Hallo Joju
Ich kann es mir ungefähr vorstellen,wie du dich gerade fühlst,denn mir ging es damals ähnlich.Ich war auch in einem Kreislauf meiner atypischen Anorexie gefangen,zu der durchaus auch Fressanfälle gehörten,die ich jedoch versuchte mit übermäßigen konsum an ausdauertraining auszugleichen,was gleichermaßen krankhaft war.
Ich habe mich furchtbar gefühlt.Für mich gab es auch nur das eine oder andere.Endweder Fressen oder Hungern und nur wenig normal essen,etwas anderes gab es für mich nicht.
Ich liebte und hasste mein Verhalten und wusste,dass ich damit nicht weitermachen durfte.Immer wieder nahm ich mir vor,wieder normal zu essen.Doch es klappte nicht,weil die Fresstage mir immer wieder meinen Kick gaben.
Was ich echt wichtig finde,ist,dass du es erkannt hast,dass du aufhören musst,aber dir auch eingestehst,dass du die Essstörung noch nicht ganz hergeben willst.
Damals hatte ich das auch und habe es heute immer noch manchmal.
Das ist wichtig,dass du die Gefühle nicht als falsch abstempelst.Am Allerbesten lasse die Gefühle gegenüber der Essstörung,egal,ob du ihr gegenüber gute oder negative Gefühle hast,völlig wertfrei.
Denn Gefühle hat jeder Mensch und die kann man nicht werten.Dafür kannst du nicht.
Wichtig ist nur,dass du weißt,dass du diese Gefühle in dir hast.
Es ist wichtig,dass du herausfindest,wofür du die Essstörung hast.
Ich fand es damals wichtig,dass man mir meine Essstörung nicht "wegnehmen" wollte,dass anerkannt wurde,dass die Essstörung aus irgendeinem Grund wichtig für mich war/ist.
Diesen Grund muss man herausfinden.
Denn man weiß ja eigentlich,dass weder die Essstörung Ursache noch Lösung ist.
Nur dass muss man auch dem Herzen klar machen.
Nutze deine "hellen" Momente,um in dir zu forschen.Dann wirst du vielleicht merken,was dahinter verborgen ist/war.Dann wirst du die Essstörung wohlmöglich mehr und mehr loslassen können.
Versuche es nicht krampfhaft zu erzwingen.Habe Geduld mit dir.
Ich wollte immer viel zu viel.Von heute auf morgen normal zu essen war mir damals gar nicht möglich.Aber ich habe es immer wieder von mir verlangt und das war ein Fehler,weil ich mich für jedes "Versagen",jedes Zurückfallen in die Essstörung mehr gehasst und gestraft habe.
Und das nützt niemandem etwas.
Du musst versuchen,Verstand und Emotionen in Einklang zu kriegen.Das ist nicht leicht,es dauert vielleicht lange,aber ich denke es ist effektiver,als der krampfhafte Versuch ein "fehlerhaftes" Verhalten zu löschen.
Du musst klein anfangen und die Ziele nicht zu hoch ansetzen.Von heute auf morgen geht nichts.Verzeihdir kleinere Ausrutscher.
Ich habe versucht,wenn ich mich in der Lage dazu gefühlt habe,an den Fresstagen weniger zu fressen.Zwar immer noch mehr,als normale Menschen,aber immerhin,dass mir nicht übel war.
Und an den Hungertagen habe ich im Gegensatz dazu etwas mehr gegessen.Damit habe ich mich der normalen Ernährung wieder etwas angenährt.
Ich habe auch etwas zugenommen,aber im Normalgewichtsbereich und ich habe verstanden,dass ich nie zufrieden mit meinem Gewicht werden würde,egal,was die Waage anzeigt,wenn ich MICH nicht annehme und zwar nicht nur meinen Körper.
Ich hoffe,ich konnte dich in deinem Weg zur Gesundheit etwas unterstützen,
drücke dir die Daumen,
EisblumexXx