Muß sagen, einige hier haben ganz gewaltig einen an der Waffel.
"Abtreibung ist Moooord" wird da gejault, als wäre man ein getretener Hund. Nein, ist es nicht. Und zwar deshalb nicht, weil das Ungeborene kein taugliches Tatobjekt des 211 StGB ist. Genausowenig, wie meinethalben ein Kaninchen eines ist. Man kann kein Kaninchen "ermorden" und auch kein Ungeborenes. Tatobjekt des 211 StGB kann NUR ein anderer Mensch sein, nichts anderes, kein Tier, keine Sache, und nein- auch kein Ungeborenes.
"Aber es ist ein Meeeensch" wird da erneut herzerweichend der Mond angeheult. Nein, ist es nicht. Nach unserer Gesetzgebung ist nur ein Mensch, wer (Zitat) "geboren ist und noch lebt", wobei "geboren" auf den Beginn der Eröffnungswehen abstellt. Merkt ihr Abtreibungsverteufler jetzt was?!? Bis zur 12. Woche, auch lange darüber hinaus, gibt es keine Eröffnungswehen, und der Embryo gilt deshalb nicht als Mensch, sondern als Leibesfrucht, die genau deswegen NICHT von den 211 ff. StGB, sondern lediglich von den 218 ff. StGB geschützt wird.
Nochmal ganz langsam und deutlich für die geistig ganz Armen: Der 211 StGB (Mord) schützt NICHT das Ungeborene. Somit ist ein Mord an selbigem UNMÖGLICH, selbst wenn noch so viele Mordmerkmale angeblich erfüllt sind. Echt drollig, wie ihr dann oft selbstgerecht anfangt mit: "Es ist Mord, denn das Mordmerkmal der Habgier, der Grausamkeit, der niedrigen Beweggründe ist erfüllt..." *auslach*
Zu eurer Information: Wenn geprüft wird, ob ein Tatbestand erfüllt ist, wird mit der Prüfung des objektiven Tatbestandes begonnen. Dieser beinhaltet ganz zu Anfang- ihr werdet es nicht glauben- die Tauglichkeit des Tatobjekts. Ist diese zu verneinen- ihr erinnert euch: Embryo= nix Mensch = nix taugliches Tatobjekt...- wird die Prüfung an dieser Stelle bereits abgebrochen, denn der Tatbestand ist dann schon automatisch nicht erfüllt.
Die Prüfung der von euch so geliebten Mordmerkmale erfolgt erst viel später, nämlich im subjektiven Tatbestand...so weit kommt es im Fall eines Ungeborenen aber gar nicht.
Ergo: Mord am Ungeborenen = gibt es nicht.
Das ist billige, undurchdachte und nicht den Tatsachen entsprechende Polemik der Abtreibungsgegner. Abtreibung= Mord, ist schlicht und einfach sachlich falsch.
Kommen wir zu einem weiteren beliebten "Argument" der Abtreibungsgegner...nämlich...Vorhang auf für "Wer poppen kann, kann auch die Verantwortung übernehmen!" Dies wird auch immer wieder selbstgerecht und realitätsfern gegreint und gepredigt.
Wie wäre es, wenn ihr zur Abwechslung mal "Vera am Mittag" oder ähnlich geistreiche Sendungen ausschaltet und versucht, euer Gehirn zu aktivieren? Schwanger werden ist keine Kunst, kann (fast) jede.
Auch die Dreizehnjährige, die es nicht mal schafft, regelmäßig den Hasen sauberzumachen.
Die Depressive, die kaum etwas ißt und sich regelmäßig selbst verletzt.
Die Mutter von drei Kindern, die weder nervlich noch finanziell ein weiteres ertragen könnte.
Die Alkoholikerin, die Drogenabhängige...
Sex haben kann jeder, ein Kind aufziehen noch lange nicht. Will das nicht in eure Köpfe oder benötigt man dazu einen IQ, der höher als der des schimmligen Brotes ist, welches ich heute entsorgt habe?
Die vielen Fälle von verhungerten Kindern, mißhandelten Kindern, verscharrten Säuglingen usw. müsste euch doch zur Genüge klar machen, daß nicht jeder, der fähig zu Geschlechtsverkehr und einer Schwangerschaft ist, auch verantwortungsvoll ein Kind aufziehen kann. Gehen Nachrichtensendungen und Zeitungsberichte spurlos an euch vorbei oder zieht ihr es vor, die Augen einfach vor diesen Tatsachen zu verschließen, um eure Einstellung bloß nicht reflektieren zu müssen?
Und noch eine geliebte Illusion muß ich euch leider zerstören: Keine Frau muss heutzutage mehr "die Verantwortung übernehmen." Egal, wie oft und wie ausgiebig ihr danach heult und schreit und verzweifelt an eurer privaten Klagemauer zusammenbrecht. Der Gesetzgeber ermöglicht jeder Frau, ihre Schwangerschaft innerhalb einer Frist abzubrechen, basta. Daraus folgert, daß niemand "die Verantwortung übernehmen muss", wenn er das nunmal nicht will. Mag ja sein, daß ihr findet, jede Schwangere sollte austragen. Aber eure Meinung ist so relevant wie der Furz eines Fuchses im Schwarzwald. Abtreibungen sind legal (wenn sie auch rechtswidrig bleiben), sie sind erlaubt, Frauen entscheiden sich für diesen Weg und es finden in der Tat Abtreibungen statt. Das ist so, und so wird es bleiben. Da könnt ihr in eurer kleinen Welt polemisieren, moralisieren, predigen, lamentieren und meinethalben auch randalieren, ändern wird sich dadurch nichts. ;-)
Kommen wir zum nächsten Punkt...der hochgelobten Adoption. *lach* Kaum eine Frau, die bei Besinnung ist und logisch denken kann, wird sich dafür entscheiden, wenn sie ungewollt schwanger ist. Und wisst ihr, wieso nicht?
Tja, bevor das Kind zur Adoption freigegeben werden kann, muß es erstmal ausgetragen und geboren werden. Welcher halbwegs vernünftige Mensch tut sich bitte folgendes freiwillig und unentgeltlich an:
- 9 Monate Schwangerschaft, mit allem, was dazugehört (Übelkeit, Schmerzen, Einschränkungen in fast allen Lebensbereichen, Arzttermine)
- Jeder (Familie, Freunde, Nachbarn, Chef, Arbeitskollegen) bekommt mit, man ist schwanger...und bekommen zwangsläufig mit, man gibt das Kind weg. Eine Abtreibung kann man komplett vor allen geheimhalten
- Geburt mit allem, was dazugehört...Schmerzen, Streß, eventuell Dammriß oder sogar Kaiserschnitt
- Folgen der SS und Geburt wie Inkontinenz, Gewichtszunahme, Schwangerschaftsstreifen, Hautüberschuß, eventuell Wundheilung, Wochenfluß
Das alles, um andere Menschen glücklich zu machen?!? Sorry, wer das auf sich nimmt, ist schlichtweg bescheuert...Um nichts in der Welt hätte ich mir das angetan. Man bekommt ja noch nicht einmal etwas dafür. Für den ganzen Scheiß geht man komplett leer aus. In den USA bekommt man immerhin Geld, wenn man ein Kind zur Adoption freigibt, hier einen feuchten Händedruck. Reicht mir nicht, für 100.000 Euro hätte ich aber darüber nachgedacht. Umsonst gibt es nunmal nichts. Ich lasse doch nicht meinen Ruf zerstören, meine Figur ruinieren, mein Leben monatelang einschränken, erdulde Schmerzen und Strapazen, nur für ein trotz Verhütung zustandegekommenes Kind, was ich nie wollte und dann weggebe? Wirklich nicht. Ja, die Denkweise ist durch und durch egoistisch. Und? Es ist nicht verboten, ein Egoist zu sein. Keiner kann einen daran hindern. Ich habe nicht darum gebeten, geboren zu werden, also soll mir auch niemand sagen, wie ich zu leben habe. In meinem Leben komme zuerst ich, dann andere, und ein ungewolltes Kind überhaupt nirgends. Bei einer ungewollten SS sitzt die Frau am längeren Hebel, so einfach ist das.
Ich bin außerdem überzeugt, daß fast nur diejenigen Frauen sich zu einer Adoption entschließen, bei denen die SS viel zu spät festgestellt wurde und die dann nur noch die Wahl haben zwischen austragen und behalten oder austragen und weggeben. Für alle anderen ist eine Abtreibung der in jeder Hinsicht bequemere und vernünftigere Weg.
Dafür spricht auch, daß in meinem Bekanntenkreis eine ganze Reihe Frauen schon einmal eine SS haben abbrechen lassen, jedoch keine einzige sich für eine Adoption entschieden oder diese auch nur erwogen hätte- aus oben genannten Gründen und teilweise noch anderen.
Hier ständig Adoption als den Königsweg zu propagieren, ist undurchdacht und naiv. Es bringt für die ungewollt Schwangere viele Nachteile und keinen einzigen Vorteil und wird deshalb nicht gemacht. Kaum einer ist derart selbstzerstörerisch, daß er freiwillig all die obig aufgeführten Nachteile auf sich nimmt.
Ich bin heilfroh, das nie in Erwägung gezogen zu haben. Würde ich wieder schwanger werden, würde ich auch erneut abtreiben.
Jede Verhütung kann versagen, aber zum Glück ist keine Frau deswegen zum Austragen verdammt.