Mein Schwangerschaftsabbruch ist mittlerweile 3 Monate her, der Moment in dem ich es erfahren habe 4.
Ich war zu dieser Zeit so dankbar für jeden Erfahrungsbericht, von Frauen, die in der selben Situation waren und somit möchte ich auch meine Erfahrung und meine Gedanken weitergeben, in der Hoffnung, dass sie jemandem hilfen.
Ich hab mit der Verhütungsspritze verhütet und machte mir daher keine Gedanken darüber ob oder wann ich meine Tage bekomm, ich machte den Schwangerschaftstest eigentlich nur "sicherheitshalber", da ich mich am Tag davor ganz plötzlich übergeben musste. Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich fühlte, als auf diesen Test nur noch schwanger stand. Es war eine einzige große Ohnmacht, Ich konnte mich nicht freuen, ich konnte nicht weinen, nichts sagen. Genauso ging es meinem Freund, der die ganze Zeit bei mir war.
Tausend Fragen und Gedanken gingen mir durch den Kopf und irgendwann konnt ich nicht mehr aufhören zu weinen.
Ich war nie ein Abtreibungsbefürworter oder Gegner, ich war immer schon der Überzeugung, dass das jede Frau für sich selbst entscheiden muss und so begann die schwierige Hürde für mich herauszufinden, was das Richtige ist.
Der erste Gedanke war: Nein du kannst es nicht behalten, du bist 20, du hast keine Ausbildung, schaffts es grad so dich selbst durch jobben über Wasser zu halten.
Und im Gegenzug dazu, dieser unglaublich schöner und erschreckender Gedanke, dass in dir Leben wächst, in dir Liebe wächst. Dein Kind. Dein Fleisch und Blut. Auch wenn du dagegen ankämpfst, fragst du dich, ob es wohl ein Junge oder ein Mädchen ist? Wie er oder sie wohl wär?
Ich hatte in meinem Leben noch nie so einen inneren Kampf, obwohl ich schon viel mit erleben musste mit meinen 20 Jahren, ich wusste nicht was ich machen sollte, wie ich mich entscheiden sollte, ich wusste nur dass ich die Entscheidung erst entgültig treffen würde, wenn ich mir absolut sicher bin, alles andere hätte mich wahrscheinlich zu einem psychischem Wrack gemacht.
Ich ließ mir 2 Tage Zeit, bis ich meinen Frauenarzt anrief, ich brauchte diese Zeit um dieses Chaos in mir ein wenig zu Ordnen. 2 weitere Tage vergingen bis zu meinem Termin. Zu diesem Zeitpunkt tendierte ich zu einem Abbruch. Doch als ich dann diesen kleinen Menschen in mir sah grade 8 Wochen alt, war ich wieder beim gleichen Chaos wie am ersten Tag. Ich versuchte trotz all der Gefühle klar zu denken, und rief bei ProFamilia an um ein Beratungstermin zu vereinbaren. Ich war total nervös, weil ich nicht wusste was mich erwartete, doch ich muss ehrlich sagen, dass es für mich eine gute Entscheidung war mit einer nichtvoreingenommenen Person zu sprechen, da du dir alles von der Seele reden kannst und du irgendwann genau spürst, was für dich die richtige Entscheidung ist. Ich erzählte dieser wirklich netten Frau ALLES, von meinen Schuldgefühlen, meiner Trauer, meiner Ohnmacht, meiner Freude, meinen Wünschen und Vorstellungen für die Zukunft. Bis es bei mir Klick machte und ich wusste, dass ich es nicht behalten möchte. Es war traurig, und so herzlos wie es sich anhören mag, doch erleichternd, denn ich spürte tief in mir, dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Bei ProFamilia wurde ich über den Vorgang des Schwangerschaftsabbruchs aufgeklärt, ich bekam die Addressen der Ärzte in meiner Nähe und die Bestätigung, dass ich beraten worden bin.
Ich rief ein paar Tage darauf bei der Klinik an, für die ich mich entschieden hatte, und machte 2 Termine aus, der erste zur Aufklärung und Beratung und der 2. für den Eingriff. Es war Donnerstag, der erste Termin war für den nächsten Montag gesetzt, der 2. für Mittwoch. Am Freitag ging ich zu meiner Krankenversicherung und holte mir die Bestätigung, dass der Abbruch übernommen wird. Die nächsten Tage, verbrachte ich wie die letzten Wochen auch: In dachte sehr viel nach und fühlte in mich rein. Auch wenn ich wusste, dass es für mich die richtige Entscheidung war, weinte ich sehr viel...Die Tage vergingen und es war Montag, bei der Klinik angekommen bekam ich ein paar Zettel, die ich ausfüllen musste und nahm im Wartezimmer platz. Nach ein paar Minuten kam ich in ein Besprechungszimmer, wo ich vom Arzt empfangen wurde. Er erklärte mir den Eingriff, ich entschied mich für den medikamentöse- instrumentellen Abbruch, das heisst ich musste 24 Stunden vor dem Eingriff eine Tablette Mifegyne nehmen, womit der Schwangerschaftsabbruch eingeleitet wird. Durch diese Tablette sinkt, das Entzündungsrisiko, es wird weniger Kraft benötigt um den Gebärmutterhals zu öffnen und der Blutverlust ist geringer, als bei einem rein intrumentelle Eingriff.
Am Tag des Schwangerschaftsabbruchs musste ich nach meiner Ankunft noch kurz im Wartezimmer platz nehmen, danach brachte mich die Helferin in einen raum in dem ich mich umziehen konnte. Daraufhin brachte sie mich in den Ruheraum, zeigte mir mein Bett auf dem ich noch kurz platz nahm, bis ich auch schon "abgeholt" wurde. Ich legte mich auf diesen Tisch, eine Mischung aus OP- Tisch und Frauenarztstuhl. Die Anästhesistin redete sanft auch mich ein, da ich so nervös war und die ganze zeit zitterte und das Narkosemittel machte den Rest. Mein Freund war im OP bei mir und hielt meine Hand, bis ich einschlief, ich bin unglaublich dankbar, dass ich in diesem Moment, nicht alleine war. Vom Eingriff selbst bekam ich gar nichts mit, irgendwann bin ich im Bett wach geworden, bekam etwas zu essen und zu trinken während ich langsam aber sicher wieder bei vollem Verstand war. Nach ca. einer Stunde durfte ich mich anziehen, der Arzt machte noch ein Ultraschall
zur Kontrolle. und dann wurde ich endlich entlassen. Die ersten paar Tage ging es mir psychisch wirklich schlecht, ich fühlte mich leer und machte mir Vorwürfe, doch mit jedem Tag, der verging ging es mir besser und heute steh ich an dem Punkt ,wo ich sagen kann, dass ich das richtige gemacht habe und es nicht bereue.
So wiedersprüchlich sich das nach einem Abbruch anhören mag, aber ich wünsche mir für mein Kind nur das Beste, eine sorglose Kindheit, ein gesichertes Zuhause, Liebe, Glück, keine Geldprobleme und Eltern, die glücklich sind über den Weg den sie gegangen sind. Ich denke jeden Tag mit Liebe an dieses kleine Wesen und hoffe dass es mir verzeiht, doch ich hätte ihm nichts von allem bieten können, was ich mir für mein Kind wünsche, außer Liebe.
Ich wünsche allen die, das gleiche durchleben, viel Kraft.