Das habe ich auch noch gefunden!!
Ständig unter Hochspannung - TV Beitrag - ADHS bei Erwachsenen
ZDF Infokanal
Unzuverlässig, schlecht organisiert, vergesslich: Manche Menschen kriegen weder ihren Job noch ihr Privatleben in den Griff. Doch dass hinter einem solchen chaotischen Verhalten oftmals auch die Diagnose ADHS steckt, wird bei Erwachsenen immer noch selten vermutet.
ADHS, das Aufmerksamkeits-Hyperaktivität ssyndrom, scheint in der allgemeinen Wahrnehmung immer nur Kinder und Jugendliche zu betreffen. Doch was viele nicht wissen: Etwa drei Prozent aller Erwachsenen leiden unter ADHS. Alle hatten diese Störung bereits in der Kindheit, und sie mit in ihr Erwachsenenleben genommen.
Überforderter Mann am Schreibtisch. Quelle: mev
Von ADHS Betroffene haben oft erhebliche Schwierigkeiten im Alltag.
Betroffene können nicht wie sie wollen
Die Betroffenen haben oft große Probleme im Arbeitsleben: Sie sind häufig schlecht organisiert, können selten Ordnung halten, vergessen Termine, verzetteln sich, geraten in Stress. Sie sind schnell begeisterungsfähig, die Begeisterung lässt aber genauso schnell wieder nach. Dadurch fangen sie vieles an, bringen aber nur wenig zu Ende.
Bei den Kollegen, Vorgesetzten, Familienmitgliedern und Partnern kommt dieses Verhalten oft schlecht an, sie titulieren die Betroffenen gerne als unzuverlässig, faul oder schlampig. Dabei sind die ADHSler nichts von alledem. Professor Wolfgang Retz, ADHS-Spezialist und Psychiater an der Universität Homburg: "Die Betroffenen können viele Anforderungen nicht erfüllen, die an sie gestellt werden. Es ist nicht ein nicht Wollen, es ist ein nicht Können!"
Leiden bleibt oft unerkannt
Im Gehirn eines ADHS Betroffenen spielen die Botenstoffe nicht mit. Sie sind für die Verarbeitung von Reizen und Informationen verantwortlich. Dadurch kommt es zu einer Reizüberflutung. Wurde die Krankheit nicht bereits im Kindesalter festgestellt, leiden die Betroffenen nicht selten ihr ganzes Leben unter ihren Defiziten, fühlen sich minderwertig, erreichen im Job nicht das, was sie eigentlich leisten könnten.
Neurowissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass bestimmte Hirnleistungen bei ADHS-Patienten beeinträchtigt sind.
Dazu kommt, das ADHSler auch wesentlich emotionaler sind als gesunde Menschen, und stärker auf eine freundliche Arbeitsatmosphäre angewiesen sind. Das zieht weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen nach sich. Oft werden nur die Depressionen behandelt, das zugrundeliegende ADHS aber nicht erkannt.
Geniale Denker
Würden diese Menschen richtig therapiert, könnten sie im Job Höchstleistungen bringen, davon ist Cordula Neuhaus, eine der führenden ADHS-Therapeutinnen überzeugt. "Und die Patienten müssen sich unbedingt einen Beruf aussuchen, der Ihnen Spaß macht. Dann haben sie auch Interesse. Denn wenn ein ADHSler etwas macht, was ihn interessiert, dann macht er das auch besser als andere." Daher gäbe es auch Berufe, in denen sie überproportional häufig anzutreffen seien und in denen sie sehr erfolgreich sind: Journalisten, Künstler, Computerspezialisten oder auch Menschen in Pflegeberufen.
In schweren Fällen können auch Medikamente verordnet werden.
Verschiedene Behandlungsformen
Bei der Therapie kommt es darauf an, wie ausgeprägt das ADHS ist. Medikamente wie Methylphenidat, auch bekannt unter dem Markennamen Ritalin, sorgen dafür, dass die Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht geraten und ihre Funktion normal ausführen. Dazu brauchen die Betroffenen eine Verhaltenstherapie. Hier lernen sie, wie ihr Gehirn funktioniert und mit welchen einfachen Tricks sie ihre Defizite ausgleichen können, wie etwa Erledigungslisten schreiben oder Ordnungssysteme schaffen. Auch Kommunikationstraining kann hilfreich sein.
von Sigrid Born und Nicole Würth
Quelle: http://infokanal.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,8010662,00.html