kaleo_12490902Hallo, ihr alle!
Danke für die vielen Antworten!
Zunächst einmal muß ich sagen, dass ich mich nicht gegen professionelle Hilfe sträube, ich sehe sie nur nicht als Allheilmittel an. Ich möchte irgendwie die Kraft aus meinem Inneren schöpfen, denn schon allein das Gefühl, dass ich nicht leer bin, macht mir Mut.
Hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Mein Stiefvater hat mich nicht sexuell mißbraucht. Er hat mich nie "angefasst". Trotzdem spürte ich immer irgendwie, dass etwas nicht stimmte. Seine Blicke waren manchmal anders und ich duschte nie, ohne meine Badezimmertür zu verschließen (es hat wahnsinnig lange gedauert, bis ich mir das abgewöhnt habe). Einerseits liebte ich ihn, wie meinen Papa, andererseits verwirrte er mich. Er war schrecklich eifersüchtig und Freunde waren absolut nicht erlaubt. Damit ich überhaupt garnicht erst in die Versuchung geriet, mußte ich spätestens um 18 Uhr zu Hause sein. Und das noch mit 18 Jahren! Überhaupt hagelte es nur Verbote.
Ich war ein ziemlich verschüchterter Jugendlicher, traute mich nie den Mund aufzumachen, deshalb waren die Bedenken meinen Stiefvaters eigentlich umsonst. Denn ich hätte es nie gewagt intim mit einem Jungen zu werden. Meinen ersten "richtigen" Freund hatte ich dann auch erst mit 18 Jahren. Als mein Stiefvater von ihm erfuhr, eskalierte die Situation. Er schlug mich windelweich. Das war dann der Auslöser zu meinem Freund zu ziehen.
Ich hatte etwa ein Jahr zu meiner Familie keinen Kontakt mehr. Dann baute er sich langsam wieder auf. Aber sie waren mir alle fremd. Und nachdem sich meine Mutter und mein Stiefvater getrennt haben, habe ich den Kontakt erneut zu meinem Vater abgebrochen. Diesesmal für immer. Ich bin nicht stark genug, diese Farce genannt "Familie" dem schönen Schein wegen aufrechtzuhalten. Das raubt mir verdammt viel Kraft. Das letzte Mal, als ich ein Gespräch mit meinem Stiefvater führte, spürte ich, wie er versuchte sich zu rechtfertigen. Er sagte Sachen wie:"Nichts ersetzt den biologischen Vater" und ich weiß, was er damit ausdrücken will: "Verzeih' mir, dass ich dich nicht als Tochter ansehen kann, aber hey, ich bin schließlich "nur" dein Stiefvater!"
Das gab mir den Rest. Verdammt, ich würde es mir auch gerne mal aussuchen können, wen ich als Vater erwähle. Aber ich kenne nur den einen...
Auch meine Mutter sehe ich mittlerweile sehr selten. Wenn wir alle paar Monate mal telefonieren, dann ist sie meist betrunken. Und ich versuche Besuche zu vermeiden, denn ich hasse es ihr vorzuspielen, dass mir immer noch etwas an unserer Beziehung liegt. Sie ist mir mittlerweile so erschreckend egal geworden. Sie wird nicht mehr lange leben, weil ihr Dreiviertel ihrer Lunge entnommen werden mußte (sie ist sehr sehr starke Raucherin), aber das berührt mich nicht.
Ich hasse sie nicht einmal mehr...
Von meinem damaligen Freund bin ich mittlerweile getrennt. Er hat ziemlich unter mir zu leiden gehabt. Natürlich hat er zum Teil mitbekommen, was bei mir zu Hause los war und so konnte er mich verstehen. Ich hatte das erste Jahr wahnsinnige Hemmungen mit ihm zu schlafen. Und ich schämte mich dermaßen vor ihm, dass ich mich ihm nie nackt zeigte. Selbst als wir nach etwa einem Jahr endlich Sex hatten. Ich mochte es nicht mit ihm zu schlafen und das änderte sich nie. Als wir getrennt waren, lebte ich mich ziemlich aus. Plötzlich schlug ich ins andere Extrem und "probierte" viele verschiedene Männder aus. Es ist so lächerlich: Während der eine Ex über mich sagen würde, ich sei eine frigide, gehemmte und verschlossene Frau, wäre der andere sich sicher es mit einem Pornostarlett zu tun gehabt zu haben.
Ich schaffe es irgendwie nicht ein gesundes Mittelmaß zu finden. Immer verstecke ich mich...
Nun bin ich mittlerweile mit meinem Engel zusammen. Durch ihn habe ich Liebe gefunden und auch der Sex ist wunderbar.
Trotzdem bin ich immernoch ständig traurig.
Aber das will ich ja ändern, deshalb jetzt ersteinmal der hier :)
Heute habe ich zusammen mit ihm meine Wohnung renoviert und kann jetzt voller Stolz sagen, dass süße 22 Quadratmeter bald von mir mit Leben gefüllt werden (Bin vor kurzem erst nach Karlsruhe gezogen).
Euch allen einen kreativen Abend!