Kenne ich
(Sorry, sehr laaaang geworden. Hoffe ich schweife nicht zuweit ab.)
Hallo lauder,
bin grad perGoogle hier vorbeigekommen, suchte eigentlich was anderes, aber das was du schreibst kenne ich sehr gut. Zwar vielleicht noch nicht so stark, aber im Prinzip dasselbe. Vorallem, dass man meint das Herz würde rasen und irgendwie immer so leicht die Augen offen hält, für einen evtl. nötigen Schlupfwinkel.
Habe auch Depressionen gehabt (zu 100,00% bekomme ich die jedenfalls auch nicht weg, aber es geht). Ich habe mir da inzwischen mehrere Theorien zurecht gelegt, was erstmal Ursachenforschung betrifft, dass man es wenigstens für sich selbst mal verstehen kann, weil man sonst eigentlich nichts hat.
Ich tippe auf mehr oder weniger starke Minderwertigkeitskomplexe, und übertriebene Schuldgefühle. Für mich ist mir klar geworden, dass ich dann so unruhig werde, weil ich das Gefühl habe, ich hätte es nicht verdient, ich dürfte nicht "gut aussehen" und so rumlaufen. Ich habe z.B. riesen Schuldgefühle gegenüber meinen Eltern und habe so meine Loslösung nocht nicht ausreichend hinter mir. Ich merke das halt am stärksten zuhause. Ich bin jetzt kein adonis, sehe aber auch nicht schlecht aus, aber ich würde (momentan) _niemals_ im Sommer zuhause z.B. so nen ärmelloses Shirt tragen etc. Oder gar im Sommer nur in Badeshorts schön im Garten sitzen (und das als Typ). Bin immer da relativ bedeckt.
Anders habe ich das ganz krass, wenn ich mitm Fahrrad (und in das jetzt nicht in sportlichen Klamotten) an Bushaltestellen oder Menschenansammlungen vorbeifahre. Ich denke die gucken immer. Oder noch schlimmer zu Fuß. Sogesehen. Ich werde dann leicht unruhig, und mir ist aufgefallen, dass ich dann immer vor mich hin summe. Das ist wahrscheinlich einfach die Kompensation davon.
Auch denke ich, dass es so ein wenig um Selbstfindung und Zufriedenheit mit sich selbst gehen könnte. Bzw. dass man eine Identitätssuche noch vor sich hat. Ich habe das Problem dass ich immer so scheiße schleimig-nett tue, dass auch irgendwo wirklich bin, aber es doch nicht ganz meiner Art entspricht. Ich bin auch sehr detailverliebt und neige zum Grübeln und Melancholie. Ich denke, wir interpretieren vieles einfach _total_ überspitzt. Ich mache mir ja schon Gedanken z.T. wie ich Leute angucken, wie die mich angucke, (siehe auch: Hang zum Perfektionismus, es allen rechtmachen zu wollen).
Ich denke es sind aber größtenteils Minderwertigkeitsgefühle und falsche Ansichten zu einem selbst. Vielleicht wurde man als Kind auf der einen Seite viel zu stark gelobt und auf der anderen Seite wurde kein gutes Haar an einem gelassen. Das kann so eine Unsicherheit entwickeln, denke ich.
Ich habe mir aber letztens mal von einer guten Bekannten helfen lassen, weil ich alleine da auch nicht so den mumm zu habe und wir sind mal neue Klamotten für mich kaufen gegangen und Schuhe etc. War erst ein wenig überwindung mal zuhause (wohne z.Z. noch im Haus meiner Eltern, Studentenleben *g*) nicht so gammelig herumzulaufen, aber nach und nach geht es.
Ich denke daher einer der Wege zur Lösung ist, erstmal sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Möglicherweise hat man auch einen leichten Hang zum Narzißmus, also dass man einerseits nach draußen kein Selbstbewusstsein hat, aber andererseits doch sehr viel auf sich hält und leicht egozentrisch ist. Und daher könnten auch immer die Gedanken kommen, dass andere einen anstarren, weil man einerseits die Unsicherheit in Person ist, andererseits aber so eingebildet ist, zu denken, dass alle diese Leute sich irgendwie einen angucken, sich also in irgendeiner Form kümmern um einen. Aber die meisten werden einen vermutlich nicht wahrnehmen.
Aber das entscheidende ist denke ich einfach Schocktherapie. :-D Mir hilft immer tief durchatmen und unter das Brustbein klopfen (solar plexus) also nicht so feste, hilft auch, dass kann bestimmte Stoffe freisetzen (hat mir mal ein Psychologe gesagt, ist jetzt doof, aber Gorillas machen das auch. ja) Naja, halt zieh dich mal so richtig gut an, schau in den Spiegel, und dann gehe einfach mal am Wochenende in eine überfüllte Fußgängerzone und einfach drauf los. Und man wird sehen: Es passiert absolut nichts. Zum Selbstaustricksen mache dir vorher einen guten Plan, was du tun wirst, solltest du es doch nicht gut aushalten. Nimm z.B. einen Musikplayer mit, oder in ner Tasche irgendnen Pulli zum überziehen oder so. Also Ablenkung etc und soweiter und überlege wohin du "flüchten" kannst. Dann kann man das echt mal versuchen und mit der Zeit gewöhnt man sich wieder daran.
Das kann durch Depressionen und ggf. durch Isolation dadurch kommen, dass bei uns da einfach was in der Anschauung etwas ver-rückt ist. Und das biegt man so mühselig es sein könnte, am einfachsten durch Erfahrungen ("es passiert nichts, keiner glotzt wirklich") und Gewohnheit hat. Man hat sich da irgendwie entwöhnt und muss sich jetzt wieder daran ge-wöhnen.
Ah, da fällt mir noch ein, ich habe auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und mache mir viele Gedanken um andere und um mich. Ich habe immer sozusagen die Angst, dass ich arrogant wirken könnte, wenn ich mich mal vernünftig anziehe. Weil ich solche Leute immer verabscheut habe und nicht so werden will. Aber das ist nur irgendein scheiß Gedanke den man da mal hatte. Weil es besteht kein Zusammenhang, dass man deswegen arrogant wird oder auftritt.
Z.B. viele Frauen finden an Männern ja Hemden sehr schick. Ich _hasse_ Hemden. Vermutlich weil ich weiß, dass sie gut aussehen könne. Ich bin bisher eher der T-Shirt-Typ. Aber ich halte mich immer bedeckt. (Bissl weit ausgeholt, aber ich fand einen Bericht über die amish people (oder so) in den USA interessant, ist zwar leicht sektenhaft, aber die dürfen ja z.B. auch nur so sehr konservativ herumlaufen und es darf z.b. an kein Knopf an der Kleidung zu sehen sein, weil das überheblich sein könnte)
Naja, wie auch immer, aber ich muss sagen, jetzt z.B. mit einem Hemd, das gut aussieht, und den obersten Knopf womöglich auf *g* und dann _ohne_ ein Tshirt drunter, das ist für mich auch noch eine nicht zu kleine Überwindung. Ok, bei Anlassen, wo alle so Hemden, Sakkos tragen, Hochzeiten etc. ist das nicht das Problem für mich, aber im Alltag. Uff.
Am meisten leide ich jedoch unter der Sache, und das fuchst mich am meisten, weil ich z.b. sehr gern Radsport mache (haha), aber diesen gar nicht richtig ausüben kann, weil ich mich niemals am hellichten Tag trauen würde die Klamotten anzuziehen, ist ja recht körperbetont. Und daher kam ich auch auf dieses Problem bei mir. Ganz ehrlich, zur Zeit fahre ich meistens abends, am Wochenende sogar ganz früh morgens oder verkrümel mich am Tag mitm Bike auf Waldwege, obwohl ich lieber mal Straße fahren würd.
Folglich komme ich wieder zum Minderwertigkeitskomplex. Das Beispiel ist gut dafür. Z.B. die sportlichen Klamotten passen mir defintiv und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich auch ganz gut darin aussehe, auch nicht mega-auffällig und ich wohl mit Sicherheit auch keinen schlechten Geschmack habe. Der Denkfehler ist, dass ich wieder zuviel darüber nachdenke, wie mich andere wahrnehme (schau dir z.b. mal an wie manche Sportler herumlaufen*g*, das interessiert niemand eigenltich, weil es funktionell ist). Soo, und ich komme jetzt zum Ende, ich glaube ich habe einfach die Angst davor, dass mich jemand auslachen könnte, weil mir das so quasi meine letzte "Ehre" nehmen würde. (ich kann normal mit solchen Worten nicht viel anfangen). Dann hätten "sie" mir das sozuagen auch "genommen". Und z.b. habe ich ebenso Angst davor, dass jemand sagen würde, ich sähe gut aus. Da würde mir irgendwie übel werden, beinahe. Aber ich glaube ich werde mal eine "Schocktherapie" beginnen. :-D Am meisten Horror habe ich aber Verwandte und Freunde zu treffen, die Verwandtschaft hat mich früher immer schon ein wenig untergebuttert (daher, würden sie mir so meinen letzten Stolz rauben) und die Freunde kennen mich so absolut nicht. Für die bin ich eher so der leicht gammelige Nerd. Aber ich kann im Handumdrehen auch recht gut aussehen, wenn ich will und mich traue. Hab ich festgestellt.
Soweit. Hoffe das ist nicht zu unübersichtlich geworden und wichtig, bin absolut kein Fachmann, hab mich halt nur für diesen psychischen Krams immer schon interessiert.
Hey, einen leicht naiven Tipp noch zum lockerwerden: Hör die mal von den Ärzten das aktuelle Lied "Lasse reden" an. Da ist eine Zeile, die hast du fast wortwörtlich in deinem Beitrag stehen. :-D Mir hilfts.
Und das letzte was ich noch denke, vielleicht wollen wir einfach nur unsere Ruhe haben und nicht sonderlich auffallen dass alles denken "hammer sieht der/die gut aus" und auch nicht dass man uns belächelt. Dass kann wieder aus Kindheitserfahrungen resultieren. Wir wollen einfach dazugehören und "normal" sein und ein wenig gut aussehen dabei. ;-) Ich hab z.B. auch in anderen Bereichen noch das Problem, dass ich meistens was gut kann, wenn ich es nicht unbedingt brauche, und ich keine Erwartungshaltungen habe. Das ist auch ein Punkt mit den Erwartungen, wir denken viel zu viel darüber nach, ob die Leute was von uns erwarten und wir das nicht erfüllen, z.B. dass wir zu gammelig oder so schick herumlaufen. (Noch ein Lied von den Ärzten *g* "Lied vom Scheitern" -> "du bist immer dann am besten, wenn's dir eigentlich egal ist, du bist immer dann am besten wenn dir keiner ins Regal pisst (ok, damit ist einmischen gemeint) *G*"
Also viel Erfolg wünsche ich
Gruß, -Chris