Lästern
Lästern hat oft mit menschlicher Unreife und mangelnder Konfliktfähigkeit zu tun. Person A gefällt z.B. irgendeine Handlung oder Verhaltensweise von Person B nicht, ist aber zu feige, B offen anzusprechen und vielleicht mal zu hinterfragen, warum B so handelt. Falls sich B wirklich falsch verhalten hat, ist Lästern nichts als destruktive Kritik, die Niemanden weiterbringt, weder A noch B noch das Team in dem beide arbeiten oder die Gruppe, in der beide agieren.
Ich denke, man muss hier auch unterscheiden zwischen ungeschönter aber sachlicher Weitergabe negativer Erfahrungen, die ich nicht als Lästern bezeichnen würde und der perfiden Absicht Jemandem unhinterfragt etwas zu unterstellen, um sich dadurch selbst zu profilieren. Letzteres ist jämmerlich und armselig und beinahe schon bemitleidenswert.
Lästeropfer sind meiner Meinung nach gut beraten, zwar selbstkritisch zu sein und aber auch zu ihrem Verhalten zu stehen. Bei übler Nachrede, zu der man niemals Gelegenheit hatte, sich zu rechtfertigen, sollte man eine Rechtfertigung nicht in vorauseilendem Gehorsam den Anderen aufdrängen, sondern den Leuten selbst überlassen, ob sie auf einen zukommen und hinterfragen. Solange ist und bleibt die Nachrede nicht nur übel sondern eben auch ungerechtfertigt und wer nicht das Rückrat hat, mich anzusprechen, wenn er mit irgendwas an mir ein Problem hat, dem laufe ich bestimmt nicht nach.
Dann gibt es da noch die Form der öffentlichen unsachlichen Kritik, häufig gespickt von Übertreibungen und abwertenden Adjektiven und begleitet von anklagendem, spöttischem oder aggressivem Tonfall, was dadurch meist stark demütigenden Charakter hat. Auch hier würde ich bloß nicht hektisch versuchen, mich zu wehren sondern tief durchatmen (versuchen, mich nicht sofort verletzt zu fühlen sondern erstmal diese Kritik auf ihren Sachgehalt reduzieren) und laut und ruhig sagen, dass ich das anders sehe. Nichts weiter.
Auf Nachfrage kann man dann anbieten, das Gespräch unter 4 Augen zu klären.
Dass das sich einfacher anhört als es vielleicht ist, stimmt nicht, sofern man selbst nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet/gehandelt hat, hat man sich nichts vorzuwerfen und wenn Optimierungsbedarf besteht, dann sollen der doch bitte in einer angemessenen Form übermittelt werden.
Apropos *Sich-verletzt-Fühlen*: man kann es niemals allen Recht machen. Manchmal ist es das unbewusste Streben nach Anerkennung/ Gemocht-werden-Wollen, das oft tieferliegende Ursachen in der eigenen Biografie hat, mit dem aufzuräumen wirklich hilfreich sein kann.