M Vergleich zu heute waren die Moeglichkeiten der sexuellen Selbstfindung irgendwo begrenzt:
strengere Moral mit vielen Verboten, Kuppelei-Paragraph (im Westen), viel weniger Unterhaltungstechnologie, kaum Verhuetungsmittel. Aber die Unterschiede gehen ja noch weiter. Eine wichtige Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang immer wieder stelle, ist: Was passierte damals eigentlich mit den Jugendlichen, die gegen die Regeln verstossen haben?
Ein Beispiel, das fuer viele steht: Eine minderjaehrige junge Frau hat in den fuenfziger oder sechziger Jahren im Westen Sex vor der Ehe. Weil sie verliebt ist oder neugierig oder ihr erstes Mal endlich erleben moechte egal. Wenn sie Glueck hat, bleibt die Sache geheim, sie wird nicht schwanger, ihr erster Sexpartner heiratet sie oder erweist sich als Gentleman und schweigt. Wenn sie Pech hat, spricht sich die Sache rum, und ihr Ruf ist ruiniert. Wenn sie richtig Pech hat, machen die Eltern einen Riesenskandal, sie landet im Heim. Dort wird sie regelmaessig gynaekologisch zwangsuntersucht, weil die Heimleitung glaubt, dass sie der gewerbsmaessigen Unzucht nachgeht und geschlechtskrank ist, weil sie vor der Ehe Sex hatte.
Bis in die fruehen siebziger Jahre hinein war Sex vor der Ehe (im Westen) der haeufigste Grund fuer Heimeinweisungen bei minderjaehrigen jungen Frauen. Und vor 1975 wurde man erst mit 21 volljaehrig. Das heisst, Du konntest 19 oder 20 Jahre alt sein und von den Eltern oder vom Jugendamt wegen sexueller Aktivitaeten in ein Heim fuer schwer Erziehbare eingewiesen werden.
Heute undenkbar. Sex vor der Ehe ist doch heute abgesehen von streng glaeubigen Kreisen allgemein akzeptiert. Und dafuer bin ich der sexuellen Revolution schon sehr dankbar.