Die Trauer...
vergeht nie!
Hallo !
Auch ich gehöre zu den Müttern ohne Kind!Und es tut mir immer in der Seele weh das lesen zu müssen was Du geschrieben hast,liebe Luna.
Ich will Dir meine Geschichte erzählen, vielleicht gibt sie Dir und allen Anderen etwas Hoffnung!
Als ich 24 war brachte ich eine Tochter zur Welt. Die Geburt war so schrecklich, das ich nie wieder Kinder wollte. Nach etwa 5 Jahren hatte ich den Wunsch auf ein zweites Kind. Ich hatte keineswegs vergessen was bei der ersten Geburt war, aber mein Babywunsch war größer als die Angst.
Wir entschlossen uns ein weiteres Kind zu bekommen. Aber es klappte nicht. Ich wurde nicht schwanger. Bei den Untersuchungen kam nichts raus. Da ich ja ein Kind hatte und Angst vor der Geburt habe, war es nicht weiter schlimm.Trotzdem haben wir nicht Verhüttet.Anfang 1994 kauften wir ein Haus und fingen an es umzubauen.
Ich stellte dann fest das ich schwanger bin. Die Freude war riesig!! Allen erzählten wir die Neuigkeit und alle freuten sich mit uns.
Mein FA meinte , das sich das Kind sehr gut entwickelt.
Auf meinen Arbeitsplatz wurde mir gekündigt und ich musste die Firma vor Gericht zerren damit die Kündigung wieder aufgehoben wurde.
Dann in der 9.SSW eines Nachts wurde ich durch einen heftigen Schmerz wach. Der Schmerz wiederholte sich nicht und ich schlief wieder ein. Morgens nach dem Aufstehen dachte ich nicht mehr daran. Ich machte mich fertig um zur Arbeit zu fahren und ging noch schnell zur Toilette. Dann der Schock!! Blut!! Ich geriet zuerst in Panik, dann mahnte ich mich selber an Ruhe zu bewahren. Ich rief meinen Mann an und dann den FA. Beim Ultraschall wurde nichts auffälliges entdeckt. Man sah nicht wo die Blutung her kam. Da meine Mutter auch Blutungen in ihren Schwangerschaften hatte, dachte der Artz das es eventuell vererbt wäre.
Aber trotzdem musste ich auf die Gyn.Mir wurden Flaschen angehangen und ich durfte nicht aufstehen.Es blieb weiter nichts als abwarten. Das war Freitagmorgen. Am Samstagmorgen untersuchte mich wieder der Arzt und meinte die Blutung würde stehen. Ich freute mich schon ganz doll.Montags sollte dann ein Ultraschall gemacht werden um zu sehen , ob das Kind wohlauf wäre.
Samstags um die Mittagszeit bekam ich ein Druckgefühl im Unterleib.Ich dachte , ich müsste zur Toilette, was ich dann auch tat.
Ich sahs also auf der Toilette und der Unterleib tat sehr weh.Dann hörte ich ein "plob" und merkte wie Blut gelaufen kam.Ich realisierte nicht was da gerade geschehen war. Ich stand auf, um ins Klo zu schauen. Da lag es ,mein Baby, in der Kloschüssel. Ich fing an zu weinen und nahm das kleine Etwas aus dem Klo. Dann betrachtete ich es mir genau und redete wirres Zeug mit ihm, packte es in Toilettenpapier ein , verabschiedete mich und drückte ab. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen was die Ärzte mit meinem Kind tun würden, darum drückte ich ab.
Dann rief ich die Schwester und brach zusammen.
Danach folgte das Übliche. Op und Ausschabung.Aber das schlimmste stand mir eigentlich noch bevor. Und zwar die Menschen drumherum!
Ich hörte Sprüche wie "es sollte nicht sein", "wer weiß für was es gut war","du bist ja auch viel zu dünn" usw.
Mein FA sagte , das ich 3 Monate mit einer erneuten Schwangerschaft warten sollte.Mir war aber nicht danach noch mal schwanger zu werden.Aber , wie ich schon sagte Umbau und keine Verhütung. Was soll ich groß drumherum reden. Fast genau nach 3 Monaten war ich nochmal schwanger!Diesesmal wollte ich alles richtig machen. Ich stellte meine Ernährung um, verzichtete auf sämtliche Genussmittel und schlief wenn ich Schlaf brauchte. Keinen Stress und viel ausruhen, was nicht einfach war bei unserem Umbau.
2mal die Woche musste ich zum FA und bekam Gelbkörperhormon gespritzt,das eine sehr schmerzhafte angelegenheit ist. In der 6. Woche kein Herzschlag, in der 7.Woche dann doch ein Herzschlag und in der 8.Woche wieder keiner zu sehen. Dann wurden die Spritzen abgesetzt. 9.Woche wieder Herzschlag.Der Arzt sagt wir hätten alles überstanden, dem Kind ginge es gut. 10.+11. Woche kein Herzschlag und das kind ist zu klein.Es war tot.Der FA schickte mich nach Hause und meinte ich soll wieder kommen wenn ich Blutungen bekäme. Ich saß zu Hause und wartete auf die Fehlgeburt. Ich dachte ich müsse sterben,so weh tat das. Mein Baby im Bauch war tot und ich musste warten bist es von selber rauskam. Über meine Gefühle will ich gar nicht weiter reden, ich denke das jeder hier nachempfinden kann wie es mir erging.
Dann in der 14.Woche setzten Wehen ein.Ich rief im Krankenhaus an und erzählte denen von der Fehlgeburt. Die fragten noch so blöd wann das denn gewesen wäre. Ich sagte nur "Jetzt".
Ab in den OP und alles war weg. Aus der Narkose bin ich heulend und schreiend erwacht. Immer wieder fragte ich "wo ist mein Baby? Was habt ihr mit ihm gemacht?"
Durch die Spritzen ist bei mir dann Milch eingeschossen und ich hatte Nachwehen. Alles so, als hätte ich ein Kind zur Welt gebracht. Für die Milch gabs Tabletten und für die Nachwehen Tropfen. Aber für die Seele gabs nichts. Ich trauerte und weinte. Hatte Alpträume von Babys im Klo die weinten. Ich suchte in einem großen Raum mit unentlichen Türen nach dem Kind.
Aber wie ich schon sagte, das schlimmste hatte ich noch vor mir! Die lieben Mitmenschen!
Ich will gar nicht weiter darauf eingehen , was ich alles zu hören bekommen hatte. Es war so schlimm, das ich irgendwann einfach aufhörte darüber zu reden.Ich blocke jedes Gespräch ab. Sogar bei Ärzten.
Wir gingen dann noch in ein Genlabor und wurden untersucht, aber dabei ist auch nichts rausgekommen.Genausowenig wie bei der Untersuchung des Abborts.
6Wochen nach der Fehlgeburt wurde ich erneut untersucht und weil ich immer noch Blutungen hatte, meinte der FA das sie vielleicht nicht alles bei der Ausschabung bekommen hätten. Ich muße einen Schwangerschaftstest machen.
Der aber negativ war. Irgendwann hörten dann auch die Blutungen auf.
Danach musste ich noch zu Bekannten die Zwillinge bekommen hatten. Einer war leider gestorben und auch schon beerdigt.
Ich ging dort hin als ich sicher sein konnte das dass Baby nicht da ist. Die Oma machte mir auf und schimpfte , weil ich nicht gekommen wäre wenn das Baby da ist.Ich meinte dann nur , das ich im Moment nicht gut Babys sehen könne. Sie sagte : Was soll mein Sohn denn sagen, eines seiner Babys ist gestorben und liegt dort oben auf dem Fiedhof . Ich sagte nur noch: Eines der Babys lebt aber! Und das andere kann er jederzeit besuchen!Und es gibt Fotos von dem kind. Ich habe aber nichts ! Weder ein Baby noch ein Grab wo ich trauern könnte. Sie meinte dann nur noch: Das waren ja noch keine richtigen Babys!
Jahre später hat sie sich dann bei mir entschuldigt aber ich kann dieser Frau nicht vergeben. Das war weitaus das schlimmste was ich zu hören bekommen habe.
Ich weiß nicht so genau ob es nun ein halbes Jahr war oder weniger.Auf jeden Fall etwa ein halbes Jahr später.
Ich fing Grundlos an zu weinen, einfach so. Mitten im Geschäft beim Einkaufen oder zu Hause. Das wurde dann immer schlimmer. Ich redete nicht mehr . Ich telefonierte nicht mehr.Ich ging nicht mehr weg. Ich zog mich nicht mehr an. Ich bin ungekämmt und ungewaschen im Schlafanzug auf der Couch gesessen. Von Morgens bis Abends.Im Schlafanzug den ich schon mehrere Tage an hatte.Ich konnte nicht mehr schlafen, war aber gleichzeitig hundemüde.Mein Hausarzt überwies mich an einen Psyschologe, der nichts verstand von seinem Fach!Er verschrieb mir Antidepressiva und Schlafmittel.Diese Kombination kann tödlich sein für einen depressiven Menschen.
Mir ging es aber nicht besser, im Gegenteil es wurde noch schlimmer. Kann sich jemand vorstellen nichts zu denken? Ich sahs also auf meinem Sofa in Schlafanzug mit einer Wolldecke eingepackt und klotzte an die Wand und dachte nicht mehr!Absolute leere.Keiner drang mehr zu mir durch!
Irgendwann nahm ich die Antidepressiva und das Schlafmittel ein.ALLE! Wach wurde ich nach 2 Tagen in der Psyschiatrie. Erst dort fing man an der Sache auf den Grund zu gehen. Es follgte mehrere Monate eine Gesprächsterapie in der festgestellt wurde das ich depressiv wurde weil ich 2 Fehlgeburten hatte und mit niemanden darüber geredet habe. Meine Seele schrie um Hilfe und keiner hatte es bemerkt! Selbst ich selber hatte alles so gut verdrängt, das ich nicht wusste was mit mir los war.Ich war noch immer in Behandlung und stand unter Medikamenten, als ich merkte das ich schon einige Wochen keine Periode mehr hatte.An diesem Tag kaufte ich einen Schwangerschaftstest, der dann positiv ausfiel.
Ich nahm den Test und warf ihn weg und ignorierte das Ergebnis. Einen Monat später ging ich dann doch zum Frauenarzt. Ich war tatsächlich wieder Schwanger.Zuerst glaubte ich ihm kein Wort und wartete immer auf die Blutungen.Dann Ende des 4. Monats begriff ich, das ich ein Baby in mir trug und es auch austragen werde.Erst da konnte ich eine Bindung aufbauen.
Ich bekam dann angst wegen der Geburt.
Um es kurz zu machen (meine Geschichte ist lange genug)
unsere Tochter Chantal kam gesund und munter zur Welt. Sie war 54cm groß und wog 3810g.
Allerdings konnte ich die folgenden Jahr nie die Angst ganz ablegen. Ich dachte immer das noch was kommt oder das was schlimmes passiert.
Chantal wird dieses Jahr 10 Jahre alt!
Heute muß ich sagen, wenn Chantal nicht geboren worde wäre, wäre ich Heute nicht mehr am Leben!Sie hat mir das Leben gerettet und etwas wiedergut gemacht was mir in der Verganenheit passiert ist.
Aber meine beiden anderen Kinder, die nie eine Chance hatten , hab ich nie vergessen. Jedes Jahr an ihren Geburtstagen mache ich eine Kerze an und denke an sie. An manchen Tagen weine ich noch Heute um meine beiden Babys.
Vielleicht hilft einigen von Euch und dir liebe Luna meine Geschichte. Und vielleicht gibt sie Euch allen etwas Hoffnung!
Ich wünsche Euch viel Glück und Zuversicht!
Eure Kim