Hallo,
ich möchte beichten.
Mein Leben ist eine einzige Lüge. Es fängt bei meiner Frau an, mit der ich seit gut 5 Jahren zusammen bin, mit der ich ein Kind habe, aber nicht zusammen lebe.
Ich liebe sie nicht, sage es aber immer wieder. Sie ist nicht mein Typ Frau und sie behandelt mich wie Dreck, aber ich liebe sie. Nein, es ist falsch, daß ich sie liebe. Ich weiß nämlich gar nicht, was Liebe eigentlich ist. Ich nehme an, daß sie mich liebt, aber ich weiß es eigentlich gar nicht. Sie sagt es wiederholt und macht mir Geschenke, verwöhnt mich und bekocht mit am Wochenende, wenn ich bei ihr bin. Mein Kind habe ich gerne, aber eine richtige Bindung fühle ich zu ihm nicht. Damit das kleine Mädchen es nicht merkt, mache ich ihr Geschenke.
Ich sage, daß ich ein erfolgreicher Unternehmer bin und im Jahr einen Gewinn von einer halben Mio. erwirtschafte. Das Unternehmen existiert, aber es gehört meinem Bruder und ich bin nur der Buchhalter. Er hatte mich eingestellt, weil ich nicht ein noch aus wußte. Ich habe doch eine Familie. Sogar meine Frau weiß nicht, daß ich keinen Anteil am Betrieb habe.
Ich fahre einen fast neuen Mercedes C-Klasse, der mir nicht gehört, sondern dem Betrieb meines Bruders.
Mir geht es gut so, aber wenn einer merkt, daß ich lügen könnte, dann nehme ich reissaus. Auf keinen Fall darf ich über meine Situation nachdenken, denn dann falle ich in ein tiefes Loch.
Ich bin 31, habe viel und doch gar nichts, aber es macht mir nichts aus. Es ist mir egal, daß meine Frau sich so viele Gedanken über mich macht. Mich freut es, wenn sie sich um mich kümmert.
Den Urlaub verbringen wir zu dritt im Ferienhaus meines Bruders auf Gran Canaria. Sie glaubt, es gehört alles mir und sie freut sich so über den Schmuck, den ich ihr erst vor kurzem zum Valentinstag geschenkt hatte.
Nur meine Eltern wissen von meinem Spiel, weil ich vor meiner Mutter nichts geheim halten konnte, aber sonst weiß niemand, daß ich mein Leben spiele. Es ist mir egal, denn ich habe sowieso keine Gefühle.
Mir ist es egal, was aus meiner Frau und meinem Kind wird, aber mein Kind soll gut über mich denken. Es weiß, der Papa ist reich und hat ein Haus im Süden, auf das die anderen Kinder im Kindergarten ganz neidisch sind. Ja, der Papa ist toll.
Ich fühle mich toll.
Danke fürs Zulesen.