oliver_12558894Ich denke, seine Argumentation ist schlüssig, denn ...
ich sehe es auch so, was das Beichten angeht.
Was passiert denn da? Ist es wirklich der Wunsch, den anderen ins Bild zu setzen oder nicht viel eher das Bedürfnis, die Verantwortung für eigenes Handeln abzugeben. Ihr obliegt es nun, Absolution zu erteilen oder zu 'strafen'. Auf jeden Fall hat er den schwarzen Peter weitergeschoben.
Ich halte es gerade für Menschen, die hinreichend reflektieren und nicht zu den ganz großen Verdrängern gehören, für schwieriger, eine derartige Geschichte mit dem eigenen Gewissen auszumachen.
Und auch wenn ihr Vertrauen nicht mehr gerechtfertigt sein sollte, so ist es nicht zerstört, denn sie enmpfindet ja noch so, da sie nicht weiß, was passiert ist.
Wenn er jetzt der Überzeugung ist, dass sich ein derartiges Erlebnis nicht wiederholen wird, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass dies nicht sein Weg ist, dann dürfte ihr Vertrauen gerechtfertigter sein als es zuvor war.
Warum also jetzt beichten und dann erst wieder neues Vertrauen aufbauen? Hat sie denn wirklich was davon? Ein bestehendes Gebäude einreissen und dann mühselig wieder aufbauen, obwohl man weiß, dass das bestehende Gebäude trägt?
Ist es nicht viel eher so, dass sie ohne dieses Wissen unbeschwerter leben kann? Es werden keine Zweifel in ihrem Hinterkopf sein und und und ...
Und ich glaube, es ist manchmal schwerer, etwas für sich zu behalten und mit seiner eigenen moralischen Instanz klar zu kommen, als es zu beichten und dann der Dinge zu harren, die da kommen mögen. Und es kann durchaus eine eigene Entlastung sein, wenn man das unter dem Gesichtspuntk sieht 'soll sie entscheiden, denn ich bin ja sowieso schuld und nehm alle Folgen in Kauf'.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich dafür plädiere, etwas grundsätzlich für sich zu behalten, denn beichten hat ja auch etwas mit Ehrlichkeit dem Partner gegenüber zu tun, aber ich halte es für falsch, das Schema 'F' darüber zu legen und sich keine Gedanken über die Auswirkungen einer Beichte zu machen und zwar nicht 'Was hat das für Auswirkungen für mich?', sondern sich die Frage zu stellen 'Was hat das für Auswirkungen für sie?'.
Und mir ist klar, dass jetzt die Einwände kommen, dass man den anderen entmündigt, indem man ihn nicht selbst entscheiden läßt, aber ich würde in diesem Fall die Verantwortung dafür auf mich nehmen, da ich ja weiß, wie es in mir aussieht. Und ich denke, ich könnte im umgekehrten Fall auch damit leben.
Einen lieben Gruß
Larsen