Ich finde es erstaunlich und auch echt fatal, wie wenig informiert hier viele zum Thema Beikost sind.
In letzter Zeit habe ich hier im Forum sooo oft gelesen:Mein Kind (4 Monate) wird nicht mehr richtig satt, deshalb bekommt es jetzt Brei..., oder Meine Kleine Maus ist jetzt 16 Wochen alt, ich will jetzt mal mit Beikost anfangen... oder Mein Kleiner kriegt seitdem er 12 Wochen ist Brei und ist ganz zufrieden... oder Meine Kleine (3 Monate) giert mir jeden Bissen hinterher und macht Kaubewegungen, ich denke sie ist reif für Beikost, mit was würdet ihr anfangen? und so weiter.
Hinzukommt, dass vielen die (Schwieger-)Eltern im Nacken sind, die noch auf dem Informationsstand sind, dass man Kindern möglichst schnell zufüttern soll, damit die Eltern auch endlich mal wieder ne ruhige Nacht haben, am besten gar nicht stillt, man hat ja eh zuwenig Milch und die ist dann auch gar nicht reichhaltig genug und sowieso kann man das Kind auch ruhig mal schreien lassen, das stärkt schließlich die Lungen.
DENN: Früher hat man das ja auch so gemacht und es hat niemandem geschadet.
Allerdings und Gott sei Dank hat sich in den letzten 30 Jahren einiges verändert. Vor allen Dingen, da Allergien und andere Autoimmunerkrankungen in unserer Generation stark zugenommen haben. Heute weiß man: Frühes Zufüttern macht krank!
Jetzt werden viele von Euch sagen: Aber mein Kind hat schon mit 3 Monaten Brei bekommen und dem gehts super! und Das soll doch bitteschön jeder so machen, wie er es für richtig hält...!
Und das ist das Fatale!
Bei dem Thema Beikost sollte man sich gefälligst informieren, bevor man nach Gutdünken einfach mal was ausprobiert.
Den Schaden nämlich, den man damit anrichtet, sieht man erst viel später und kann man nicht rückgängig machen.
Im Lexikon der Erziehungsirrtümer ist das sehr schön und anschaulich beschrieben, warum man mit Beikost warten sollte, bis das Kind wenigstens ein halbes Jahr alt ist:
Im ersten Lebenshalbjahr sind die kindlichen Darmwände noch sehr zart und durchlässig. Unter Umständen können einige in Nahrungsmitteln enthaltene Eiweißmoleküle direkt vom Darm in die Blutbahn gelangen. Diese Barriere ist umso durchlässiger, je jünger das Baby ist. Einmal in die Blutbahn gelangt, ist es möglich, dass das Immunsystem diesen Fremdstoff nicht toleriert, sondern seine Eiweißbausteine attackiert und Antikörper dagegen bildet. Experten sagen: Der Körper ist sensibilisiert. Kommt das betreffende Eiweiß erneut in den Organismus, schießen die bei der Sensibilisierung entstandenen Antikörper darauf los, als handele es sich um einen Krankheitserreger. Die Anzeichen sind vielfältig und können sich zum Beispiel als Durchfall, Schnupfen, Atembeschwerden oder Hautausschlag äußern. Das Vertrackte: Dass der Körper sensibilisiert wurde, zeigt sich nicht immer sofort, sonder erst im Laufe der Zeit. Zitat Ende (Lexikon der Erziehungsirrtümer von Andrea Bischhoff, März 2007 (!!!))
Nun noch einige Worte zu den eingangs beschriebenen Beiträgen:
Warum denken bloß so viele Frauen, dass ihre Kinder nicht richtig satt werden?! Nur weil die Kinder ihre Fäuste in den Mund nehmen, Kaubewegungen machen, schmatzen, schreien oder im Wachstumsschub alle halbe Stunde an die Brust wollen? Das ist normal!!! Das bedeutet ganz und gar nicht, dass man zufüttern muss... Nur zum Vergleich: Um auf den Kaloriengehalt von 200ml Muttermilch zu kommen, muss das Kind ein halbes Kilo Karotten futtern!
Aber viele nehmen ja auch gleich den guten Vanille-Stracciatella-Brei, damit tut man seinem Kind auch was richtig gutes! Möglichst schnell an sämtliche Aromastoffe und Nahrungszusätze gewöhnen, dann kommt der kleine Verdauungsapparat so richtig in Schwung!
Dass die Kinder einem jeden Bissen hinterhergieren ist auch normal. Sie imitieren alles was Mama und Papa tun und interessieren sich ebenso für alles. Das bedeutet aber nicht, dass das Kind ab Morgen auch Rinderroulade essen möchte!
Ich könnte das noch ewig fortführen, denn hier liest man (leider) so häufig, dass Eltern ihre Kinder einfach falsch interpretieren und dann bekommen sie auch noch so tolle Ratschläge wie Ja, das hat meine auch gemacht, ich hab dann angefangen Grießbrei zu geben...., mach das wie Du meinst...! Und das ist einfach nicht richtig!
Auf den Gläschen steht zwar drauf Ab dem 4. Monat, aber natürlich wollen die Hersteller auch verdienen und zwar so schnell wie möglich und so schnell wie möglich die Mütter (und Kinder!!!) an eine Marke binden, damit sie dann so laaange wie möglich ihr ganzes Leben gerne diese Produkte essen. Schließlich prägen wir JETZT den Geschmackssinn unserer Kinder und das wissen die Babykost-Hersteller besser als wir.
Entschuldigt, dass es so lang geworden ist, aber ich musste dazu jetzt einfach mal was schreiben. Schließlich werden hier aus reiner Unwissenheit oder aufgrund von veraltetem Wissen (z.B. von den Eltern) teilweise echt falsche Ratschläge gegeben. Bei nahezu fast jedem anderen Thema stimme ich zu, dass das jeder so machen soll, wie er es für richtig hält, aber beim Thema Beikost muss man einfach mal die Augen aufmachen. Und ich hoffe, dass sich nun viele etwas besser informieren, bevor sie ihrem SÄUGling mit knappen 4 Monaten Beikost geben.
Falls Ihr Fragen zu dem Geschrieben haben solltet, könnt Ihr selbstverständlich gerne fragen, aber diskutieren werde ich über das Geschrieben nicht. Das sind Tatsachen die ich mir nicht ausgedacht habe-.
Alles Liebe
Ria