an0N_1227910999zIch bin
34 Jahre alt :-(. Und wie alt bist du? Was die Essstörung betrift, muss ich allerdings sagen, dass das bei mir auch sehr von meiner Form abhängt. Meistens habe ich alles gut unter Kontrolle, esse zwar wenig und sehr langsam, mache eine Diät nach der anderen, aber es läuft alles normal. Nur im Moment habe ich halt wieder so 'ne Phase, wo ich an nichts anderes als das Essen und Abnehmen denke. Und halt dann auch ab und zu die Kontrolle verliere, weil ich den ganzen Tag kaum etwas esse (nur ein Brötchen, etwas Knäckebrot oder so. Im Moment sitze ich hier z.B. mit einer "Heißen Tasse" mit einem Brödeli, hab heute schon ein Knäckebrot mit vegetarischem Brotaufstrich und ein Toffife gegessen und halt einen halben Liter Karottensaft getrunken. Und halt schon literweise Wasser und Tee getrunken. Na, heute Abend werde ich noch einen Apel essen - aber das ist dann halt meine Methode, abzunehmen. Und dann kommt entweder der Heißhunger in ein paar Tagen oder aber der Jojo-Effekt. Also im Moment Frust pur.
Ich weiß auch selber, dass das nicht gut ist, aber - na ja. Letztere sorgen halt dafür, dass ich mein Wunschgewicht nicht erreiche. Ich esse halt auch sehr unregelmäßig.
Mit dem BMI, da wird schon was dran sein - klar, der Rechner weiß nicht, wie dein Fett verteilt ist. Und der BMI ist halt auch vom Alter abhängig. Ich hab' letztens gelesen, dass ich mit 35 (und das bin ich bald) schon einen BMI von mindestens 21 haben sollte - für mich persönlich eindeutig zu viel. Und auf der Diät-Seite hier bei gofeminin habe ich meine Daten eingegeben, und da erschien dann gleich, ich solle doch zunehmen, denn mein Idealgewicht liege bei 62 Kilo. Mein Gott, da wäre ich dem Selbstmord nahe.
Also, ich kriege wegen meines Essens schon manchmal dumme Bemerkungen - so nach dem Motto: "Gibt es eigentlich überhaupt irgendwas, was du isst?" (wenn ich schweren Herzens auf Schokolade oder Kuchen verzichte) oder "Es soll Leute geben, die sind beim Essen schon verhungert, weil sie so langsam gegessen haben." Ich weiß ja auch, dass es wohl nicht normal ist, eine Stunde an einem mittelgroßen (laut Speisekarte kleinen) Salat zu "arbeiten" - aber es gibt halt solche Leute und solche.
Und auch wenn mir KollegInnen sagen "oh, du bist so schön schlank" oder andere, wie eine Freundin letztens, dass ich bestimmt besser aussähe mit ein paar Kilo mehr, dann komme ich mir schon irgendwie verarscht vor.
Und übrigens, früher, als ich wirklich total gehungert habe, da fand ich es auch total unverständlich, wie einige Menschen mit totalem Übergewicht leben können. Heute sehe ich das anders, da beneide ich diese sogar. Eine Freundin von mir trägt z.B. Kleidergröße 46, und ich finde es total super, was sie für ein Genussmensch ist. Wenn man mit ihr zusammen isst, dann merkt man richtig, wie sehr es ihr schmeckt und welche Freude dahinter steckt. Oder eine Kollegin von mir, die sagt öfters zu mir:"Du hast es gut. Wie machst du es nur, dass du deine Figur behältst!" Und ich denke dann, dass ich im Grunde diejenige bin, die neidisch sein muss. Das Leben wäre doch viel einfacher, wenn nicht immer die Frage nach Figur, Gewicht und Kalorien im Zentrum stünden.
Na, aber es ist halt so dieser Zwiespalt: Vom Intellekt weiß ich, dass das, was ich mache, total bekloppt ist, auf der anderen Seite ist "der Bauch", das Gefühl stärker. Und das sagt mir halt, dass ich einfach zu fett bin. Aber diese gestörte Selbstwahrnehmung kenne ich auch aus anderen Bereichen - das ist immer dasselbe: Ich finde etwas, was ich mache, total bescheuert, und andere finden es total gut. Und damit wären wir auch wieder beim Bereich der Therapie. Jedes gestörte Essverhalten hat halt seine Wurzeln in anderen Bereichen.
Übrigens mache ich gerade aus anderen Gründen eine Therapie und merke dadurch auch erst, was für einen Berg von Problemen ich schon seit Jahren vor mir her schiebe. Na, ich hoffe, es wird alles besser.
Ich habe bis vor Kurzem auch noch nie mit jemandem über dieses Problem gesprochen. Bei einem psychologischen Setting kam meine Psychologin mal auf die Idee, ich solle doch meinen Körper so malen, wie ich ihn sehe, und da hab' ich abgeblockt. Und war gleich wieder in einer Krise. Aber die Frau hatte dann nur gesagt, wenn ich nicht will, ist es gut, ich darüber sprechen, wenn ich meine, die Zeit sei reif dafür. Und während der Supervision (hab' ich davon geschrieben), da wurde es schon thematisiert - und danach gab es die allergrößte Krise seit langem. Ich hab wirklcih drei Wochen lang abwechselnd gefressen und gekotzt. Im Moment bin ich deshalb wieder auf Diät. Aber ich hab' mir auf jeden Fall vorgenommen, bei der nächsten Therapiestunde dieses Thema geschickt auf den Tisch zu legen. Auch wenn ich weiß, dass die Frau mir wohl kaum wird helfen können, aber darüber reden ist ja schon nicht schlecht.
So, jetzt hab' ich dir schon wieder ein Ohr abgekaut. Ich hoffe, ich hab' dich nicht zu sehr gelangweilt.
Tschüss, Lilotschka