Auch abgetrieben
Ich habe auch vor wenigen Monaten abgetrieben. Ich habe selbst nie gedacht jemals mit diesem Gedanken konfrontiert werden zu müssen. Ich bin 18 Jahre alt und habe mir immer für die Zukunft Kinder gewünscht und habe diesen Wunsch auch immernoch. Doch leider fühlte ich mich noch nicht bereit für ein Kind. Ich will jetzt nicht auf die Mitleidstour gehen, aber ich war und bin in dieser Zeit in einer sehr schlimmen familiären Situation gewesen. Mein Verhältnis zu meinem Vater ist seit meiner Kindheit nicht das beste, da er Alkoholiker war und desöfteren die Hand gegen mich gehoben hat. Meine Mutter hingegen war das einzige, was mir immer halt gegeben hat. Als mein Vater dann einen schlimmen Herzfehler erlitt begann meine Mutter nochmal ein Studium um die Familie im Notfall alleine ernähren zu können. Das war circa wo ich 15 war. Meine Mutter begann also ihr Studium und zog 300km weit weg, das hieß für mich mit meinem naja verhassten Vater alleine zu leben. Während des Studiums trennte sich dann mein Vater von meiner Mutter, obwohl sie dieses Studium nur für ihn angefangen hatte. Somit wohnte ich dann mit 15 schon alleine in einem ganzen Haus, da mein Vater sich natürlich eine WOhnung nahm. Meine Mutter brach dann 3 wochen vor abschluss ihr studium ab(ich war 16) und begann wirres Zeug zu reden, verlief sich im Haus und vergaß alles was man ihr sagte. Dann ein paar Monate später kam die Diagnose, weil ich sie krampfhaft zum Arzt zwang. Sie hatten einen Hirntumor. AB da fiel mein Leben in sich zusammen. Meine Mutter kam ins Krankenhaus, ihr Kurzzeitgedächtnis war und ist vollkommen ausgelöscht und ihr Langzeitgedächtnis teilweise. Man sagte mir, dass sie nur noch 3 monate zu leben hatte, aber meine Familie kämpfte dagegen und schickte sie in eine andere Klinik 600 km weit entfernt von mir. ich wohnte also alleine in einer kleinen wohnung bis jetzt. Sie wird nie wieder gesund werden und ich war am boden zerstört, weil der Mensch der mir immer halt gab auf einmal nur noch körperlich existierte. Mein Abitur musste ich abbrechen, der Kontakt zu meinen Freunden wurde weniger und ich zog mich total zurück. Jetzt zu meinem eigentlichen Thema: ich lernte meine Freund kennen, der mich wieder ins Leben zurück brachte mir wieder eine Stütze gab und mich zum lachen brachte, doch dann wurde mir ständig schlecht, ich habe mich zwar nie übergeben aber ich hatte jeden tag bauchschmerzen, meine tage kamen zwar nicht aber das wunderte mich erst nicht, da ich die pille erst durch die beziehung wieder angefangen hatte und sich die tage dann, das wusste ich durch erfahrung, etwas verschieben und da ich sowieso Probleme mit dem Magen habe, dachte ich auch erstmal nicht an schwangerschaft. Doch dann kam der Zeitpunkt an dem ich spürte, dass da was ist in meinem Bauch. Etwas war anders als sonst. Also machte ich gemeinsam mit meinem freund einen test. Als ich das positive Ergebnis sah,bekam mich so ein Gefühlschaos, dass ich nur noch weinen konnte, meinem Freund ging es eben so. Ich hatte mich gerade etwas erholt von all dem anderen Stress, da kommt auch noch eine größere Belastung. Mein Freund stand mir wirklich sehr liebevoll zur Seite und hätte meine Entscheidung egal wie sie ausgefallen wäre unterstützt. Ich habe wirklich Tage überlegt, Nächte lang nicht geschlafen und wieder sehr oft geweint. Habe die Vor- und Nachteile hin und her abgewegt. Wie gesagt ich hatte immer einen Kinderwunsch, aber jetzt schon mit 18?. Ich hatte mir das immer anders vorgestellt, ich wollte eine Familie aufbauen und dem Kind alles bieten, was ich nur habe, dabei ging es jetzt nicht nur um das finanzielle. Ich selbst war psychisch und physisch durch meine restlichen Belastungen nicht stark genug dafür. Ich hatte doch nichts, was ich dem Kind geben konnte. Ich hatte die Schule abgebrochen, hätte nicht mal finanzielle Unterstützung durch meine Eltern erwarten können und mein Freund ging zu der Zeit selbst noch zur Schule und deren Eltern hätten auch nichts für uns aufwenden können. Natürlich gibt es finanzielle Unterstützungen vom Staat, aber mal ehrlich die reichen auch nicht so sehr aus um dem Kind das zu bieten was man möchte. Ich hatte mich ja gerade erst wieder ein wenig gefangen, ich war körperlich aber immernoch sehr schwach, ich wollte es meinem Kind einfach nicht antun, dass ich ihm nicht die volle Aufmerksamkeit schenken könnte, weil ich zu sehr damit beschäftigt wäre erstmal meinen normalen Tagesablauf wieder in den Griff zu kriegen. Mich hat das alles sehr mitgenommen, aber mir fiel auch eine große Last von den Schultern. Für mich war es allerdings ein sehr grausamer Eingriff. Ich habe die Tage vor dem Eingriff immer wieder meinen Bauch gestreichelt und das Kind um Entschuldigung gebeten und ihm gesagt dass, obwohl es niemals das Tageslicht erblicken wird, ich es trotzdem liebe. Als ich dann in der Praxis war hatte ich eine riesen Angst davor. Ich streichelte meinen Bauch um mich selbst zu beruhigen während mein Freund meine Hand hielt. DAnn ging es in die OP. Als ich sie wieder verließ, war ich völlig schlapp. ich hatte schrecklich stechende schmerzen von den Tabletten, die die Gebärmutter wieder zusammen ziehen sollten. Aber viel schlimmer war der Schmerz der in meinem Herzen war. ICh hatte gerade mein Kind in den Tod geschickt. Ich fühlte mich schuldig, wusste aber auf der anderen Seite dass es richtig war. Ein ständig wechselndes Gefühl machte sich in mir breit.Im Flur der Praxis brach ich dann zusammen. Ich weiß nicht, ob es durch die OP kam, oder durch meine Gedanken. Später kam ich dann wieder zu Hause an, mein Freund versorgte mich so gut wie es nur ging, kochte für mich und nahm mich in den Arm.
Ich kann nicht sagen, dass ich diesen Eingriff gar nicht bereue, weil es schließlich mein Kind war. Aber trotzdem denke ich, dass die Entscheidung, die ich getroffen habe die richtige war. Inzwischen fühle ich mich wieder besser, ich werde mein Abitur nun nachholen und erstmal mein Leben wieder richtig ordnen.Ich bin wirklich froh, dass ich so einen wundervollen Freund an meiner Seite habe, der mich so sehr unterstütuzt und mir die nötige Liebe gibt die ich brauche.
Ich will den anderen Frauen, die der Meinung sind Frauen die abtreiben wären herzlos nur zeigen, dass es garantiert nicht einfach ist für eine Frau ihr Kind aufzugeben, aber dass diese Frauen sich das wohl überlegt haben werden und schon genug damit zu kämpfen haben, also bezeichnet uns nicht als Mörder, nur weil ich meinem Kind kein Leben bieten will in dem es nicht voll und ganz glücklich werden würde.
Lieben Gruß,
Jacky