Hallo alle miteinander,
ich finde es wirklich gut, dass es diese plattform gibt. ich hab jetzt seit 3 tagen nicht mehr richtig geschlafen, weil es da ein riesenproblem gibt, das mir den kopf zermatert und wogegen ich eigentlich vollkommen hilflos bin. ich würde mich sehr freuen, wenn mir der ein oder andere einen ratschlag geben könnte.
soviel vorweg, dieser beitrag wird ein bisschen länger, aber ich glaube einfach, dass das notwendig ist, um die ganze komplexität dieser furchtbaren geschichte zu verstehen...
es geht um meine exfreundin, mit der ich fast 4 jahre zusammen war. eine bilderbuchschulliebe, die damit endete, dass ich den militärdienst antreten musste und meine verflossene in eine 500km entfernte stadt gezogen ist. wir haben für die dauer von etwa einem jahr jeglichen kontakt eingestellt, weil wir beide einfach viel zeit für uns selbst brauchten. nun habe ich sie vor etwa einem jahr das erste mal wieder gesehen und sie hat mir erzählt, dass sie magersüchtig sei, sich aber in therapie befände. der körperliche zerfall war ihr nicht sofort anzusehen, da sie ein geschicktes "zwiebel-kleidungs-prinzip" benutzt, um von ihrem aussehen abzulenken. wir sehen uns etwa vierteljährlich und ich dachte mir, dass die ganze angelegenheit nur ein "hilfeschrei", oder etwas ähnliches sei. die tage und monate strichen dahin und jedes mal, wenn wir kaffee getrunken haben, sah sie schlimmer aus.
sie hat eine therapie angefangen (im oktober letzen jahres), sich aber selbstständig und gegen den rat der nach zwei monaten ärzte entlassen und eine ambulante therapie angefangen, wenn es diese therapie denn überhaupt gibt (ich vermute, dass bei der geschichte etwas nicht stimmt...ein arzt mit gesundem menschenverstand würde sofort ihre einweisung veanlassen, denke ich)... sie reiste ständig durch die welt und hat dadurch anscheinend einfach verdrängt, wie schlimm es um sie steht. nun habe ich sie über das wochenende zu mir eingeladen, weil ich in die nähe gezogen bin und sehr besorgt um ihren zustand bin. und da kam dann der dünne hammer. sie ist 1.80m groß und wiegt nur noch 42kg. ihre beine und arme sind absolut dünn und ihre haut ist sehr trocken, sie ist vollkommen entkräftet (kann keine 200m am stück gehen, ohne zu hecheln und sieht insgesamt sehr sehr kaputt aus).
es kam nun wie es kommen musste, ich habe mich mit ihr zusammengesetzt und mich mit ihr darüber unterhalten. erschreckenderweise hat sie vollkommen rational und berechnend darüber gesprochen und mir bis ins kleinste detail ihre verhaltensweisen und deren gründe erläutert. sie weiß also, was mit ihr los ist und wie es um sie steht. dass sie den ernst ihrer lage erkennt glaube ich nicht. auf die frage, in welchem medizinischem stadium sie sich befindet (zwischen anfangsstadium und exodus) antwortete sie, dass es "das letzte stadium" sei, also kurz vor dem exodus. ihre ärztin meinte, es sei ein "wunder" dass sie noch lebe und im endeffekt nur eine frage der zeit, bis sie an herzrhytmusproblemen sterbe. sie kann jeden moment umfallen und ist tot. sie ist absolut gleichgültig gegenüber sich selbst und ihrem leben geworden und meinte, sie fände ihren körper ekelhaft und es wäre vollkommen egal, ob sie lebe oder nicht.
wir kamen auch auf das thema einer stationären therapie zu sprechen und ich sagte ihr, dass es ihre einzige chance sei, aus diesem teufelskreis herauszukommen. es sei auch keine schande, sich hilfe von außerhalb zu besorgen, weil jeder mensch in ein loch fallen könnte, aus dem er sich alleine nicht herausziehen kann. sie schilderte mir daraufhin, dass sie unter gar keinen umständen nocheimal eine therapie anfangen würde. sie vertraut lieber darauf, dass ihre freunde ihr die kraft geben, das ganze alleine zu schaffen. sie sagte, dass sie sich gerade in einer art hochphase befindet, vollkommen motiviert sei und dass sie weiß, dass sie es alleine schafft. warum sie soviel angst vor der therapie hat, weiß sie selbst nicht. sie will viel viel lieber weiterstudieren und nicht noch mehr zeit "verlieren". dass es um ihr überleben geht, will sie anscheinend nicht wahrhaben.
nun, gestern ist sie wieder gefahren und ich habe ernsthaft überlegt, ob ich sie zur nächsten klinik bringe und ihre mutter anrufe, dass sie einen entmündigungsantrag via eilverfahren erwirkt. ich habe sie gefragt, ob ich sie nicht doch lieber ins krankenhaus bringen sollte, aber sie wollte nicht. ich kann sie doch nicht einfach so gegen ihren willen dazu zwingen, obwohl ich mir denke, dass es der einzige weg ist, ihr zu helfen.
naja. nun sitze ich hier und habe wahnsinnige angst, dass sie nichteinmal die nächsten tage überlebt. ich weiß, dass es nicht meine schuld wäre, wenn sie stirbt, aber es ist trotzdem ein furchtbares gefühl, jemanden zu verabschieden, der dem tode so nahe steht und zu wissen, dass es vielleicht das letzte mal war, dass man diese person hat lachen sehen, oder sich mit ihr unterhalten hat.
hättet ihr vielleicht ein paar anregungen, oder vorschläge, was ich unternehmen könnte, damit sie endlich anfängt eine therapie zu machen? ich bin ziemlich fertig wegen der ganzen geschichte und bräuchte einfach ein paar meinungen.
danke...