Hallöchen,
ich hatte heute ein Gespräch mit meinem "Chef", weswegen ich mir jetzt ziemlich Gedanken mache, er hat mich sehr verunsichert. Vorneweg: er ist nicht in dem Sinne mein Chef wie es in einem Unternehmen ist. Ich arbeite in der Politik-Branche und er ist sozusagen unser Vorsitzender, ich betreue als Geschäftsführerin das Büro, organisiere alles drumherum etc.
Nach meinem Studium hatte ich die Wahl zwischen mehreren Job-Angeboten, darunter auch die Leitung von Wahlkreisbüros eines Bundestagsabgeordneten in seinem Heimatwahlkreis. Da hätte ich 4 Büros unter mir gehabt. Allerdings habe ich mich für eine Stelle in der Lokalpolitik entschieden, ich leite nur ein Büro (mein eigenes ;-) ) und arbeite auch nur 3 Tage die Woche.
Eigentlich war ich damit total zufrieden, ich verdiene zwar nicht so viel Geld, aber zusammen mit dem Verdienst meines Partners kommen wir gut durchs Leben, wohnen in einem Häuschen und gönnen uns den kleinen Luxus wie essen gehen oder baden fahren. Viel mehr ist nicht drin, aber das reicht uns zum glücklich sein. Vor allem habe ich Zeit, Zeit für mich, den Haushalt, meinen Partner und irgendwann auch mal für ein Kind. Ich will ja durchaus arbeiten, aber eben keine 40 Stunden, solange wir es uns leisten können. So hab ich mir das immer gewünscht.
Mein Chef hat mir dann heute erzählt, wie viele Leute doch bereuen, dass sie beruflich nie das Maximum rausgeholt haben. Seine Frau beispielsweise ist Ärztin bei der Bundeswehr und sie bereue noch heute, ihre Karriere wegen dem Kind zurück gestellt zu haben. (Finde ich schonmal komisch, denn sie arbeitet ganz normal, weiß nicht, was sie zurück gestellt hat) Mein Chef hat den zweithöchsten Beamtengrad, den es gibt, hat bereits als Richter gearbeitet und und und. Auch er bereut seinen Karriereverlauf, dabei hat er - meiner Meinung nach - alles erreicht im Leben.
Jetzt gucke ich mich an - Halbtagsjob ohne Aufstiegsmöglichkeiten (bin ja schon Geschäftsführerin), so viel Geld, dass es zum Leben grade reicht. Und wenn die nächsten Wahlen vor der Tür stehen, heißt es eh wieder bangen, ob ich dann noch gebraucht werde.
Natürlich frage ich mich jetzt auch, ob ich das mal bereuen werde. Ob es nicht besser gewesen wäre einen Job anzunehmen, bei dem ich zwar wesentlich mehr arbeiten muss, aber auch mehr Geld und mehr Karriere machen kann. Kann es wirklich sein, dass man jetzt zwar denkt, alles sei gut so, aber dann bereut man es irgendwann?