Ich muss hier gerade mal meinen Frust zum Thema Beruf/Karriere ablassen.
Ich bin 27 Jahre alt, Diplom-Sozialpädagogin (+weitere Weiterbildungen) und habe seit meinem Diplom mit einer 1 vor dem Komma ca. 3 Jahre lang nur vollkommen unterbezahlte Jobs im sozialen Bereich gehabt. Erzieherinnengehalt, Praktikantengehalt, alles mitgemacht. Nun habe ich (aus finanziellen Gründen erst jetzt) endlich meine Ausbildung/Studium zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin begonnen, um 1. meinen Traumberuf zu erlernen, 2. Nach der Ausbildung endlich ein angemessenes Gehalt für meine Arbeit zu erhalten, 3. mich weiterzubilden, da ich einfach noch Lust zum Lernen habe.
Für diese Ausbildung muss ich nun folgendes auf mich nehmen:
1. 1800 Std. (ca. 1,5 Jahre) für weniger als 200 im Monat in einer Klinik Praktikum machen (insgesamt 3-4 jahre Ausbildungzeit, Theorie und Praxis)
2. mich dementsprechend behandeln lassen (noch nichtmal einen Arbeitsvertrag habe ich!, teilweise bescheuerte Aufgaben als fertig studierte Person, usw.)
3. einen Kredit aufnehmen (40.000!), da der Staat für so eine Ausbildung nix zuschießt!
4. und weitere Dinge, wäre zuviel das alles aufzuzählen
Gut ausgebildete Fachkräfte will unsere Wirtschaft/Gesundheitswesen/was auch immer. Am Besten noch jung und fit, ohne Kinder und immer gut gelaunt und engagiert!
Das ist doch echt ein Witz! Ich werde mit ca. 30 in den Beruf einsteigen, nachdem ich jahrelang der "Generation Praktikum" bzw. dem Niedriglohnsektor angehört habe und meinen Eltern (zeitweise) auf der Tasche liegen musste. Ich werde hochverschuldet sein und vor Mitte 30 keine Familie gründen können.
Natürlich will ICH diesen Job erlernen, es ist meine Entscheidung, aber ich bin doch nicht die einzige, der es so geht. Ist das denn heute normal, dass man sich so den Arsch aufreißen muss, um dann als Akademiker mit 30 oder noch älter, wahrscheinlich schon mit nem beginnenden Burnout, in den Beruf einzusteigen?!
Manchmal denk ich echt, ach, hättest du doch ne Ausbildung gemacht, dann würdest du schon lange dein Geld verdienen, schöne Urlaube machen, heiraten, Kinder kriegen. Aber das kann die Lösung ja auch nicht sein für Menschen, die eben solche beruflichen Träume haben wie ich. Ich MÖCHTE lernen und glücklich sein im Job. Aber ob es sich lohnt, das alles dafür auf mich zu nehmen, das frage ich mich in letzter Zeit oft.
Geht es euch denn auch so??? Habt ihr nicht auch manchmal das Gefühl, das ganze Streben nach beruflicher Erfüllung oder Karriere macht einen am Ende eher unglücklich als glücklich?
Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen dazu.
VG, swet