Buch
Steve Biddulph - Männer auf der Suche
Die Ausgangslage ist simpel. Die meisten Männer leben nicht, so seine Erkenntnis. Entweder man hat emotional gehemmte, wandelnde Panzer oder kleine Jungs in Businessanzügen vor sich. Biddulph sieht die Ursache hierfür in der Tatsache, daß männlichen Kindern relativ früh Spieltrieb und Abenteuerlust aberzogen werden, um sie auf die "Ernsthaftigkeit" des späteren (Berufs-)Lebens vorzubereiten. Das Ergebnis: Absperrung kindlicher Gefühle, Neurosenblüte und Aufbau einer männlich-hohlen Scheinwelt. Nach außen toughe Geschäftsleute, innen weinerliche, beziehungsunfähige Männlein. Oft genügt dann irgendein Schlüsselerlebnis, ein Unfall, eine Kündigung etwa, und die wackelige Fassade stürzt in sich zusammen. Nicht umsonst steht der Suizid an dritter Stelle der Todesursachen bei Männern!
Was für Biddulph noch viel schwerer wiegt: Männliche Erziehung findet, spätestens seit der industriellen Revolution, weitgehend ohne Beteiligung der Väter statt. Den Vater als auf dem Weg zum Mannsein dringend benötigte Bezugsperson kennt das Kind meistens nur noch als abendlichen "Vollzugsvollstrecker" für tagsüber angefallene Delikte. Jungen brauchen aber Umgang mit gesunden, älteren Männern, die Mutter alleine kann diesen erzieherischen Aspekt nicht erfüllen. So Biddulph, und hier verrennt er sich vielleicht etwas. Man spürt förmlich des Autors Sehnsucht, den archaischen Jägervater und Familienbeschützer wiederauferstehen zu lassen. Wäre ja schön, Sir, aber auch der kann seine Kinder verbiegen! Dies nur eine Lanze für all die alleinerziehenden Mütter, die schließlich nicht nur Monstren heranziehen.
Aber er hat ja recht, wenn er behauptet, Männer würden leiden und deshalb anderen Leid zufügen. Um die Wunden der Kindheit zu heilen und aus Männern wieder phantasievolle, fühlende Wesen zu machen, hält Biddulph nun seine "Sieben Schritte zur Befreiung" für unerläßlich. Kommen Sie also ins reine mit ihrem Vater (wichtig!), entdecken Sie Ihre Sexualität neu (auch wichtig!) und stellen Sie hinterher verwundert fest: So ist Mannsein schöner!