Stimmt mein Lieber
also das mit dem Erlernen der Kommunikation. Viele Paare die ich kenne, denken tatsächlich, sie REDEN miteinander - und wenn ich das dann mit den Gesprächen vergleiche, die ich zuhause habe, ist das ein völlig anderes Niveau.
Mich ärgert das ja auch immer ein wenig: unsere Kinder haben so wundervolle Fächer wie Ethik und Religion - meiner Meinung nach wäre es tausendmal sinnvoller, ein Fach "zwischenmenschliche Beziehung / Kommunikation" einzuführen, denn sonst muss man diese "wahre" Gesprächskultur mühsam und zeitintensiv lernen (was auch nur geht, wenn beide es wollen, man den richtigen Partner dafür hat und man irgendwoher den lehrreichen Input bekommt). Manche lernen es nie. Woher auch? Die allgegenwärtigen Medien sind eigentlich eher ein Negativbeispiel, in Schulungen für den Einzelhandel wird das Personal darauf trainiert, auf besonderns freundliche und kommunikative Kunden zu achten, weil sie potentielle Ladendiebe sind, und im Hausflur oder auf der Strasse, im Büro oder im Supermarkt gibt man weder gern was von sich preis noch mag man wirklich offen sein für Kommunikationsangebote anderer.
Und noch etwas: Für alles und jedes gibt es eine Bedienungsanleitung und eine Hotline. Überall bekommst Du zu jedem Quark den Du erwirbst, ein Handbuch, eine Garantie und ein Plug-and-Play-Werbeversprechen . Nur bei der allerallerwichtigsten Sache überhaupt, den zwischenmenschlichen Beziehungen, da steht man allein im Regen, dümpelt jahrelang vor sich hin und küsst 28 Frösche bevor einem aufgeht, woran es wirklich mangelt (und da sind wir wieder beim eigenen Anteil: sagt Dir in dem Moment nicht ein Mensch, der das DARF und von dem Du das auch ANNEHMEN kannst - "Du, schau mal, das hat was mit DIR zu tun, frag dich warum DU bist wie du bist..." sondern wirst Du allein gelassen, kommt Dir die eine oder andere glücklichmachende Erkenntnis vielleicht NIE.)
Ich bin froh, in Foren oder bei Gesprächen mit Freunden auf Gleichgesinnte "Lernwillige" zu treffen - muss aber leider feststellen, dass das kritische (Selbst)Hinterfragen und der Wunsch nach Erkenntnis auf einer tieferen Ebene immer seltener wird. Viele Leute geben sich sofort und ohne weiter nachzudenken mit dem zufrieden was ihnen serviert wird. Sie stellen keine Fragen mehr. Sich nicht und dem Partner auch nicht.
Dabei sind doch gerade Fragen ein unverzichtbares Zeichen von Interesse am anderen, oder?
Zum letzten Satz von Dir noch eine Anmerkung:
Wenn Du den Unterschied zwischen "miteinander lachen" und "übereinander lachen" nie gelernt hast und lachen als Form der partnerschaftlichen Aggression oder Abwertung missverstehst, dazu noch ein schlechtes Selbstbild kommt und DANN noch dazunimmst, wie wenig viele über Wirkmechanismen von Kommunikation wissen, dann wundert es doch nicht wirklich, dass so wenig Spass in deutschen Betten und Wohnzimmern herrscht. Wir geben uns lieber "seriös", bierernst und zeigen damit, wie "WICHTIG" alles ist.
Warum eigentlich? Wenn ich irgendwann meinen (zugegebenermassen gewöhnungsbedürftigen) Humor verlieren sollte, lasse ich mich sofort einsargen. Das musste mein Mann mir versprechen. ;-)