Hallo ihr Lieben,
ich freue mich so, diesen thread gefunden zu haben. Ich bin dringend auf der Suche nach Austausch. Ich bin 31 Jahre alt und habe meine Mutter verloren, als ich 9 Jahre alt war. Sie ist an Krebs gestorben. Meine Schwester war erst 4.
Mein Vater war total überfordert damit. Er ist selber ein Mensch, der eine schwere Kindheit hatte und in meiner Mutter wohl eher eine Mutter suchte denn eine Partnerin. Er kann nicht nähren. Er ist launisch und unempathisch, hat viel Alkohol getrunken, uns viel beschimpft und angeschrien. Selten konnte er uns Wärme und Nähe geben. Er konnte sich seine Schwäche nicht eingestehen und hat nie Hilfe gesucht. Nicht für sich, nicht für uns. Ich habe den Kontakt zu ihm mehrfach abgebrochen, weil er mir noch das letzte Stück Energie nimmt, das ich doch für mich selbst so dringend brauche.
Ich war jahrelang emotional und körperlich total verwahrlost. Wurde in der Schule zu Aussenseiterin. Stand immer still in der Ecke des Pausenhofes, als ich auf eine neue Schule wechselte wurde ich dort 2 Jahre lang gemobbt. Mein Vater hat all das "übersehen". Tausendundein politisches Projekt hat er gestartet, um die Welt zu verbessern, aber seine Kinder hat er verwahrlosen lassen.
Ich habe mich früh um meine Schwester kümmern und sie tagtäglich babysitten müssen. Ich habe ihre Haare gemacht und ihre une meine Kleider repariert. War ihr die starke Schulter zum anlehnen, die ich nie hatte. Manchmal aber habe ich auch meine Wut auf meinen Vater an ihr ausgelassen und ich habe heute schreckliche Gewissensbisse deshalb. Als ich aus meiner frühen Mutterrolle auszubrechen begann und mit 18 zu meinem ersten Freund zog, und später mit ihm in eine andere Stadt, fiel meine Schwester in eine große Krise. Sie war viele Male in der Klinik. Sie zog kurz nach mir zuhause aus, als sie noch nichtmal volljährig war.
Ich habe große Probleme in nahen Beziehungen. Einerseits habe ich riesige Probleme, Menschen zu vertrauen und bin oft unnahbar. Ich kann oft meine Gefühle nicht zeigen, weil ich nicht vertrauen kann, dass andere sie ertragen können. Ich überfordere Andere damit noch mehr sehr, als ich selbst überfordert bin.
Bei kleinsten Problemen kann die Welt sofort in sich zusammenfallen und ich bekomme emotionale Zustände, in denen ich zu dem hilflosen Kind bin, das nur noch schreit und um sich haut. Nur in einem erwachsenen Körper. Meine Freunde können es sich meist nicht vorstellen, da ich im Alltag alles so überdurchschnittlich gut im Griff zu scheinen habe. Aber meine Partner müssen es früher oder später erleben und es schockiert sie tief.
Andererseits werde ich so süchtig nach Nähe, dass ich die Tendenz habe Menschen einzuengen. Ich kann meine Partner nicht gehen lassen, will sie ständig kontrollieren.
3 Männer haben mich schon deshalb verlassen - 2 Andere wollten mich unbedingt und dachten ich sei die Frau ihres Lebens, weil sie selber extrem nähesüchtig waren und endlich bei mir die extreme Nähe fanden, die sie suchten. Aber die wollten auch genährt werden und konnten nicht nähen. Ich habe sie verlassen, weil ich niemanden mehr bemuttern kann. Das hat mich als Kind schon so überfordert, als ich es musste.
Ich kann nicht richtig geben und nicht richtig nehmen.
Ich bin seit 6 Jahren in Therapie und vieles hat sich dadurch verbessert. Aber diese abgrundtiefe Trauer, die mich immer wieder überwältigt, das schwarze Loch aus Einsamkeit in das ich falle, das kann einfach keiner nachvollziehen.
Ausser ihr wahrscheinlich...