ich würde euch gerne Erzählen wie ich meine Depressionen und Angstzustände überwunden habe. Vielleicht kann ich euch hier Helfen.
Ich bekam eine Depression und Angstzustände nach einer Fehlgeburt vor einigen Jahren. Das heißt dieses Erlebnis war der Auslöser, aber es hätte genauso gut etwas anderes sein können den ich bin davon überzeugt das ich zu diesem Zeitpunkt schon psychisch labil gewesen sein muss sonst hätte ich die Geschehnisse besser verkraftet.
Ich hatte einen Hämatom in der Gebärmutter das sich ständig mit Blut füllte und immer wieder aufriss so das teilweise das Blut nur so rausschoss aus mir. Ich war während dieser zeit ans Bett gefesselt. Ich konnte einfach keine Beziehung aufbauen zu dem Baby in meinem Bauch, und es war am ende so das ich dachte in mir ist kein Baby, sondern irgendein Monster. Da ich schon 2 Geburten hinter mir hatte wusste ich wie sich Wehen anfühlen. Als ich da im Krankenhaus lag da bekam ich heftigste schmerzen und verlangte von der Schwester Schmerzmittel, deswegen ungeborenen Kind verweigerte sie mir alles. Dabei wusste ich da schon das es Wehen sind. Ich drückte dann auf mein Bauch da, wo ich das Baby spürte und drückte es nach unten dann spürte ich wie mein Baby durch das Geburtskanal glitt. Die Schwester kam, weil ich so laut schrie und dann wurde ich im Bett aus meinem Krankenzimmer in einem Nebenraum geschoben. Dort kam ich auf ein Gynäkologenstuhl und mein Baby rutschte in eine Spuckschale, ich wollte es sehen aber die Schwester meinte das wäre keine gute Idee und das Baby wurde gleich weggebracht. Ich konnte es nur kurz sehen als sie an mir vorbeiliefen, es war gerade mal eine Handfläche groß und ich empfand große Trauer und liebe für das kleine Baby. Ich wusste in dem Moment das war kein Monster und ich bin auch kein Monster, weil ich mich nicht stark machen konnte für das Baby als es noch in mir war, ich war einfach psychisch zu arg vorbelastet und dadurch überfordert mit der ganzen Situation. Die machten eine notoperation, weil ich so stark blutete und unerträgliche schmerzen hatte. Die Vollnarkose war wie eine Erlösung für mich, und auch wenn es sich schrecklich anhört ich war auch erleichtert, wo das "Monster" weg war, und ich hoffte endlich wieder normal weiter leben zu können.
Leider kam es aber ganz anders. Die ganzen geschilderten umstände führten dazu das ich als ich längst entlassen und zu Hause war, immer mehr anfing psychisch abzubauen. Ich redete mir alle möglichen Krankheiten ein, und bekam natürlich all diese Symptome allein durch meine ängste. Ich hatte herz stechen herz rasen eine durch stress hervorgerufene Magenschleimhautentzündung trug ich Jahre lang mit mir herum. Es gab tage da glaubte ich zu Ersticken meine Lungen brannten wie Feuer als ich das erste mal meine Periode bekam nach der Fehlgeburt kam mir die Blutmenge, so viel vor das ich dachte ich würde verbluten. Ich war ständig beim Arzt oder in der Klinik. Es gibt wirklich nichts was ich nicht habe untersuchen lassen Anfang Computertomographie EKG Gehirnstrom Messungen Magenspiegelung ständig wurde mir Blut abgenommen, ich hatte Arme wie ein Junkie von den ganzen Einstichen.
Aus Angst mir könnte etwas schlimmes passieren, kapselte ich mich immer mehr ab. Ich war "nur" noch zu Hause. Ich wurde immer Depressiver, und die Angstzustände wurden so heftig. Eines Tages war ich vormittags allein mit meinen Kindern zu Hause, da ging es mir so schlecht das ich zu meiner großen Tochter gesagt habe die soll ihre kleine Schwester mitnehmen in ihr Zimmer und von innen die Tür abschließen. Ich war nervlich so am ende das ich angst hatte ich könnte meine Kinder etwas antun. Als mir das klar wurde rief ich mein mann aufn Handy an und sagte ihm es geht nicht mehr ich muss sofort in die Klinik. Er kam heim und lies mich direkt in der Klinik einweisen. Ich kam als erstes auf die geschlossene Station, da ich Selbstmord gefährdet war. Die erste zeit in der Klinik wurde ich medikamentös "eingestellt". Ich bekam teilweise ganz heftige Medikamenten Cocktails. Gegen Depressionen Gegen Angstzustände, Schlaftabletten usw. Auf viele der Medikamente kann man zumindest in der ersten Zeit nicht verzichten, und oft, wenn man einen Tief hat dann steht man bei den Pflegekräften und bettelt förmlich für eine Tablette, obwohl man die Medikation normal nur zu vorgegebenen Zeiten bekommt. Durch ein bestimmte Psychopharmaka nahm ich schlagartig an Gewicht zu. Als ich in die Klinik kam wog ich 52 KG und am ende über 100 KG Mir fielen die haare aus, und ich bekam Jahre lang keine Monatsblutung mehr. Alles psychisch bedingt.
Zu dem kam noch das ich zwar "stabil" genug war um entlassen zu werden, aber ich abhängig war von genau diesem Medikament der meine Angstzustände löst. Der Entzug war schrecklich, einmal musste zwei Krankenpfleger mich festhalten auf der liege und die Krankenschwester gab mir stärksten Medikamente und alles half nichts. Ich wäre aus dem Fenster gesprungen, wenn sie mich nicht festgehalten hätten. Dann ist natürlich die Gefahr das nach dem Entzug die Angstzustände zurückkehren, weil die Medikamente nur alles verschleiern. Bei mir war es zum Glück nicht so, und ich wurde dann entlassen.
In der Klinik gaben sie mir den Rat gleich nach der Entlassung für eine ambulante Therapie zu sorgen. Den was viele nicht wissen ist das man nicht in die Klinik herein geht und "geheilt" wieder entlassen wird. Die eigentliche Arbeit, beginnt erst nach dem Klinik Aufenthalt. Wichtig ist es das die Chemie zwischen dem Therapeuten und dem Patienten stimmt, auch wenn das bedeutet mehrere Therapeuten zu "testen". Viel werden Patienten werden entmutigt, wenn sie nach der Entlassung nicht gleich den Therapeuten schlechthin finden, aber bitte gebt nicht auf macht, solange weiter bis ihr "den" richtigen für euch gefunden habt.
Die weiterführende Behandlung ist so wichtig, und öffnet euch eurem Therapeuten gegenüber. Ein guter Therapeut bildet sich keine private Meinung über seinen Patienten. Sehr wichtig ist auch das ihr die Medikamente nicht absetzt, nach eurer Entlassung außer in Zusammenarbeit mit euren Hausarzt und / oder Therapeuten. Sonst macht ihr das was ihr in der Klinik erreicht habt zu Nichte. (Medikamentöse Einstellung)
Die Medikamente sind nicht deine Feinde so wie es viele Empfinden, akzeptiere die Medikamente als deine "Freunde". Den Sie sind es, womit du vielleicht ein leben lang leben musst, aber du "lebst" wenigstens. Der einzige weg die Angstzustände los zu werden ist sich seinen ängsten zu stellen. Nie das meiden was dir angst, sondern stell dich deinen ängsten, und du wirst lernen das keine angst zu haben brauchst, und das du viel mehr kannst als du dir vorstellen kannst.
Ganz liebe Grüße und viel Glück
Sicklove