Hallo zusammen,
ich brauche etwas objektives Feedback, weil ich selbst verständlicherweise zu involviert bin... :-/
Mein Freund und ich sind inzwischen fast 1 Jahr zusammen, aber ich habe immer noch Zweifel, ob diese Beziehung das Richtige ist...
Wir wohnen nicht zusammen.
Das Problem ist, denke ich, dass wir sehr verschiedene soziale Stellungen und (vermutlich dadurch bedingt) andere Weltanschauungen haben...
Zu mir:
Ich bin 27 Jahre, von Hause aus grundsolide, bin Nichtraucher, habe Abitur, ein Studium abgeschlossen, war im Ausland (im Rahmen des Studiums), habe einen guten Job und komme aus einer Familie, die man wohl als "besser" bezeichnen würde. (Ich will hier nicht angeben, sondern nur die Situation erklären).
Ich bin eher ordentlich (keine notorische Putzerin, bei mir liegt auch mal was rum und ich fange vor Besuch auch an nochmal schnell ein paar Kleinigkeiten wegzuräumen, aber es ist schon ordentlich), lege viel wert auf Kultur und Bildung und bin ziemlich weltoffen.
Ich bin der Meinung, dass man auch was leisten muss, um etwas zu schaffen, hänge mich sehr rein und habe bisher auch immer alles erreichen können, was ich mir vornahm. Manchmal früher, manchmal später und manchmal auf Umwegen. So ist das Leben.
Ich plane viel im voraus, denke über die Konsequenzen meines Handelns nach und überlege mir die beste Lösung, auch wenn mir diese eigentlich nicht gefällt.
Mein Freund ist 28 Jahre, kommt aus einer sozial einfachen Familie, ist schon jahrelang arbeitslos, lebt von Hartz4. Seine Vergangenheit ist -angeblich- ziemlich abenteuerlich (Affären, Seitensprünge, Drogenexzesse - zumindest letzteres stimmt!).
Die Schule hat er nach der 11. abgebrochen, "Wer ein Studium und Abi macht, ist eh doof und ein Fachidiot " -sagt er. Er hat eine Ausbildung gemacht, ist danach aber bald gekündigt worden.
Er ist starker Raucher, Kiffer, Online-Rollenspieler, hat Schulden. Sein Umgang in Sachen Freunden ist nicht der beste. Meine Oma würde sie vermutlich als Menschen bezeichnen, nach deren Besuch man die Silberlöffel nachzählen muss.
Er ist ein Besserwisser (egal zu welchem Thema), lügt, dass sich die Balken biegen, wenn er Geschichten erzählt und es ihn dadurch besser, interessanter oder schöner dastehen läßt, und lebt im Dreck und Voll-Chaos (eine Messi-Wohnung ist nichts dagegen. Und ich weiß wovon ich rede...).
Mit der Körperhygiene ist es bei ihm auch nicht sehr weit her. Er wäscht sich, wenn ich ihn darum bitte, aber sowas sollte in unserem Alter nicht mehr nötig sein sollte, schließlich bin ich nicht seine Mutter.
Er ist in seinem Leben nicht wirklich viel herumgekommen (natürlich auch durch seine Arbeitslosigkeit bedingt), hat allerdings wenig Bedürfnis mal über den Tellerrand zu schauen. Seine Welt endet 3 Straßen hinter seiner Wohnung. Wozu in die Ferne schweifen?
Die Notwendigkeit von Hausarbeit, Bildung, Ordnung und Selbstdisziplin sieht er nicht ein.
Gemeinsamkeiten haben wir nicht wirklich, gemeinsame Freunde auch nicht.
An sich kommen wir gut miteinander aus, solange es nicht um Grundsatzdiskussionen oder Fachsimpeleien geht. Ich schlucke viel herunter, um keinen Streit heraufzubeschwören.
Sexuell sind wir kompatibel, aber das allein ist mit als Grundlage einer Beziehung zu wenig.
Da es finanziell bei ihm natürlich nicht rosig aussieht, bezahle ich praktisch alles alleine. Auch mehrere Mahnungen habe ich für ihn bezahl - obwohl man zu seiner Verteidigung sagen muss, dass ihm das nicht wirklich recht war.
Die Frage ist nun: Ist diese Beziehung zum Scheitern verurteilt, weil er mir einfach nicht genug ist oder führe ich mich einfach auf wie eine verwöhnte Prinzessin und sollte mich "lieber nicht so anstellen"?
Bringt es etwas, meine Gefühle, meine Zeit und auch mein Geld in diese Beziehung zu investieren?