Ich möcht mich erst mal ein wenig vorstellen...
Mein Name ist Ina und ich komme aus Österreich.
Ich bin Restaurantfachfrau von Beruf und bin schon seit einigen Jahren mit meinen Freund zusammen und wohnen auch schon lange zusammen.
Nun zu meiner Geschichte.
Mein Freund und ich wir reden seit einigen Jahren nicht mehr mit seiner Mutter und gehen uns auch erfolgreich aus dem Weg. Seine Eltern sind geschieden. Sein Vater ist Alkoholiker und erst seit einen Jahr in Pension (er ist 61). Ab dem Tag an wo er nicht mehr arbeiten gegangen ist, hat er nur mehr gesoffen und geraucht.
Ich hab immer ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt. Eben als seine Schwiegertochter. Aber als Vater hat er absolut versagt. Er hat zwar meinen Freund oft Geld zugesteckt wenn er ihn gesehen hat aber wirklich interessiert hat er sich nicht für ihn/uns. Er wollte einfach nicht. Ich hab ihn so oft eingeladen das er zum Essen zu uns kommen soll oder an Weihnachten oder oder oder. Ich hab dauernd angerufen obs ihm gut geht, ob er was braucht, ob ich ihn wohin fahren soll etc. Er hat immer abgelehnt. Dann irgendwann ist es mir auch zu blöd geworden und ich hab auch nicht mehr angerufen. Das letzte mal hab ich ihn vor 11 Monaten gesehen und telefoniert hab ich das letzte mal vor ca. 10 Monaten mit ihm. Seit dem war Funkstille. Ich hab nicht eingesehen das immer alles von mir kommen soll. Schliesslich ist er der Erwachsene.
Dann am 30.11.2008 um 21.08 läutet das Handy von meinen Freund, das Krankenhaus war dran und man hat ihm mitgeteilt das sein Vater gerade eben verstorben sei. Mir hat es den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich dachte ich kipp um oder übergeb mich oder so.
Wir sind also mit dem Taxi ins Krankenhaus um nachzufragen was den passiert sei. Im Krankenhaus hat man uns dann mitgeteilt das er am Freitag eingeliefert worden sei mit der Rettung und am Sonntag ist er verstorben. Wir haben ihn dann auch noch mal sehen können und er hat schrecklich ausgesehen. Total abgemagert, unrasiert (mindestens ein paar Monate), dreckige Fingernägel wie ein Obdachloser hat er ausgesehen. Die Ärztin hat uns dann erklärt das es Organversagen gewesen war. Meinen Freund haben sie gleich im Krankenhaus eine Beruhigungsspritze gegeben. Der war völlig neben der Spur.
Eine schlaflose Nacht lag hinter uns und wir fuhren in seine Wohnung um die Papiere für die Bestattung zu holen. Mein Freund sperrte die Tür auf und ging rein, hinter ihm ging meine Mutter und dann ich. Ich hab geglaubt ich bekomm einen Herzinfarkt. Diese Wohnung hat ausgesehen das kann ich gar nicht beschreiben. Eine absolute Messi- Wohnung. 100e Zeitungen. 100e leere Schachteln und Stangen Zigaretten. 100e Schnaps- und Weinflaschen. Duzende Essensreste am Boden die schon ewig da lagen. Das Bett voller Körperflüssigkeiten (Kot, Urin, Blut und undefinierbares). Zentimeter hoch.... Das Badezimmer war die Krönung der ganzen Wohnung. Der Kot ist bis zur Decke hoch auf den Fliesen verschmiert gewesen. Die Toilettenschüssel zerfressen vor lauter Dreck. Der Boden *kotz* Ich wollt gar nicht reingehen weil ich Angst hatte das ich mich mit was anstecke oder ich mir eine Krankheit hole.
Wir haben dann die Papiere in Kiloweise Dreck rausgesucht und zusammengepackt und sind dann zur Bestattung. Haben alles allein regeln müssen weil seine Geschwister (von meinen Freund) im Ausland wohnen. Wir waren absolut überfordert und wussten gar nicht was wir alles machen mussten. Aber die haben uns eh von einen zum anderen geschickt. 4 ganze Tage waren wir unterwegs von einen Amt zum anderen, von einer Versicherung zu anderen, von dort nach da. Abends haben wir immer zu Hause seine Papiere sortiert das wir irgendwann mal auf einen grünen Zweig kommen. Er hat ALLES aufgehoben. Leere Kuverts, Reklame alles zwischen Zeitungen und Dreck. In jeder Ecke irgendwas. Ich hab zwischendurch das Gefühl gehabt mir wächst das alles über den Kopf. Mein Freund hat alles irgendwie in Trance überstanden. Dann die Beerdigung.
Das schrecklichste was ich jemals durchmachen haben müssen. Nicht nur das meine Schwiegermutter auch da war, nur um zu sehen wer von seinen "Freunden" gekommen ist. Ob viele Leute da sind oder nicht. Ob wir auch alle schön trauern und heulen! Ich hab so gut es gegangen ist meinen Freund unterstütz und versucht für ihn da zu sein. Ich hab ihn noch nie so in einen schrecklichen Zustand gesehen wie bei der Beerdigung. Aber er hat sich Verabschiedet und anscheinend mit dem Thema an diesen Tag abgeschlossen.
Und jetzt kommt mein eigentliches Problem.
Ich hab eben noch nicht damit abgeschlossen. Ich war immer so im Stress um alles zu erledigen und ich war immer die, die überall die Situation erklären hat müssen. Mein Freund ist immer nur daneben gestanden und hat wenns sein hat müssen eine Unterschrift gesetzt.
Ich hab meine Gefühle verdrängt um für ihn stark zu sein. Aber jetzt ist mein zusammenbruch nahe. Ich kann einfach nicht mehr. Obwohl ich ihn lange nicht mehr gesehen hab, fehlt er mir doch sehr. Früher, auch als wir keinen Kontakt mehr hatten, hatte ich immer das Gefühl er ist doch da. Und wenn ich ihn brauchen würde, wäre er in meiner Nähe.
Ich mach mir auch grosse Selbstvorwürfe das ich nicht angerufen hab. Oder das ich nicht hingegangen bin. Es sind schliesslich zu Fuss nur 5 Minuten. Vielleicht hätt ich ihm helfen können. Vielleicht wenn ich nur ein wenig sturer gewesen wäre vielleicht würde er noch leben. Er ist 4 Tage vor seinen 62. Geburtstag gestorben und 24 Tage vor Weihnachten. Es zerrt sehr an meinen Nerven. Ich weiss es ist blöd wenn ich mich dafür verantwortliche mache, aber es ist nun mal so.
War von euch auch schon mal jemand in der Situation und ist da wieder irgendwie herausgekommen??
Ich möcht nicht zu einer Psychologin gehen oder so. Ich will es selbst schaffen ich weiss nur noch nicht genau wie. Ich versuch so gut wie möglich ihn loszulassen, aber es gelingt mir nur schleppend.
Tut mir leid das es so lange geworden ist aber vielleicht kann sich der ein oder andere dann besser in meine Lage versetzen.
Liebe Grüsse INA