Vorurteil Nummer 1: Die Pille reguliert den Zyklus
Der weibliche Zyklus beginnt mit dem Gehirn, das das Hormon FSH auschüttet. Diese Hormon bewirkt das in beiden Eierstöcken Eier wachsen. Die Eier bilden das Hormon Östrogen. Wenn der Östrogenspiegel im Blut hoch genug ist, weiß das Gehirn, dass die Eier reif sind, und schüttet das Hormon LH aus. Dieses Hormon löst den Eisprung aus. Aus der Eihülle bildet sich der Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon Progesteron bildet. Progesteron blockiert im Gehirn die weitere Hormonbildung, so dass der Körper kurzfristig ausgeschaltet ist und gespannt wartet, ob das Ei befruchtet wurde und sich in der Gebärmutter einnistet. Der Gelbkörper lebt nur 10-16 Tage. Wenn bis dahin keine Schwangerschaft eingetreten ist, löst das Absterben des Gelbkörpers eine Blutung aus. Der Körper steht damit wieder auf Null, die Hormonhemmung im Gehirn ist aufgehoben und mit dem Hormon FSH beginnen die nächsten Eier heranzureifen.
Dieses Zusammenspiel der Hormone ist kompliziert und funktioniert nicht immer perfekt. Die Zykuslänge schwankt normalerweise um bis etwa 8 Tage in einem Jahr und liegt zwischen 25 und 35 Tagen.
Die Pille tut etwas ähnliches, wie der Gelbkörper nach dem Eisprung: Sie schaltet die Hormonsteuerung im Gehirn aus. Der Körper bildet kein FSH mehr, kein LH, kein Östrogen und kein Progesteron. Stattdessen werden ein künstliches Östrogen und ein künstliches Progesteron zugeführt. In der Pillenpause führt der Hormonentzug zu einer Entzugsblutung. Diese Blutung ist im Idealfall genauso regelmäßig wie die Pilleneinnahme. Die Frau kann entscheiden ob sie alle 28 Tage eine Blutung haben will oder die Pille im Langzyklus nimmt und nur noch 3 oder 4 mal im Jahr bluten will. Aber es bleibt immer ein fremdgesteuerter Blutungsrhythmus, kein körpereigener regelmäßiger Menstruationszyklus.
Bei einem unregelmäßigen Zyklus hilft die Pille dem Körper nicht, sein Hormonchaos zu sortieren. Stattdessen legt die Pille die Hormonsteuerung in einen Dornröschenschlaf und schaltet den unregelmäßigen Zyklus einfach komplett aus.
Bei unregelmäßigen Zyklen sollte nach der Ursache geforscht werden. Eine Schilddrüsenunterfunktion, ein Prolaktinom (gutartiger Tumor im Gehirn), Untergewicht oder Insulinresistenz mit PCOs als Folge sollten ausgeschlossen werden.