Schwierige Frage...
...mein liebster Exfreund war Halbrusse. Unsere Trennung hatte nichts - aber auch gar nichts - mit seinem kulturellen Hintergrund zu tun. Im Gegenteil, ich fand ihn angenehmer vom Charakter, da weitaus offener, aktiver, ritterlicher, leidenschaftlicher und tiefgründiger als den deutschen Durchschnittsmann (mit dem ich aber ohnehin nicht viel anfangen kann).
Er hat mir allerdings erzählt, dass in seiner "alten Heimat" (nur die Grosseltern lebten noch von der wiege bis zum Grab in Russland, die Eltern wanderten schon im Erwachsenenalter aus) SOZIALE Unterschiede ganz gravierend auf die Erziehung insbesondere der jungen Männer einwirkten. Ein russischer Akademikersohn (so wie er zum Glück ;) ) sei von seinem Verhalten Frauen gegenüber absolut nicht zu vergleichen mit einem russischen Arbeitersohn und das Gefälle nicht nur zwischen arm und reich, sondern eben auch die Unterschiede in der Pädagogik und dem entsprechenden Verhalten seien viel extremer als in Deutschland.
Dieses stereotype Vorurteil von russischen Männern à la "trinken, Pascha sein, Frauen demütigen" etc. stamme eher aus den schwächeren sozialen Schichten und sei dort allerdings grassierend weit verbreitet. Entscheidend sei seiner Meinung nach, ob der russische Junge starke Frauen als Vorbilder hätte. Dabei kommt es nicht auf die Berufstätigkeit an, denn im Kommunismus waren ja eigentlich alle Frauen berufstätig. Es ist eher schichtspezifisch, denn die Bauarbeiterin (ja, die gab es tatsächlich) hatte eben ein anderes Selbstverständnis als die Professorin, auch wenn beide Berufsgruppen u.U. fast gleich verdient haben. Ein russischer Junge mit Akademiker-Mutter hätte eher Respekt gelernt.
Also kurz und schlecht, die nationale Herkunft sagt nichts aus ausser höchstens eine latente Tendenz, aber wenn ein gewisses Elternhaus hinzukommt, kann sich so ein Verhalten ausprägen wie das, unter dem Du jetzt leidest. Dann allerdings denke ich, sind die Chancen auf "Heilung" eher schlecht.