wir haben Graffitis gesprüht, lagen nachts am Kanal im Gras und haben gekifft und/oder waren angeln. Wir waren draußen in der Natur, ich habe die Freiheit mit ihm so genossen. Dieses Freisein, dieses "gewollt" sein. Gleichzeitig aber machte seine Kontrolle mich kaputt. Er betrog mich, aber gleichzeitig kontrollierte er mich, als wenn ich es getan hätte. Ich liebe es zu tanzen und zu feiern, aber er wollte es nicht. Ich verlor meine beste Freundin. Sie fing an, mich zu hassen,... dafür, dass ich sie so im Stich gelassen habe.
Als ich mit Andre zusammen war, warfen meine Eltern mich das erste Mal raus, wie gesagt. Klamotten in Mülltüten und zack stand ich vor seiner Tür. 2 Monate war ich nun dort. Der Kontrollwahn war dementsprechend krasser, durfte mit keinem mehr telefonieren und wurde völlig eingeschränkt. Gleichtzeitig befand ich mich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm, ich musste "hören".
Unser Sex ist sehr sehr aggressiv. Wir haben Analsex, er würgt mich mit beiden Händen, er schlägt meine Wangen bis die Äderchen platzen und treibt mir die Tränen in die Augen. Aber ich mochte es, ich liebe diese sexuelle Erniedrigung, und vor allem das Gefühl, dem Mann zu geben, was er will. Sich gewollt fühlen.
Der Sex wurde damals immer extremer. Sex entspand, wenn ich ihn eigentlich gar nicht wollte. Mir wurde ins Maul gepisst, der Kopf bis zum Anschlag rangedrückt, obwohl ich nicht wollte. Es ist so viel passiert, aber ich weiß nicht, inwieweit ich es schlimm fand, oder nicht. Habe damals aber viel geweint.
Er hatte Kontakt zu anderen Mädels, ich wusste, er lügt mich an, aber trotzdem wollte ich ihn nicht verlieren, er war alles was ich hatte. Trotz mehreren Trennungen blieben wir zusammen, wir haben sehr aneinander geklammert, trotz allem.
Das Außersexuelle Verhältnis zwischen uns war sehr verstört. Ich hatte die große Klappe, er auch, aber er wurde immer aggressiver. Im Übrigen hat er ADHS. Das sadistische Verhalten aus dem Sex hat sich auf unser Verhältnis außerhalb des Betts ausgeprägt. Kontrolle, Eifersucht, Streit, Sex und Drogen haben die Beziehung kontrolliert. Bei uns verging kein Tag, an dem wir keinen Sex hatten. Jeden Tag, am besten noch mehrmals. Wir konnten nicht ohne. Wir haben einfach jeden Ort, egal wo wir waren, alles durchgebumst.
Irgendwann waren wir dann auseinander, ich habe irgendwann eingesehen, dass ich ohne Vertrauen keine Beziehung führen kann, so sehr ich auch Angst vor der Einsamkeit hatte.
Meine Familie stand schon lange nicht mehr, sie hatten mich abgestoßen. Mich schlechtgeredet, gedemütigt, erniedrigt, und runtergemacht. Einsehen tun sie das bis heute nicht, denn ich bin ja Schuld.
Ich war 17 und Single.
Ich war sehr einsam, ohne Familie, Freunde und Freund. Ich bin in meinen Komplexen versunken. Also fing ich an zu feiern, mit Leuten, die ich nie gut kannte. Ich war Kontaktfreudig und wollte jede Chance nutzen, etwas zu ändern. War trotz keines Selbstbewusstseins immer sehr optimistisch, hab immer versucht mir dadurch gut zuzureden und nach vorne zu schauen. Dann habe ich mit dem ersten Kerl geschlafen. Dann mit dem zweiten. Kamen beide aus meiner Stadt, beide aus derselben Clique. Die Jungs, die ich noch von damals, aus Probezeiten kannten.. von der Zeit, als ich noch "Marias Unschuld" war, wie meine Freundin immer sagte. Dann war ich damals die Schlampe. Allerdings habe ich damals nur Liebe und Bestätigung gesucht. Ich habe mich immer nur um Sex gut genug und gebraucht gefühlt, weil ich nur dort meine Bestätigung bekam, nur dort wusste ich, dass ich es wirklich wirklich gut mache. Ich versunk in diesen Gefühlen, geleitet von Kerl zu Kerl, Herzschmerz, Einsamkeit und Trauer.
Mitte 17 nutzte ich dann meine Chance, mein erstes Mal Ecstasy zu nehmen.
Ich traf mich mit zwei Jungs, die ich auch noch aus Proberaumzeiten kannte. Wir namen etwas, und mit dem einen, nennen wir ihn "Max", habe ich dann rumgemacht. Er hat eine körperliche Behinderung. Ich hätte dann dort mit ihm geschlafen. Er hat abgeblockt, weil er gemerkt hat, dass ich mich damit bestätigte. Wir lernten uns kennen und lieben. Ich war 1 1/2 Jahre mit ihm zusammen. Das erste Mal habe ich mich wirklich als Mensch geschätzt und geliebt gefühlt. Das war so schön. Habe ein Jahr in einer Pflegefamilie gelebt, weil meine Eltern mich rauswarfen. Diese organisierten mir einen Psychologen, ich allerdings nahm den Termin nicht wahr. Ich hab mihc nicht getraut, hatte Angst vor Ablehnung.
Daraufhin habe ich bei Max gewohnt. Seine Clique war die "Proberaumclique". Ich hatte viel mit Beleidigungen und Abwertung zutun. Meine ehemals beste Freundin war mit einem von ihnen zusammen, sie redete mich natürlich auch nieder, erzählte Stories rum wie "Die hat sich von Andre 6 Eddings in den Arsch schieben lassen". War wahr, aber ging leider nichts die Öffentlichkeit an. Naja. Selbstvertrauen? Nie besessen. Ich versuchte nach vorn zu schauen. Allerdings machte mir dann Andre einen Strich durch die Rechnung. Als ich etwa ein Jahr mit Max zusammen war, fing ich an, jede Nacht von Andre zu träumen. Fühlte mich unglaublich dreckig, als ich dann neben Max aufwachte, der mich unglaublich,.. WIRKLICH liebte.
(Habe übrigens nicht mehr gekifft als ich mit Max zusammen kam. Ich konsumierte XTC und habe nur ab und zu gekifft, getrunken habe ich so ziemlich jedes Wochenende)
Schließlich habe ich Andre getroffen, weil der Gedanke mich nicht losließ. Ich habe ihn mit Sex gelockt, weil ichwusste dass ich ihn so bekomme. Wir schliefen miteinander, alle Gefühle kamen wieder hoch. Er hatte allerdings auch eine Freundin. Dieses Verhältnis haben wir bis heute noch. Allerdings bin ich inzwischen single. Ich liebe Max nicht mehr, schon seit Andre wieder in meinen Kopf kam.
Bis vor einem Monat habe ich noch bei Martin gewohnt. Wir haben uns heftig gestritten, was auch gleichzeitig der entgültige Schlussstrich unserer Beziehung war. Er schmiss mich raus. Ich hatte nichts, keine Familie. Also bin ich bei einem Kollegen untergekommen, den ich aber nicht gut kannte. Er kannte die Situation also hat er mich aufgenommen. Habe mit ihm geschlafen. Wir wollten eigentlich ein Sexverhältnis aufbauen, aber ich habe abgeblockt, weil ich es mit ihm nicht mochte.
Zunehmend kam ich mit seinem Umgang nicht klar. Er konsumierte Pilze, LSD, Koks, Pepp und Alkohol. Vor allem am Ziehen war er. Er war dementsprechend auch sehr aggressiv. Als ich ihn damit konfrontierte, flog ich raus. Ich konnte zum Glück bei meiner besten Freundin unterkommen(die, bei der ich es mir eigentlich verscherzte. Heute ist alles besser als früher, was die Freundschaft betrifft). Bin jetzt seit einer Woche hier bei ihr.
Ich hatte eigentlich Abitur + die Ausbildung zur Erzieherin begonnen. Muss diese nun allerdings abbrechen, da ich völlig überfordert mit meiner Situation bin und nicht anders an eine Wohnung komme.
In den Sommerferien wurde mir vom Jobcenter und Jugendamt zugesprochen, eine Wohnung bis zu XXX Kaltmiete erwählen zu können, ich würde sie finanziert bekommen, da die familiäre Situation von mir unzumutbar ist. Blöd war nur, dass ich eine Wohnung erst fand, als ich etwa 3 Tage in der Schule war. Da strich mir das Amt dann jegliche Unterstützung, da sie nun nicht mehr für mich zuständig seien, da mein Schulgang BaFöG-fähig ich. Ich habe BaFöG beantragt. Musste Kontakt zu meinem leiblichen Vater aufsuchen um ihn seinen Lohn nachweisen zu lassen. Für Post hatte ich keinen Geld. Als ich bei dem Koks-Kollegen gewohnt habe, war mein Leben sehr teuer. Er hatte weder Küche, noch Kühlschrank. Dementsprechend musste ich mich drei Wochen von Fertigfraß ernähren, der auch teuer war. Ich hatte nur mein Kindergeld, wovon ich schulische Utensilien, Essen, Trinken, etc kaufen musste. Ich kam nicht durch. Ich musste mich nun sogar verschulden, damit ich mir etwas zu essen kaufen konnte. Schulsozialpädagogen und Lehrer versuchen mir zu helfen, aber auch sie wissen dass ich in einer Rechtslage bin, in der man mir nicht helfen kann. Alles was mir angeboten wurde, war eine Obdachlosenwohnung.
Ich habe mich schließlich dazu entschieden, die Ausbildung aufzugeben. Ich bin quasi obdachlos, habe kein Geld für Schulsachen, Essen oder Wintersachen, ich friere und bin einsam. Ich werde immernoch verbal fertig gemacht, von allen Seiten. Ich ertrage es einfach nicht und fühle mich schrecklich erdrückt. Nichts kommt voran und andauernd bin ich alleine. Am Meisten wünsche ich mir doch einfach nur ein Zuhause. Einen Rückzugsort. Ich will nicht mehr abhängig sein. ich will nicht mehr ausgenutzt werden. Also werde ich die einfache Lösung wählen, abbrechen und Hartz4 beantragen. Anders schaffe ich es nicht. Weder finanziell, noch psychisch. Bis zum Sommer möchte ich dann einen Nebenjob machen und dann dieselbe Ausbildung noch einmal beginnen.
Vorgestern hatte ich Geburtstag, und ich brach in Tränen aus, als meine Klasse für mich sang. Es ist traurig, dass diese mir mehr Liebe entgegen bringen, als meine eigene Familie. Würde meine Familie mich ignorieren, wäre es okay. Aber sie machen mich einfach nur nieder. Meine Mutter rief mich an, um mich anzuschreien, mir Vorwürfe zu machen und mir zu drohen. Sie gratulierten mir nicht,.. von Geschenken brauch ich gar nicht erst anfangen. Aber da war es nie, was ich wollte. Ich will Liebe.
Zu Andre habe ich bis heute noch Kontakt. Er ist noch mit seiner Freundin zusammen, und ich spiele mit dem Gedanken, es ihr zu sagen, weil ich dieses Verhältnis nicht mehr ertrage. Ich ertrage den Herzschmerz und die Einsamkeit nicht mehr. Angelogen zu werden. In die Minderwertigkeitskomplexe getrieben zu werden. Keine Schulden mehr. Ich will ein Zuhause. Eine Familie. Ein bisschen Liebe. Ein bisschen Zukunft. Klein bisschen Glück.
Joah, das würd mich schon freuen.
Ich weiß gar nicht, was ich jetzt von euch möchte.
Ich bin traurig und verzweifelt, ohne Blick nach vorne. Ich glaube, das wollte ich mir einfach mal davon reden.
Danke an die, die wirklich bis zum Ende durchgelesen haben und durchgehalten haben. Ich weiß das wirklich zu schätzen!