Hallo liebe Emma,
ich kann jetzt auch nicht vorbeigehen an deiner Frage... mir drängen sich so viele Gedanken auf...
Es tut mir wirklich sehr leid, dass du diesen Druck gerade aushalten musst. Und gleichzeitig bewundere ich deine Stärke, die du bisher gezeigt hast!! Ich finde es super, dass du bestimmte Schritte gegangen bist. Alleine hier im Forum zu schreiben, nach Hilfe und Rat zu fragen – und dir mal die Last von der Seele zu schreiben. Und auch der Schritt zur Polizei, den finde ich auch gut, alleine für dich! Dass du dir jemanden an die Seite holst, jemanden, der dir professionellen Rat geben kann.
Aber ich möchte vor allem loswerden, dass du dich freisprechen darfst von der Verantwortung, die dir dieser Mann auf deine Schultern gelegt hat: nämlich, dich zwischen seinem und dem Leben deines Kindes zu entscheiden. Nein, nein, nein – diese Verantwortung ist NICHT deine!
Einen Selbstmord anzudrohen ist wohl eines der wirkungsvollsten Druckmittel. Dabei überträgt ein Mensch einem anderen Menschen die Verantwortung für sein Leben. Auf eine höchst manipulative und unfaire Art. Er ist selbst derjenige, der Entscheidungen treffen kann für sich und sein Leben. Entscheidungen, die ihn in die eine oder andere Richtung in seinem Leben lenken.
Was aber zusätzlich noch passiert ist, er hat dir wohl auch von seinen „Plänen“ für den angedrohten Selbstmord erzählt. Da hat er dich noch weiter hineingezogen in diese Verantwortung – dir noch mehr aufgebürdet. Dich zu einer Art „Mitwisserin“ gemacht. Obwohl du es sicher so nicht wolltest. Hier darfst du ganz mündig deine Grenze ziehen! Stopp sagen, wenn du nicht weiter diesen Weg gehen willst mit ihm. Auch wenn es ein „theoretischer“ Weg ist.
Gleichzeitig macht es mich nachdenklich, welchen Druck er wohl in dieser Situation auszuhalten hat. Wenn er weiß, dass seine Familie euer Kind (vielleicht!) niemals akzeptieren kann. Das berechtigt ihn nicht zu dem, was er dir gegenüber androht. Es zeigt aber seine innere Verzweiflung. Auch er hat Anspruch auf Hilfe, jedoch muss er sich dafür entscheiden, es wollen. Das wäre sein Ausweg, sich Unterstützung und Rat für seine Situation und Position zu holen. Ich möchte damit sagen, dass auch er eine Wahl hat.
Ich kann mir nur annährend vorstellen, in welcher Gewissenslage du dich gerade befinden musst. Diese Drohung im Nacken zu haben und dein Kind im Bauch, dass du doch jetzt schon liebst und in dein Herz geschlossen hast. Das, was du jetzt tatsächlich tun kannst, ist Verantwortung für DICH und DEIN KIND zu übernehmen. Das darfst du, das ist mütterliche Fürsorge.
Hast du denn jemanden neben und hinter dir, der dir den Rücken stärkt? Familie, Freunde...?
Was kannst du dir denn vorstellen an zusätzlicher Unterstützung, was kann dich stark machen?
Es gibt sicherlich auch in deiner Nähe eine Anlaufstelle, die sich mit solchen Fällen auskennt. Die dir guten Rat und wirklich auch gute, ganz praktische Unterstützung anbieten kann.
Ich möchte dir wirklich raten, dich stark zu machen, dir alles an Hilfe und Rückendeckung zu holen, die du jetzt gebrauchen kannst. Damit du dich nicht alleine fühlst und deine innere Kraft entdecken kannst!
Es geht nicht darum, dass du dich gegen den Mann stellst, den du wohl liebst (oder geliebt hast), sondern, dass du dich zu deinem Kind stellst. Und so hat er wieder die Verantwortung auf seiner Seite – er kann sich entscheiden, ob er sich nicht doch noch zu seinem Kind stellen möchte.
Wie geht es dir denn heute? Mit welchen Gedanken bist du in die neue Woche gestartet?
Schreib doch wieder, das wäre schön!
Ganz liebe Grüße! Lavena