Schwierige Kratwanderung
Wir sind selber seit März 2011 eine Pflegefamilie. Das Kind ist 2 1/2 Jahre alt und war zuvor ein knappes Jahr durch die Jugendhilfe in einem Heim untergebracht, da die Eltern es verwahrlosen ließen. Die Kleine hatte zwar hin und wieder Kontakt mit der Mutter als sie im Heim war, allerdings sehr unregelmäßig -was an der Mutter lag.
Das Pflegeverhältnis ist nun bis 2014 gewährt worden und dann wird darüber entschieden, ob es nötig ist, es zu verlängern oder nicht (je nach Kooperation der Eltern).
Zuerst einmal zum Hintergrund warum wir ein Pflegekind aufgenommen haben (ganz entgegen der hier gemachten Behauptungen).
Mein Mann und ich (sind natürlich verheiratet) haben zwei eigene Mädels im Alter von 6 und fast 7 Jahren und biologisch ist bei uns (noch) alles im grünen Bereich.
Ich engagiere mich zudem durch zwei Patenschaften mit zwei Mädchen aus Dritte-Welt-Ländern bei PLAN -mit denen ich in persönlichem Briefkontakt stehe.
Darüberhinaus bin ich qualifizierte Tagesmutter und betreue noch 1-2 andere Kinder. Allerdings eben nur in Tagespflege.
Unsere Motivation war sicherlich nicht, dieses Pflegekind jemals zu adoptieren, da für uns eine Adoption von vornherein nicht in Frage kam. Schon wegen der späteren Vermögensaufteilung, z.B. im Erbfall.
Warum sollten unsere leiblichen Kinder deshalb einen 'Nachteil' erleiden?!
Heute werden wir zum ersten Mal den leiblichen Eltern unseres Pfleglings gegenüberstehen.
Natürlich überlegt man sich zuvor, wie man sich in dieser Situation verhält..verhalten sollte...verhalten wird...usw.
Fakt ist: Das Kind wurde dermaßen vernachlässigt/verwahrlost, dass es zu ihren leiblichen Eltern keine emotionale Bindung hat.
Logischerweise hat man dies immer im Hinterkopf als Pflegeeltern.
Allerdings wäre es ansich kein Problem, erfüllen die leiblichen Eltern alle Auflagen vom Jugendamt, dass die Kleine wieder zurück in ihre leibliche Familie kann -da spricht die Tagesmutter aus mir.
Kritisch sehe ich es nur ein bisschen von dieser Seite:
Wir leben einen bestimmten Lebensstil -also nicht unbedingt Untypisch, wie ich meine.
Unsere Kinder haben ihr eigenes bestimmtes und soziales Umfeld, sie sind im Sportverein aktiv, nehmen Musikunterricht, wir gehen regelmäßig künstlerischen Tätigkeiten in speziellen Kursen nach (töpfern, basteln, Naturverständnis,...) und gehen hin und wieder auf einen Reiterhof zum Ausreiten.
Nun möchte ich das Pflegekind selbstverständlich nicht ausschließen (im Hinblick auf ihre Herkunft) und sie wird, wenn dann das Alter passt auch an diesen Aktivitäten teilnehmen -ganz automatisch.
Allerdings baut sie von ihrer Seite aus zu uns natürlich auch eine Bindung auf -bestimmt sogar eine viel intensivere als sie jemals zu ihrer Mutter aufbauen durfte- und mit dem Erfahrungsreichtum, den sie bei uns erleben konnte, wird sie wieder aus einer Familie herausgenommen.
Ob das für die Psyche förderlich ist?
Ich möchte dazu noch anmerken, dass die Eltern und Großeltern unseres Pflegekinds sozial sehr schwach gestellt sind, allerdings aus eigenem Verschulden durch Arbeitsunlust, Feierlaune und Alkohol.
Die Mutter hat sich allerdings schon 3-4 Mal seit März telefonisch bei uns gemeldet, da sie ihre Tochter sehen möchte. Aber welche Motivation sie wirklich hat, kann ich momentan noch nicht spekulationsfrei beurteilen.
Zumal sie sich im Moment noch immer nicht an die Auflagen seitens der Jugendhilfe hält.
Über Anregungen, Denkanstösse und Erfahrungen in einer solchen oder ähnlichen Situation bin ich sehr dankbar!