Hallo,
bisher war ich immer nur stille Mitleserin, habe mich aber nun doch dazu entschlossen mich hier zu registrieren.
Mich würde interessieren, wie bei euch die ambulante Therapie aussieht, sofern ihr denn eine macht?
Macht ihr eine Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische/analytische Therapie?
Sucht ihr in euren Therapiestunden nur nach den Ursachen oder sprecht ihr auch mal über aktuelles Essverhalten und Gewichtsveränderungen?
Ich habe schon einige Therapieerfahrungen hinter mir, war gerade jetzt Anfang dieses Jahres erneut für drei Monate stationär und mache, seitdem ich entlassen worden bin, eine ambulante Therapie. Eigentlich bin ich mit meinem Therapeuten auch total zufrieden, ich konnte Vertrauen aufbauen, kann gut mit ihm sprechen und habe - endlich - das Gefühl, dass sich jemand auch mal um die Ursachen kümmert.
Und trotzdem bin ich seit heute völlig verwirrt, dass es ihn scheinbar gar nicht interessiert (?), wie meine körperliche Verfassung ist bzw. wie sehr mich mein Essverhalten eigentlich im Alltag beeinflusst.
Ich bin seit ungefähr 8 Jahren essgestört (bin jetzt 24) und es war immer ein Mittelding zwischen Magersucht und Bulimie.
Anfang diesen Jahres bin ich mit einem BMI von 16 stationär gegangen, wobei ich aber auch sagen muss, dass es auch um einige andere Dinge gegangen ist und es sich "nur" um eine akut psychiatrische Klinik handelte. Mir war bewusst, dass die sich wahrscheinlich nicht so auf die Essstörung konzentrieren, aber das es so vollkommen ignoriert wird... :(
Es hat sich kein Schwein für mein Essverhalten interessiert. Ich wurde zugepumpt mit Medis, bekam (u.a. auch dadurch) FA's ohne Ende und nahm in kurzer Zeit verdammt viel zu. Ich kam damit überhaupt nicht zurecht, aber Aussagen der Ärzte war lediglich nur: "Ihr jetziges Gewicht ist doch vollkommen in Ordnung." :roll:
Eigentlich kann man sich da ja schon denken, dass es dann zuhause nicht lange gut geht, aber ich habe mich doch eine zeitlang gut gehalten und war einigermaßen symptomfrei!
Nur irgendwann kamen die Zweifel und Gedanken zurück, Stress auf der Arbeit und zuhause, ein Medikament habe ich abegesetzt und ich war wieder schneller in der ES als ich gucken konnte...
In der letzten Zeit habe ich nun wieder 10kg abgenommen und bin nun wieder an der Grenze zum UG.
Auf der Arbeit macht sich gerade meine eine Kollegin wieder Gedanken, mit meinem Mann gibt es auch ständig Stress wegen dem Essen... und ich habe wahnsinnige Angst davor, wie es eigentlich weiter geht. Phasenweise schaffe ich es wieder zu essen, aber dann holen mich die ES-Gedanken so stark wieder ein... mir geht es auch wirklich nicht gut zurzeit, obwohl ich nach außen hin immer noch funktioniere.
Nun aber zu meiner eigentlichen Frage... mit meinem Therapeuten habe ich bisher immer um Auslöser, etc. gesprochen. Er weiß auch, dass es mit dem Essen nicht gut läuft, hat es aber bisher nicht weiter kommentiert.
Auch heute wollte ich wieder mit ihm über das Essen sprechen und habe ihm auch erzählt, dass ich von einigen wieder auf meine Gewichtsabnahme angesprochen worden bin und damit überhaupt nicht gut umgehen kann.
Er hat aber weiterhin nur nach dem geguckt, was die letzten zwei Wochen passiert ist und stellt es immer wieder in den Raum: Ich muss Grenzen setzen, muss lernen mich abzugrenzen, muss Kontrolle anderweitig erlenen, darf nicht immer alles mit mir machen lassen... (so in der Art) ... dann wird es sich auch legen, dass ich über das Essen meine Kontrolle suche.
Zum Schluss meinte er dann nur noch, dass ich ja auch nicht untergewichtig bin und das also, was das angeht, alles ok ist.
Das war für mich irgendwie ein Schlag ins Gesicht... und gleichzeitig ein Freifahrtsschein. Wenn schon mein Therapeut sagt "es ist ok" ... ist es dann wirklich ok so weiter zu machen? Ständig zu hungern, zu kotzen??
Funktioniert diese Art und Weise der Therapie wirklich? Nur nach den Auslösern zu gucken, die zu bekämpfen und dabei völlig Essverhalten und Gewichtsentwicklung zu ignorieren? In der Hoffnung, dass sich alles von alleine gibt, wenn Ursachen erstmal bearbeitet worden sind?!
Ich bin echt verunsichert... :(
Wie war das bei euch?
Lg, Nelli