gizi_12964671Das tröstet mich
Nun habe ich nach diesem Thema gesucht, weil ich nach vielen und anhaltenden Abwertungen nach einem erneuten Streit vor 2 Wochen erstmals vorhabe, mich nie wieder bei meiner alleinstehenden Mutter zu melden. Ich habe die kurze Zeit ohne Kontakt zu ihr ehrlich gesagt mehr genossen, als dass ich Skrupel hatte. Es ist erleichternd, sich nicht mehr die immer wiederkehrenden Spitzen anzuhören und sich nicht mehr - mal subtil, mal direkt und heftig- entwerten zu lassen.
Das einzige, was mich gerade beschäftigt ist die Tatsache, dass ich das einzige Kind meiner Mutter bin. Sie ist zwar noch fit Mitte 70, aber falls nicht mehr???
Die letzten Jahre hatte ich täglich angerufen, um mitzubekommen, wenn gesundheitlich was nicht in Ordnung wäre. Würde sie nun ne Weile hilflos in der Wohnung liegen, hätte ich schon ein Problem damit.
Vielleicht kurz der subjektive Werdegang unserer missglückten Beziehung:
Ich war Anfang der 60-er Jahre ein höchst peinlicher "Unfall", da mein Vater meine Mutter nicht heiratete. Er wurde von ihr verteufelt und aus Solidarität mit ihr wagte ich es erst einige Jahre, nachdem ich mit 37 selber Mutter geworden war, den Kontakt zu ihm herzustellen. Endlich hatten meine bis dato bekämpften Persönlichkeitsanteile einen Platz und einen Zusammenhang und das tat mir richtig gut. Leider verstarb er dann wenige Jahre später plötzlich und unerwartet.
Meine Mutter trimmte mich auf Leistung. Mit erzogen wurde ich von ihrer Mutter, mit der ich mich viel besser verstand, die aber auch stark auf Leistung und Konvention setzte. Dass Kinder es leistungsunabhängig erwarten dürfen, schlicht wegen ihres puren Daseins geliebt zu werden wie sie sind, ging mir erst auf, als ich selber ein Kind hatte. Erfahren hatte ich das bei meiner Mutter nie.
Eher aus Abneigung gegen die Eltern meines ersten langjährigen Freunds stellte sie damals ohne Grund in Aussicht, dass sie nicht auf meine Hochzeit (die gar nicht geplant war) würde.
Als ich nach Zerbrechen dieser Beziehung einen Ausländer kennenlernte, stellte sie mich vor die Wahl: Er oder sie als Mutter. Ich heiratete ihn, sie kam nicht zur Hochzeit und hatte schon seit Zusammentun mit meinem Mann den Kontakt abgebrochen. Lediglich mit meiner Oma hatte ich Kontakt in den Jahren zwischen 1992 und 2000. Ich weiß nicht, was mich geritten hatte, immer wieder Anläufe zu unternehmen, Kontakt herzustellen. Wahrscheinlich die Sehnsucht nach unterstützender familiärer Geborgenheit. Dies wurde leider nie erreicht. Sie blieb kritisch und vorwurfsvoll in Bezug auf mich. In einer letzten mail an mich gibt sie auch zu erkennen, dass es ihr beim familiären Kontakt eher um das Mithalten können in der Nachbarschaft geht als um eine wirklich geliebte Gesellschaft von mir und meiner Tochter.
Ich bin in ihrer Vorsorgevollmacht eingetragen und überlege, ob ich da eine Änderung (aber auf wen?) erbitte?
Ich erlebe es einerseits als Bankrotterklärung, mich so mit meiner Mutter überworfen zu haben, andererseits tut es so gut, sich nicht ihren versteckt ausgedrückten Forderungen und chronischen Vorwürfen aussetzen zu müssen. Ich habe immer wieder versucht, meine Dankbarkeit in den Fokus zu rücken und mit ihr in Frieden Kontakt zu haben. Dann machte ich längere Zeit gute Mine zu immer derberen Unverschämtheiten, bis es halt wieder mal so weit war und ich reagierte.
So, das ist jetzt lang geworden. Danke für's Lesen. Und noch ein dickeres Danke für Tipps von Leuten, die in einer ähnlichen Situation waren und einen guten Umgang mit dem Kontaktabbruch gefunden haben.
Muttertag naht :-( und ihr halbrunder Geburtstag. ...