an0N_1206550499zWenn ich es jetzt mal
dem Diagnosemanual ICD-10 entnehme, sind Depressionen folgendermaßen definiert: "Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden, leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten "somatischen" Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen."
Als "psychotisch" bezeichnet die ICD-10 das Vorkommen von Halluzinationen, wahnhaften Störungen oder bestimmten Formen schweren abnormen Verhaltens, wie schwere Erregungszustände, Überaktivität, ausgeprägte psychomotorische Hemmungen und katatone Störungen. Auch wenn sich die Symptome zum Teil überschneiden (z.B. Agitiertheit und psychomotorische Hemmung), kommen die hier genannten psychotischen Charakteristika erst bei schweren Depressionen zum Tragen und die haben sich vorher schon nicht-psychotisch geäußert. Also mindestens daran, was an Symptomen sonst noch da ist bzw. eben nicht da ist, lässt es sich recht gut unterscheiden.
Von außen nicht so gut zu unterscheiden sind Depressionen von Schizophrenie, die aber nicht mit Psychosen gleichzusetzen ist. Da besteht der grundsätzliche Unterschied zu Depressionen darin, dass Schizophrenie eine Informationsverarbeitungsstörung ist. Außerdem: "Die schizophrenen Störungen sind im allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet." (ICD-10) Verflachte Affekte bedeutet eine gewisse, scheinbare Emotionslosigkeit, nicht aber niedergedrückte Stimmung. Letztere ist das charakteristische Kennzeichen der Depression.