Die Anhänger der Reinkarnation glauben zu wissen, dass das wahre Ich während des Lebens schlummert. Stirbt der Mensch, erwacht dieses Ich und das gerade beendete Leben wird zusammen mit dem großen Geist betrachtet und bewertet. War es ein gutes Leben, verringert es die Anzahl von künftigen Leben, bzw. darf der Mensch ein angenehmeres nächstes Leben führen. War es ein sündhaftes Leben, wird der Mensch ein schweres nächstes Leben haben. Auf jeden Fall wird er so oft wiedergeboren, bis das Ich geläutert ist. Leben als Strafe, immerwährender Tod als wahres Leben des Ich.
Als mir das alles von überzeugten Antroposophen gesagt wurde, war ich geradezu getröstet, wenn ich an die Bibel und das von ihr versprochene Himmelreich und den von ihr als gütig beschriebenen Gott dachte. Aber auch dort finde ich keine Antwort auf die Frage nach der Wahrheit. Worte sind von Menschen gesagt, gehört und geschrieben, sie werden gedeutet, ausgelegt und missverstanden, übersetzt, modernisiert oder vergessen, Worte geben die Wahrheit wieder oder sie lügen.
Zu glauben heißt vermuten, niemals zu wissen.
Wie ich schon an anderer Stelle sagte, lebe ich ruhiger, seit ich aufgehört habe, Beweise für Überirdisches zu suchen. Ich lasse andere in ihrem Glauben, solange sie mir damit nicht schaden, und ich hoffe, dass mir erspart bleibt, unmittelbar mit schädigendem Tun aus Glaubensgründen konfrontiert zu werden. Was dann?
Ich denke dabei an die Verweigerung von Blutübertragung oder die Beschneidung der Mädchen oder auch an die Forderung von Treue in der Ehe.
Ich gebe hier nur mal so n Denkanstoß, ob ihr euch wohl anschubsen lässt? 
Grüße
Verzauberin