Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Ich hatte vor drei Tagen einen Schwangerschaftsabbruch mit Hilfe von Mifegyne und Cytotec. Ich möchte, da ich selber kaum Erfahrungsberichte über den medikamentösen Abbruch gefunden habe, hier berichten.
Ich habe mich für diese Methode entschieden, da sie in einem sehr frühen Stadium möglich ist. Der instrumentelle Eingriff wird frühstens ab der 7 SSW vorgenommen. Das hätte für mich noch 2 Wochen Warten bedeutet. Das wollte ich nicht, da sich schon deutliche körperliche Veränderungen (Brüste) bemerkbar gemacht haben. Außerdem war es für mich wichtig, dass in einem so frühen Stadium auf dem Ultraschallbild noch nichts an einen Menschen erinnert. Das klingt bestimmt sehr kalt beim Lesen, dennoch waren das meine Gedanken.
Nachdem ich das Beratungsgespäch hatte, wurde ich an einen Gynäkologen überwiesen, der diese Methode anwendet und damit entsprechend Erfahrung gesammelt hat. Er sagte mir, dass er selbst nicht 100-prozentig von der Methode überzeugt ist und den instrumentellen Eingriff vorzieht, aber das es selbstverständlich Gründe gibt, die für diese Methode sprechen. Da ich meine Entscheidung schon vorher getroffen hatte, ließ ich mich nicht durch diese Aussage beirren.
Er stellte fest, dass es sich um eine "normale" Schwangerschaft (keine Eileiter- oder Bauchhölenschwangerschaft) handelte und gab mir 3 Mifegynetabletten, die ich schluckte. Daraufhin konnte ich nach Hause gehen. Ich hatte keine Beschwerden oder Auffälligkeiten. Allerdings bekam ich in der Nacht unglaubliche Hitzewallungen und konnte kaum schlafen. Am nächsten morgen rief ich den Arzt an und berichtete davon. Er sagte, dass solche Symptome vorkommen können, da Mifegyne ein (synthetisches) Hormon ist, aber ich solle mir keine Sorgen machen. Die nächste Nacht war besser.
Am folgenden Tag (d.h. 2 Tage später) ging ich wieder in die Praxis, um Cytotec zu nehmen. Dieses Mal waren es 2 Tabletten. Cytotec löst Kontraktionen der Gebärmutter aus, die Schleimhaut (einschl. Fruchtsack) löst sich und geht, wie bei einer Regelblutung, ab. Es wird eine Fehlgeburt eingeleitet. Der Arzt sagte, es dauere im Durchschnitt 2 Stunden bis die Blutung einsetzt. Ich sollte 4 Stunden in der Praxis unter Beobachtung bleiben. Bei mir setzte in den 4 Stunden keine Blutung ein. der Ultraschall zeigte zwar Risse, also Ablöseerscheinungen, in der Schleimhaut und der Fruchtsack war auch nicht mehr zu erkennen, aber die Blutung bleib aus. Heute, am Tag nachdem ich Cytotec genommen habe, hat eine leichte Schmierblutung eingesetzt. Außerdem verspüre ich ein leichtes Ziehen im Unterleib, ganz so als ob die Regel einsetzt, aber Schmerzen sind das nicht. Da ich mir Sorgen gemacht habe, dass die Tabletten nicht richtig wirken, habe ich vorhin den Arzt und zur Sicherheit ProFamilia angerufen. Beide sagten, dass die Blutung noch einsetzten wird und wenn dem nicht so ist, bekäme ich Montag noch einmal Cytotec. In Frankreich oder der Schweiz wird bereits am selben Tag eine zweite Dosis verabreicht, aber da bei mir deutliche Ablöseerscheinungen sichtbar waren, meinten beide, dass eine weitere Dosis nur unnötig körperlich belastend sei.
Bisher kann ich also noch nicht mehr erzählen, aber ich werde den Bericht ergänzen...
Zur psychischen Belastung der Methode:
Oft wird angeführt, dass es für viele Frauen belastend sei, der aktive Part bei dem Abbruch zu sein, d.h. die Tabletten selbst zu schlucken und den Eingriff damit selbst zu vollziehen. Ich persönlich habe das nicht so empfunden. Es ist allerdings wichtig, sich vorher intensiv zu überlegen: "Was will ich?" Lautet die Antwort "Ich möchte (jetzt) kein Kind", hat man sich bewusst dagegen entschieden und kann auch bewusst handeln.
Ich finde es auch nicht schlimm, den Prozess (über mehrere Tage) mitzuerleben. Von dem eigentlichen Abbruch den Mifegyne einleitet, bekommt man nichts mit und die Blutungen, die von Cytotec hervorgerufen werden, gibt es beim instrumentellen Abbruch auch. Obwohl man sagen muss, dass diese deutlich kürzer und schwächer sein sollen. Aber das ist eben von Frau zu Frau sehr unterschiedlich.
Was hingegen tatsächlich etwas belastend ist, ist die Ungewissheit, ob der Abbruch komplett vollzogen wurde oder ob ein weiterer (instrumenteller) Eingriff nötig ist. Das erfährt man allerdings erst in 1-2 Wochen bei der Nachuntersuchung...