Oh weh
freak, es tut mir sehr leid, was Du durchmachen mußtest. Wie Du schon schreibst, ist das schlimmste, daß Du dabei alleine warst/bist. - Weißt Du, ich denke, das Trauern ist nicht abzukürzen. Du wolltest das Kind, Du hast auf Dich genommen, das irgendwie durchzuboxen, trotz schlechter Beziehung und wenig Geld. Und nun ist es aber doch nicht mehr bei Dir. - So ein Verlust tut total weh, ich habe selber ein Kind verloren, weil es sich nicht weiter entwickelt hat. Ich mußte auch zur Ausschabung gehen. Immer wieder hab ich mich gefragt, ob es nicht vielleicht doch noch lebt. Aber ich hatte Glück, hatte eine Gynäkologin, die ich persönlich kenne, und die hat mir gesagt, daß es wirklich, wirklich nicht mehr lebt und es daher raus muß, sonst vergiftet es mich. - Und trotzdem geht man alle Tage durch, an denen man vielleicht was falsch gemacht haben könnte, warum die SS nicht mehr intakt sein könnte. ---
Du kannst nichts dafür, daß Dein Kind nicht lebensfähig geworden wäre. Du hast keinen Einfluß darauf, wie es sich entwickelt. Auch der Stress mit Deinem Freund hat dazu nicht beigetragen. Es kommen Kinder zur Welt unter absurdesten Umständen, und es kommen Kinder nicht zur Welt, obwohl sie gewünscht sind. Bitte laß Dir keine Schuld einreden. Dein Kind war aus irgendeinem Grund krank und nicht lebensfähig. - Das ist schlimm und braucht Zeit, bis man das ausgeweint hat. Das ist immer wieder traurig. Laß die Tränen zu, egal, wer sie versteht und wer nicht. Sie dürfen raus, müssen raus, Dein Kind hat diese Tränen verdient.
Das andere ist die Klink und was Dir dort passiert ist. Das ist ja absolut menschenunwürdig. Da trägt man einen Schock davon. Auch ohne Verlust eines Kindes ist das schon schlimm genug, was sie Dir da angetan haben. Und das ist einen so sensiblen Zustand rein, das haut jeden um. Es ist kein Wunder, daß es Dir jetzt total mies geht. Statt Hilfe hast Du Ablehnung bekommen, Verachtung, noch mehr Stress.
Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich so eine Diagnose vom Arzt bekommen würde. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen würde, das Kind auszutragen, bis es von alleine stirbt. Vielleicht würde man sich dann weniger schuldig fühlen, das kann sein. Das Ergebnis wäre allerdings doch gleich. Ich glaube, der Unterschied läge dann darin, daß Du mehr Zeit gehabt hättest zum Abschiednehmen.
Weißt Du was, ich würde mir erstmal Zeit nehmen, um von dem Kind Abschied zu nehmen, würde ihm einen Namen geben, irgendetwas zum Erinnern, was nur für ihn ist. - Ich bin sicher, daß ich damals eine Tochter verloren habe. Irgendwie weiß man das. Bei meinen beiden lebenden Kindern wußte ich auch in der 5. Woche, was es werden wird, und so war es auch. - Also such ihm einen schönen Namen aus, nimm Dir irgendetwas, um an ihn zu denken, feiere seinen Geburtstermin auf Deine Weise. Nur Du und er. Damit gibst Du dem Kind Würde, die es im Krankenhaus nicht bekommen hat. Feiere mit Deinem Kleinen, denn sie leben weiter, nur woanders. Nur nicht hier. Sag ihm, daß Du ihn lieb hast, daß Du ihn haben wolltest, nur daß es nicht ging auf dieser Welt.
Und wenn Dein Freund Deine Trauer und Deine Verbundenheit zu Deinem Kind nicht versteht, dann laß ihn. Er muß es ja nicht verstehen. --- Ich hab damals ein Buch gelesen "Leise wie ein Schmetterling", darin geht es um eine Frau mit 5 Fehlgeburten !!! Sie beschreibt, wie es ihr ging und was ihr geholfen hat. Ein kleines Buch, das hat mir sehr geholfen. -- Auch wenn Dein Kind krank war, es war eine lebendige Seele, und daher gibt es das Kind weiterhin.
Das Gefühl der Depression vergeht, aber es vergeht, wann es will, niemand weiß, wann das ist. Bei mir war es urplötzlich weg, von jetzt auf gleich, nachdem ich vorher wochenlang einfach geheult habe, urplötzlich und unbegründet -nach außen hin. - Und irgendwann waren die Tränen alle. Irgendwann hatte ich Abschied genommen, dann war es auch gut so.
Du bist nicht Schuld daran. Laß Dir das nicht einreden. Dein Kind war krank, das war höhere Gewalt. Es war nicht lebensfähig, Du konntest gar nichts daran ändern.
Laß Dich lieb drücken.