hinrik_12752112Hallo, keine Ahnung, ob du oder jemand anders dies jetzt liest. Aber deine Nachricht hier, obwohl sie schon so viele Jahre her ist, wie ich eben erst sehe, hat mich tief bewegt.
Auf dem Weg bzw. der Suche, ein Instrument, bzw. einen Lösungsansatz zu finden, wie ich meine Tage, Nächte, Wochenenenden, überhaut den Rest meines Lebens noch aushalten soll, habe ich diese Seite gefunden und dies jetzt 3 mal gelesen. Am 25. Mai 2019 ist mein über alles geleibter Mann Jörg gestorben. Ich hatte nie ein leichtes Leben, hab mich aber nie beschwert, weil ich kein anderes, sondern nur dieses Leben hier habe. Schlimme, böse Scheidungen mit allem und mehr, als ein Mensch alleine tragen kann. Wir kannten uns über 40 Jahre, haben uns immer wieder in unseren vorigen Leben mit den Expartnern begleitet. Vor 6,5 Jahren wussten wir, warum diee tiefe Freundschaft uns immer so viel bedeutete und erkannten, dass es Liebe wurde. So haben wir im April 2017 geheiratet, in Dänemark, nach dem romantischsten Heiratsantrag auf Sardinien. Wir mussten uns nie erklären, haben uns angeschaut und gewusst, was der andere denkt oder fühlt, haben endlich unser beider Traum, uns so oft erfüllt, wie wir konnten - nämlich Städtereisen zu machen. Und das taten wir so oft wir konnten. Zuletzt waren wir Anfang Mai in Kalabrien. 11 Tage, wovon es an 7 Tagen regnete, hagelte und Hochwasser war. Aber das machte uns nichts. Merkwürdigerweise sprachen wir in diesem Urlaub zum ersten Mal über den Tod und was wir gerne hätten, wenn der eine gehen muss. Welche Lieder wir gespielt werden sollen usw usw. Unter anderem sagte er, (weil wir beide am Bodensee aufgewachsen sind und da gelebt haben) dass er gerne seine Asche im Bodensee verstreut haben wollen würde. Aber dass wir jeweils ein wenig Asche aufbewahren und wenn der andere von uns, der zurück bleibt mal wieder so weit ist, um Städtereisen zu machen jeweils eine Brise der Asche nimmt und es als Spur für den anderen hinterlässt in dieser Stadt. Auch ein bestimmtes Lied, welches uns seit Ostern 2019 begleitete, spielte zufällig im Radion, als mein Sohn uns vom Flughafen der Rückreise abholte. Da schaute mein Mann in den Rückspiegle zu mir nach hinten und lächelte. Mein Sohn wunderte sich über unser Lächeln bei so einem bewegenden und teilweise traurigen Lied. "und dann gehst" von Ina Regen. Und Jörg erklärte ihm unsere Gespräche in Kalabrien, mit dem Zerstreuen der Asche im Bodensee und den Brisen Asche für die Städtereisen usw. Da erklärte mein Sophn uns, dass das in Deutschland verboten sei. Aber wir grinsten über unsere ursprünglich gewitzte Aussage. Und exakt eine Woche später kam ich von der Arbeit nach Hause und fand meinen geliebten Jörg tot auf dem Küchenboden liegend mit Herzstillstand. In den ersten Tagen des Horrors der Gefühle, habe ich keine Ahnung, wie diese vergangen sind, aber mein Sohn Lukas hat über die Schweiz eine Agentur ausfindig gemacht, sodass der Wunsch meines Mannes erfüllt werden konnte mit der Asche. Diese inzwischen vergangenen 14 Wochen habe ich, wie auch immer, noch lebend funktiniert. Nach den Formalitäten eine Wohnung gesucht für mich mit 60 Jahren, 22 Wohnungen angeschaut, sich teilweise gefühlt wie ein Aussätziger, weil ich behandelt wurde wie ein Überbleisel, warum ich als ältere Dame überhaupt eine 3 Zimemr Wohnung suche, wozu, wer für die Miete mit bürgen würde usw. usw. Alptraum. Endlich habe ich eine halbwegs bezahlbare Wohnung gefunden, dank meiner Familie und Freunden diesen Umzug und das Räumen des Hauses hinter mich gebracht. Und jetzt geht mir die Arbeit aus und ich habe das Gefühl, ein monstergroßes Loch hat sich geöffnet und ich komme da emotional nicht mehr raus. Alles erinnert mich an ihn. In meinem Herzen und meiner Seele bleibt er für immer, und alle sagen, es heißt "Trauerjahr (e)" aber wie übersteht man die Zeit bis dahin, bis dieser tonnenschwere Rucksack der Erinnerung und Trauer, den man nicht tragen kann, der einen runter zieht und es Null Lösungsansätze gibt, wie man sich da wieder hochbringt. Wenigstens ein wenig, damit man wieder essen und halbwegs mehr als unterborchen 2-3 Stunden Schlaf jede Nacht hat, weil man ja arbeiten muss, um die Miete zu bezahlen??? Trotz dem sogenannten guten familiären und freundschaftlichen Netzwerks, das man hat. Alle gehen nach Hause oder bleiben da, aber nach dem kurzen Gespräch oder auch Besuch oder auch sich in der Stadt treffen.... alle gehen Heim und haben jemanden. Und ich (ihr auch) geht in die Wohnung und die ist sicher wohnlich, und nett und dekoriert oder was weiß ich, aber gemütlich kann es nicht sein. Ich hab das Gefühl, dass niemals mehr sich das Gefühl einstellt, gerne HEIM zu gehen. Was für ein Heim, ohne ihn. Wie soll das ein Zuhause sein, wenn er nie mehr wieder kommt, nie mehr auf mich wartet, nie mehr fragt "hey Schnucki, wann kommst du endlich heim"....... was er so oft fragte, wenn ich mal länger arbeiten musste. Wenn ich z.B. irgend eine Aufgabe erledigt hab, ob in der Wohnung oder im Geschäft und für Minuten oder Stunden nichts zwingendes ansteht, was jetzt sofort sein muss, dann spüre ich genau dieses Gefühl aufkommen, es beginnt in dem linken Arm, also ob mein Blut weh tut, was sich da Richtung Herz und Hals bewegt, dann mischt sich das mit dieser aufkommenden Unruhe und ich hab den Eindruck ich will sofort sterben und bei ihm sein. Natürlich nur für eine Weile, weil sich selbst das Leben nehmen keine Option ist. Aber wie schafft man da raus, ohne Antidepressiva, ohne irgend welche Psychotherapien, die einem das ganze alte Leben (welches längst verarbeitet ist) aufzuwühlen. Das will man nicht beleuchten oder anschauen, sondern JETZT Hilfestellungen bekommen. Aber wie????? Wie hält man das aus??? Ich hab den Eindruck wie ihr sicher auch, den Verstand zu verlieren. Keine Lebensfreude mehr. Trotz der geleibten Kinder und Enkelkinder, Geschwister und toller Freunde. Wie macht man das??? Das jetzt sind die ersten Zeilen, die ich schreibe in den 14,5 Wochen. Ich hoffe sehr, dass trotz der über 10 Jahre alten Beiträge es irgend jemand liest und mir zurück schreibt. Danke..