Mein Partner hat mir in unserer gesamten Beziehung immer erklärt, wie wichtig ihm Ehrlichkeit ist, dass er jemanden, der lügt nicht versteht und so jemanden auch nicht in seinem Leben haben wollte. Ich habe das an ihm immer sehr geschätzt und es war eine Eigenschaft, die einen großen Teil meiner Liebe zu ihm ausmachte.
So etwa nach zwei Jahren gestand er mir, dass er mich in einer für mich sehr ernsthaften und wichtigen Sache über die ganze Beziehung hinweg mehrere Male angelogen hat. Mich hat das sehr sehr verletzt und das Bild, dass ich von ihm bis dato hatte, ziemlich ins Wanken gebracht. Es tat ihm auch sehr leid, er hat sogar geweint und mir versprochen, dass es nie wieder vorkommt und so habe ich ihm verziehen. Dennoch fiel es mir in der Folge manchmal schwer, ihm etwas zu glauben. Ich sagte mir aber immer wieder, dass er im Grunde ja ein ehrlicher Mensch ist.
Dann fand ich heraus, dass er mich in einer weiteren Sache im Laufe der gesamten Beziehung anlog. Ich war tief getroffen, vor allem, weil es ihm gar nicht mehr leid zu tun schien.
Nun habe ich aber mitgekriegt, dass er mich immer mal wieder aus Bequemlichkeit anlügt, eben, weil es gerade unangenehm wäre, die Wahrheit zu sagen (weil sich daraus ja vielleicht z.B. eine Diskussion ergeben könnte). Er fand das völlig in Ordnung. Ich sagte aber, dass Ehrlichkeit für mich die Grundlage einer Beziehung ist und mich das sehr trifft, weil er mich schon einige Male anlog und es somit schon schwer genug ist, ihm zu vertrauen. Er meinte, das wären ja gar keine richtigen Lügen...für mich ist eine Lüge aber nunmal, wenn man vorsätzlich nicht die Wahrheit sagt. Er findet, dass das kleine Notlügen sind, die keine Beachtung verdienen.
Nur ist mein Problem, dass ich mir nun nie sicher sein kann, wann er mir überhaupt mal ehrlich antwortet oder ob es nicht bequemer ist eine "Notlüge" zu erzählen und das
nimmt mir die Vertrauensbasis.
Er sagt, ich übertreibe und solle mich darüber nicht aufregen, will aber gleichzeitig nicht, dass ich mich in der Zukunft solcher "Notlügen" bediene.
Übertreibe ich nun mit meinem Beharren auf Ehrlichkeit? Und wenn ja, wie geht man damit um, nie so genau zu wissen, was man von seine Aussagen für bare Münze nehmen kann? Oder ist das gar nicht so wichtig?