Hallo,
ich denke, Deine Freundin hat extreme Probleme damit, ihrer kleinen Tochter die Familie zu zerstören und glaube kaum, dass ihr Verhalten noch irgendwas mit ihrem Mann zu tun hat.
Hat sie denn ihrem Mann noch immer nicht gesagt, dass sie sich neu verliebt hat?
Das wäre an Deiner Stelle für mich das wichtigste überhaupt, dass sie ihrem Mann gegenüber mit komplett offenen Karten spielt.
Ich selbst hatte eine ähnliche Situation: Ich wollte die Trennung, mein Mann litt sehr, wollte nicht alleine leben (er ist 20 Jahre älter als ich), hätte es finanziell nicht hin bekommen usw. Ich war bereits neu verliebt.
Ich habe dann mit offenen Karten gespielt, wir haben weiterhin die Wohnung zusammen, ich aber bin in meiner Freizeit bei meinem Freund (der 100 km weit weg wohnt von mir und meiner Arbeitsstelle), an den Wochenenden und natürlich auch im Urlaub. Mittlerweile hat mein Mann auch eine Frau kennen gelernt, bei der er die Wochenenden verbringt. So läuft es gut mit diesem beiderseitigen Arrangement. Mein Mann und ich sind nur noch Freunde.
Ich denke, was Dich am meisten verletzt, ist, dass Deine Freundin nicht mit ganz offenen Karten spielt, oder?
Ich kann sie irgendwie verstehen, dass sie gegenüber ihrer Kleinen Schuldgefühle hat, ihr nicht gleich einen neuen "Papa" präsentieren möchte und vielleicht in dieser Beziehung auch etwas Rücksicht auf ihren Mann nimmt, der vielleicht sehr an seinem Töchterchen hängt.
Es ist schwierig für sie, alles unter einen Hut zu bringen.
Sie kann nicht stundenlang von ihrer Tochter getrennt sein, das belastet sie. Sie will für ihre Tochter da sein und diese nicht ständig dem Vater überlassen. Das ist etwas, das ich gut nachvollziehen kann.
Ich würde noch nicht mal meinen Hund ständig bei meinem Mann lassen, um mich mit meinem Freund zu treffen.
Ich nehme sie mit, da gibt es keine andere Alternative. Nur mit einem Hund ist das halt unkomplizierter als mit einem Kleinkind.
Genau das kann Deine Freundin eben nicht, also befindet sie sich bestimmt in einem ganz ordentlichen Dilemma.
Mir würde es nicht anders gehen. Ich habe keine Kinder, aber wenn ich mich entschlossen hätte, eins zu bekommen, dann wäre es für mich selbstverständlich, alles Erdenkliche für dieses Kind zu tun, dafür mein Leben umzukrempeln, Einbußen hin zu nehmen usw.
Insofern scheint Deine Freundin eine sehr gute und verantwortungsbewusste Mutter zu sein.
Ich fände es recht unsensibel von Dir, sie unter Druck zu setzen, denn ich kann mir vorstellen, dass die Sehnsucht nach Dir sie jetzt ebenso stark quält wie Dich.
Andererseits kann sie aber vielleicht auch den Druck nicht mehr ertragen, den Du auf sie ausübst.
Sie möchte gerne bei Dir sein, kann aber irgendwie nicht, das ist mit Sicherheit sehr belastend für sie, weil sie Dich schon mehrfach enttäuschen musste, Deine Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Natürlich verstehe ich auch, dass Dir ihr Verhalten weh tun muss, andererseits kannst Du nicht die uneingeschränkte Aufmerksamkeit von ihr erwarten, sie hat Verpflichtungen.
Wenn Du geduldig sein kannst, wird die Sache sich von selber irgendwann lösen.
Ich finde, wenn Du sie wirklich so von Herzen liebst, wie Du sagst, solltest Du auch Verständnis für ihre schwierige Situation haben und ihr Zeit geben, alles so zu regeln, dass es sich für sie richtig anfühlt.
Mein Freund hat Verständnis für mich, er akzeptiert, dass ich mich in meiner Lage nicht 100 %ig für ein Leben mit ihm entscheiden konnte, da mein Mann in dieser Zeit der Entscheidungsfindung selbstmordgefährdet war.
Mein Freund ahnte, dass unserer Beziehung unter einem schlechten Stern stehen würde, wenn mein Mann sich wirklich was angetan hätte und ich mit der Schuld nicht hätte leben können.
Das ist echte Liebe! Ich bin ihm unendlich dankbar für dieses Verständnis.
Bitte denk nochmal über Deine Haltung Deiner Freundin gegenüber nach und ich bin überzeugt, Ihr könntet glücklich werden!
Liebe Grüße
Katrin