Das sind keine Bonbons!
Es gibt Neuroleptika der alten und neuen Generation - die neueren sind wohl leichter verträglich, sind jedoch nie nebenwirkungsfrei - die Nebenwirkungen werden sehr individuell bewertet und für viele ist der Leidensdruck so extrem gewesen,daß sie Nebenwirkungen als das kleinere Übel ansehen.
Diese können sein:
-Müdigkeit und Orientierung: Ein Teil der neuroleptischen Medikamente bewirkt in den ersten Tagen der Einnahme eine gewisse Müdigkeit. Orientierungsfähigkeit und Konzentration können beeinträchtigt sein. Das setzt auch das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr herab. Diese Nebenwirkungen können vorübergehend sein. Dennoch sollten kurz nach einem akuten Schub Betroffene kein Auto fahren. Sie könnten sich und andere gefährden. Wer sich nicht sicher ist, ob sein Reaktionsvermögen ausreicht, kann das durch eine genaue Untersuchung feststellen lassen.
-Verkrampfungen der Muskulatur: Zu Beginn der Behandlung treten bei einigen Patienten Muskelverkrampfungen im Bereich der Augen, des Mundes oder des Halses auf. Sie können sehr dramatisch aussehen und Angst auslösen, sind aber ganz harmlos. Sie gehen von selbst zurück oder sind sehr einfach durch die Injektion (Spritze) eines Gegenmittels zu beheben.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Die neue Generation der atypischen Neuroleptika hat gerade die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen deutlich vermindert.
-Armut in den Bewegungen: Nach einigen Wochen der Behandlung kann als Nebenwirkung eine gewisse Bewegungsarmut eintreten, zum Teil mit Speichelfluß und mißmutiger Gestimmtheit (sog. Parkinsonoid). Oder es kommt zu einem Unruhegefühl in den Beinen, insbesondere beim Sitzen und Stehen. Auch diese Nebenwirkungen kann der Arzt durch Veränderungen der medikamentösen Verordnung beseitigen. Wenn solche Nebenwirkungen auftreten, ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen. Die Angehörigen sollten den Patienten hierzu ermutigen.
-Andere Störungen der Bewegung: Andere Bewegungsstörungen treten erst nach sehr langer Zeit der Neuroleptika-Behandlung auf, dann aber nur bei einem kleinen Teil der Behandelten. Diese späten Nebenwirkungen sind schwerer zu beheben, als die früheren. Deshalb muß der Arzt die Behandlung von vornherein so einstellen, daß diese Störungen möglichst gar nicht auftreten oder gering bleiben. Auch deshalb dürfen Psychosekranke nur vom Facharzt (oder vom erfahrenen Hausarzt in Verbindung mit einem Psychiater) behandelt werden.
-Die Sexualität kann beeinträchtigt sein. Sexualität ist ein wichtiger Bereich des menschlichen Lebens. Leider ist das immer noch ein "Tabuthema", obwohl die Hälfte der männlichen Betroffenen sexuelle Probleme bis hin zur Impotenz angibt und etwa zwei Drittel der betroffenen Frauen über Menstruationsbeschwerden klagt. Häufig werden diese Beschwerden verschwiegen. Leider fragen auch nur wenige Ärzte danach, obwohl das zu ihren Aufgaben gehört. Auch in diesem Bereich senken die atypischen Neuroleptika Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen.
-Störungen bei der Bildung weißer Blutkörperchen: Sehr selten können die Neuroleptika die Bildung der weißen Blutkörperchen im Knochenmark beeinflussen. Deshalb muß in regelmäßigen Abständen das Blutbild vom Arzt kontrolliert werden.
->Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden. Werden diese Vorsichtsmaßnahmen beachtet, so sind diese Medikamente nicht gefährlich. Unbegründet ist auch die Sorge mancher Patienten, durch langdauernde Einnahme dieser Psychopharmaka könnte eine Medikamentenabhängigkeit oder gar Sucht entstehen. Meist ist es sogar so, daß im Verlaufe einer längeren Behandlung die Dosierung vermindert werden kann.
-Gewichtszunahme: Bei einem Teil der Behandelten steigern die Neuroleptika den Appetit und führen zu einer unerwünschten Gewichtszunahme. Diese Patienten müssen auf ihre Eßgewohnheiten achten.
-Alkohol und Drogen: Die Wirkung von Alkohol fällt bei Patienten, die ein neuroleptisches Medikament nehmen, meist viel stärker aus als sonst. Alkohol wirkt direkt auf die Psyche. Das Realitätsempfinden wird herabgesetzt. Gerade darin liegt eine Gefahr für Menschen mit einer Psychose. Die Realitätsbewältigung ist bei den Betroffenen bereits gestört. So kann Alkohol zu einer Verstärkung der Psychose führen, insbesondere, wenn Betroffene dauerhaft einen erhöhten Alkoholkonsum haben. Daher sollten Betroffene nur sehr wenig Alkohol trinken, vor dem Autofahren aber gar nicht. Dasselbe gilt, in noch verstärktem Ausmaß, für alle stärkeren Drogen.
Phyllis