Weiß, was Du meinst
Hallo Malinchen,
ich weiß genau, was Du meinst.
Mir ist es ähnlich gegangen mit meiner Mutter. Damals war ich aber 9 Jahre alt. Und ich kam absolut nicht damit zurecht, dass sie nicht mehr aus dem Krankenhaus zurück kommt. Sie hatte Krebs. Als ich dann 12 Jahre alt war, starb mein Vater. Meine Welt brach endgültig zusammen und ich war verzweifelt. Wie sollte es weiter gehen und wie geht es meinen Eltern.
Ein paar Tage oder Wochen nach dem Tod meines Vaters hatte ich einen so starken und intensiven Traum, den ich noch heute weiß. Wir haben oft Träume die auch relativ intensiv sind und im Laufe des Tages so blass werden, dass man sich irgendwann nicht mehr erinnern kann.
Damals der den sehe ich heute noch genauso, wie ich ihn damals mit 12 hatte. Und ich hatte erst sehr viel Angst in dem Traum.
Er fänge an, dass ich an einem ganz schummrigen Abend auf einem See mit einem Zelt schwimme. Das Zelt ist aufgeklappt und vorne raus paddele ich ziellos mit den Händen um irgendwo an den Rand zu gelangen, den ich nicht sehen kann. Es ist alles so neblig und ich kann nicht weit schauen. Und dann komme ich doch an einen Strand. Es ist eine Insel im See. Dort stehen drei alte Gräber aus Stein mit einer Platte oben drauf. Die waren aber alle daneben geschoben und in einem saß mein Vater, in der Mitte meiner Mutter und ganz rechts saß noch jemand aus meinem Dorf, der auch in der Zeit gestorben ist, wie mein Vater. Alle drei saßen da in Ihren Steinschachteln und lachten, alberten herum und erzählten sich gegenseitig Witze. Ich glaube, so habe ich meine Eltern nur sehr selten gesehen. Sie waren so fröhlich und gut gelaunt und ausgelassen. Das tat meinem Herzen so gut. Also paddelte ich wieder von Ihnen weg. Sie bemerkten mich zum Glück nicht.
Das war so ein schöner Traum und als ich aufwachte, wußte ich, das wo immer sie sind, es geht ihnen gut. Sie sind dort, wo sie endlich wieder glücklich sein dürfen.
Die Wissenschaft der Traumforschung sagt, dass man vieles in Träumen verarbeitet. Das kann ich aus Erfahrung sagen, dass das auch so ist, das einem das Gehirn manchmal im Traum mit Dingen konfrontiert, die man vorher am Tag erlebt hat. Und manchmal löst es auch Dinge, mit denen wir nicht umgehen können. Das ist richtig und kann ich nur bestätigen.
Aber ich weiß nicht, ob mein Gehirn mir mit 12 Jahren so einen Traum schickt, in dem nicht wirklich viel passiert oder ich mich danach so gut fühle.
Fakt ist, dass mir dieser Traum so viel Trauerarbeit erspart hat. Nicht, dass ich nicht heute ab und an daran knabbere, dass mir zwei der allerwichtigsten Personen so früh genommen wurden. Nein, das bestimmt nicht. Aber ich wußte einfach, dass es Ihnen gut geht. Und das strahlte auch alles in mir aus.
Hoffe, ich konnte Dir damit ein bisschen weiter helfen.
Liebe Grüße und pass gut an Weihnachten auf Dich auf.
Frohes Fest.