fadia_11861889Liebe Alessia
Bei mir ist es heute 19 Tage her, das man mir das Liebste genonnen hat, was ich hatte und je haben werde. Ich würde alles dafür tun, damit ich sie wieder habe. Aber du musst jeden Tag aufstehen und Dir denken, dass es deine Mami so gewollt hätte. Du musst nicht glücklich sein, vielleicht werden wir es irgendwann wieder, unsere Mamas hätten es so gewollt, dass wir es werden.
Bei mir war es so plötzlich - ich war im Urlaub - und ich konnte mich nicht verabschieden, es zerreißt mir bis heute das Herz und auch jetzt, wo ich dir schreibe muss ich bitter weinen. Wein so viel wie Du kannst, schreie, sei sauer auf alles und jeden - fünf Minuten später ist dir alles wieder egal. Mir ist eigentlich alles egal, die Sonne, der Frühling, meine Haustiere. Schreib Deiner Mama einen Brief, auch unter Tränen. Ich hatte bisher nur einmal die Kraft einen Brief zu schreiben und werde es jetzt aber weitermachen. Schau am besten im TV keine Filme oder Werbungen an, das macht noch trauriger, ich lasse immer Sport 1 nebenbei laufen, damit es nicht so leise ist.
Hast du Geschwister? Ich leider nicht. Ich würde auch am liebsten zu ihr, aber sie würde es nicht wollen. Sie will dass Du weitermachst und nicht aufgibst.
Oft kommt es mir so vor als stünde ich neben mir und würde mir zuschauen und denke mir: das ist doch jetzt nicht ausgerechnet MEIN Leben? Das kann ja nicht wahr sein!
Klar kommen kann man damit nicht - Du kannst nur lernen damit zu leben. Und all diejenigen, die Dich trösten und so scheiss erzählen, wie dass die Zeit alle Wunden heilt - ich kann sie nicht ertragen und distanziere mich von ihnen. Die meinen sie sind superschlau, obwohl sie noch nie in unserer Situation waren und vielleicht hoffentlich auch nicht sein werden. Ich wünsche Dir liebe Alessia ganz ganz viel Kraft, Du musst dich überwinden, jeden Tag und irgendwann wird es hoffentlich besser für uns werden.
Anbei schicke ich dir noch ein Gedicht, das ich sehr schön finde und mich ein bisschen tröstet. Ich hab es als Hintergrund auf meinem Handy und schau es mir immer an:
Steh nicht weinend an meinem Grab.
Ich liege nicht dort in tiefem Schlaf.
Ich bin der Wind über brausender See.
Ich bin der Schimmer auf frischem Schnee.
Ich bin die Sonne in goldener Pracht.
Ich bin der Glanz der Sterne bei Nacht.
Wenn du in der Stille des Morgens erwachst,
bin ich der Vögel ziehende Schar,
die kreisend den Himmel durcheilt.
Steh nicht weinend an meinem Grab,
denn ich bin nicht dort.
Ich bin nicht tot. Ich bin nicht fort.
Joyce Fossen
Ganz liebe Grüße, ich drück Dich
Julia