Hallo!
Ich war in einer anderen Situation, aber ein Problem mit Süssem hatte ich auch. Da ich aber ohnehin auch körperlich nicht mehr in Ordnung war (Übertraining, Schilddrüse), habe ich einfach versucht, über lange Zeit den Zucker selbst wegzulassen genauso wie Weissmehl etc.. Ich weiss nicht, ob das jetzt der richtige Ratschlag ist. Denn eigentlich geht es ja bei der Überwindung einer Essstörung darum, wieder alles zu sich nehmen zu können.
Für meinen Teil bin ich aber zufrieden, dann das kann ich jetzt und ich schreibe meinen "Tip" deswegen, weil ich denke dass Zucker eh nicht allzu gesund ist auf Dauer und für mich mein Ersatz gut funktioniert hat. Hier die wichtigsten Punkte:
- Lernen nach Appetit zu essen. Bei mir ging das am Anfang ganz schlecht, denn ich habe noch viel zu viel über mein Essen überlegt. Deswegen habe ich jedes kleinste Bisschen Hunger auf etwas Bestimmtes versucht umzusetzen, um das quasi zu "featuren".
- Damit bin ich beim Punkt Geduld: Ich brauchte viel Geduld, aber mein Essverhalten hat sich von Monat zu Monat verbessert. Natürlich hatte ich viele tage an denen sich wieder Zweifel angemeldet haben oder ich auf einmal dachte, oh Gott, vielleicht esse ich doch zu viel? Vielleicht sollte ich dies oder das doch nicht essen? Aber wichtig war zu üben, diese Tage als solche auch zu erkennen und sich dadurch nicht mehr ganz so sehr auf sie einlassen zu müssen.
- Statt gezuckerte Sachen zu essen habe ich angefangen, mit Obst oder Datteln zu süssen. Ich habe mir den Zuckerregelrecht abgewöhnt und das war gut. Erstens ist es super gesund, zweitens trichtre es nicht mehr, drittens hat man sich selbst nach 10 Datteln theoretisch noch etwas besseres getan als nach einer Tüte Gummibärchen, wenn man schon allein deren Nährstoff-Reichtum betrachtet. Ich allerdings habe noch nie 10 Datteln hintereinander gegessen, wäre mir nach der ganzen Abgewöhnung viel zu süss gewesen.
- Mein liebster "treat" heute noch ist mein morgendliches Porige! Da haue ich alles rein was lecker und gesund ist,- Bugur, Hafer, Kakao (ungesüsst), Dattel, Apfel, peanut butter. Danach habe ich erstmal sowieso keine Lust auf Süßigkeiten mehr und mein Schokohunger ist gestillt.
- Schokolade in Form von der eigentlichen Kakaobohne ist total gesund und auch eine Art "happy maker". Von daher ist es gar nicht unbedingt zu vermeiden, viel davon zu sich zu nehmen. Ich mache mir zum Beispiel gerne Kakao mit Dunkelmilch, die von Natur aus süss ist, wenn ich Lust darauf habe.
-Regelmässige Mahlzeiten liebe ich: Frühstück, Mittag, Abend, dazwischen als Snacks Milchkaffee, Nüsse, Obst oder Rohkost-Gemüse. Die Regelmässigkeit der Mahlzeiten war bei mir eine der gefühlt wirksamsten Punkte gegen Essattacken.
- Ausserdem glaube ich an Vielfalt, also genug Protein, aber auch genug komplexe Kohlehydrate genug Fett und genug Vitamine! Ich weiss nicht, wie viel das wirklich ausmacht, aber weil ich versucht habe, von allen Ecken und Enden gegen meine Probleme anzugehen habe ich mir überlegt, dass mein Körper, falls er von irgendetwas davon zu wenig hat, vor allem nach einer Phase einseitiger Ernährung, er vielleicht so lange danach verlangen wird, bis er es bekommt. Also habe ich versucht, alles abzudecken.
- Damit im Zusammenhang steht natürlich auch die generell ausreichende Menge an Essen. Ich weiss es klingt albern, aber das ist schon wichtig. Nicht nur, um kontrolliert essen zu können sondern auch, um gesund zu bleiben. Der Körper spart schnell irgendwo ein wenn man zu wenig isst und die Konsequenzen merkt man vielleicht erst Jahre später. Auch wenn man noch essgestörte Gedanken hat,- ich habe angefangen mir das auch bewusst zu machen,- um meinen Kopf auch ein wenig mehr auf die "gesunde Seite" zu pushen.
- Essen geniessen. Ist so wichtig für mich! Wenn man schafft wieder Genuss zu empfinden, fängt die Qualität wieder an wichtiger zu werden als die Quantität. Dann wird es auch wieder möglich, ein wenig Schokolade oder ein Stück Brownie statt drei zu essen (was ich regelmässig mache inzwischen), weil man es geniesst. Wenn man sich klar macht, dass man sich an all den anderen gesünderen Sachen wie Gemüse, Kartoffeln etc. jederzeit satt essen kann, muss man auch nicht mehr so krampfig denken, wenn man mal von etwas "ungesünderem" nicht satt wird und der Körper eigentlich nach mehr verlangt.
- Ausserdem, wenn man sich oft genug etwas kleines leckere süsses, sei es eine Hand voll Studentenfutter, Schokolade oder sonst etwas gönnt, dann muss man weiterhin währenddessen nicht denken, dass man die Situation jetzt "ausnutzen" muss, weil man ja sonst nie darf.
Fazit:
All diese Sachen auf einmal umzusetzen, war für mich unmöglich, aber ich bin inzwischen sehr stolz darauf, dass ich es durch Geduld innerhalb eines guten Dreiviertel Jahres geschafft habe, wieder ziemlich entspannt zu essen. Ich habe das Gefühl, meinen Mahlzeiten und Gelüsten vertrauen zu können. Ich kann wieder Sport machen aber auch Pause, wenn es mir zu viel wird.
Ganz viel Glück!!