Hallo Lotta,
Erst einmal ein ganz großes Kompliment an dich.Soetwas,wie du hier machst,würden wahrscheinlich nicht viele tun.
Ich finde es klasse,dass es noch Menschen gibt,die sich um andere "kümmern" oder zumindest daran Anteil nehmen und überhaupt erst einmal die Beobachtungsgabe dafür haben,zu merken,dass etwas nicht stimmt.
Außerdem denke ich,dass alles,was du in deinem Bericht erwähnt hast stimmt.
Ich finde Magersucht/Essstörungen im Arbeitsleben sind immer ein schwieriges Thema.
Ich persönlich habe meinen Chefs nie von der Magersucht erzählt,nur gesagt,dass ich längere Zeit krank war,wenn danach gefragt wurde,weil ich die Krankheit eben nicht mit in mein Berufsleben schleppen wollte.
Ich denke nämlich,dass es nicht nur Vorteile hat,die Magersucht an der Arbeitsstelle zu thematisieren,da dadurch schnell Ablehnungen,Vorurteile,aber auch Bevorzugungen und übertriebene Rücksichtnahme stattfindet,die weder den Arbeitskollgen noch der Betroffenen selber wirklich gut tun würden.
Deswegen würde ich wahrscheinlich noch etwas warten,ehe ich das Thema Magersucht ansprechen würde,da sie sich nicht in eine Rolle gedrängt fühlen soll,aus der sie nicht mehr herauskommt.
Ich weiß jetzt nicht,um welche Ausbildung es geht.Aber es wäre vielleicht günstig,wenn man die Aufgabenaufteilung so gestaltet,dass sie mit ihrer Aufgabe zufrieden und erfolgreich ist.
Allerdings nur,wenn sich das machen lässt.
Denn ich finde auf der anderen Seite auch,dass jeder gleich behandelt werden sollte.Es hilft nichts,Magersüchtige immer in Samtfolie einzuwickeln.Erstens ist das Leben nun einmal nicht so und zweitens könnte sie das sogar nur noch stärker in die Essstörung zurücktreiben.
Ich finde es am besten,wenn zwischen euch ein vertrauensvoller,respektvoller Umgang herrschen würde,bei dem sie angemessene Aufgaben bekommt,bei denen sie weder über-noch-unterfordert ist.
Ich denke nicht,dass du mehr für sie tun kannst.
Falls sich die Situation natürlich nicht bessert und du mit ihr ins Gespräch kommen solltest,würde ich ihr freundlich und verständnisvoll aber auch energisch,wie oben schon erwähnt,sagen,dass es so auf Dauer zu Schwierigkeiten kommen könnte,da es für keinen der Beteiligten so mehr zu stemmen wäre.
Das klingt vielleicht hart.Aber manchmal müssen Magersüchtige einfach aufwachen.
Als ich in mein Praktikum gegangen bin hat sich keiner um mein Wohlbefinden gekümmert und auch ich war Monate zuvor noch schwer essgestört.In diese Phase war ich noch sehr labil,aber sie hat mich im Endeffekt stärker gemacht,weil ich gemerkt habe,ich kann etwas,wofür ich die Nahrung brauche,außer das Hungern.
Ich denke jeder sollte so weit sein,um in das Berufsleben eingegliedert werden zu können.Das ist eine wichtige Vorraussetzung.Ansonsten hat alles keinen Sinn.
Jemand der nur halb gesund ist kann schon schlecht arbeiten,aber jemand der seiner Krankheit verfallen ist,sollte nicht arbeiten.
Ich habe begriffen,dass die Arbeit wichtig ist und dafür einen Teil der Essstörung losgelassen.Wenn sie noch nicht so weit ist,dann ist es natürlich ziemlich schwierig,sie zu erreichen.
Das ist das,was ich aus meinen Erfahrungen gezogen habe.
Gib ihr also mehrere Chancen,aber nicht zu viele.Denn die Einzige,die sich hier eine Chance geben muss,ist eigentlich sie selber.