Hallo,
Es gibt etwas, was mich momentan sehr fertig macht, so sehr, dass ich nun einfach keinen Ausweg mehr finde. Ich fühle mich, als falle ich in ein tiefes Loch und weiß weder ein noch aus, fühle mich einfach nur abgrundtief traurig, hilflos und hoffnungslos, bekomme seit Tagen keinen Bissen runter und könnte unentwegt heulen. Ich habe noch nie so hier geschrieben, aber da ich nicht weiß, mit wem ich darüber sprechen soll, versuche ich es mal hier.
Ich hoffe, es wird nicht zu lang und ich danke schon mal im voraus jedem von euch, der sich den Moment nimmt, meine Geschichte zu lesen. Es wird sicher einfach schon gut tun, es einmal hinunterzuschreiben. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich? Vielleicht gibt es auch Leute, die es als Lapalie abtun, mag sein, aber ich selbst fühle mich am Ende...
Ich bin 27, es ist also kein Teeniedrama ;-)... Seit 1997 war ich mit meinem Freund zusammen, wir trennten uns 2003 nach knapp 6 Jahren. Es war, mal vom ersten Jahr abgesehen, keine wirklich glückliche Beziehung. Zu unterschiedlich waren unsere Lebensvorstellungen. Ich bin ein Familienmensch. Ich träume noch von bis das der Tod euch scheidet, mir bedeutet Heirat etwas, ich wünsche mir Kinder, glaube an Gott, vertraue auf meinen Schutzengel... Mein Freund hielt mich in dieser Hinsicht für Plemmplemm. Warum wir es dennoch fast 6 Jahre miteinander aushielten, weiß ich nicht, auch unserem Bekanntenkreis war es immer ein Rätsel, aber es war sicher auch einfach die Angst vor dem Alleinsein, die uns die Beziehung fortführen ließ. Wir waren ein Paar, aber jeder ging seinen Weg. Glücklich war ich nicht. Innerlich wusste ich es, aber wahrhaben wollte ich es nicht.
Inzwischen habe ich mein Studium abgeschlossen, habe einen schönen Job, der mir Spaß macht. Und dort lernte ich vor knapp 2,5 Jahren (Anfang 2003) einen Kollegen kennen, nenne ihn nun einfach mal Peter. Für mich war es der Blitzschlag, Liebe auf den ersten Blick wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich spürte, dass auch von seiner Seite her Sympathie da war. Aber er wusste, dass ich liiert bin, kannte auch meinen Freund, der zeitweise mal Aushilfe bei uns war. Genau wie ich dann erfahren musste (aus unseren Gesprächen und von anderen Kollegen), dass er eine langjährige Freundin hat.
Ich schämte mich ob meiner Gefühle, hatte ein schlechtes Gewissen meinem Freund gegenüber und auch seiner Freundin, die ich nicht einmal persönlich kenne. Und daher hielt ich meine Gefühle versteckt, wich ihm sogar anfangs eher aus, um meine Gefühle nicht versehentlich doch zu zeigen, hatte Angst, dass Peter mich ertappt, merkt, dass ich in ihn verliebt bin. Allerdings kam von ihm immer mehr Aufmerksamkeit mir gegenüber, wir arbeiteten nicht zusammen, aber er suchte meine Nähe, suchte das Gespräch und so lernten wir uns doch immer besser kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb, aber alles auf freundschaftlicher, kumpeliger Basis. Mehr traute ich mich nicht, da wir ja beide in Beziehungen steckten, und er ist, wie ich inzwischen weiß, auch absolut treu und würde es sicher auch auf kein Verhältnis anlegen. Aber es entwickelte sich einfach eine schöne Vertrautheit zwischen uns. Ich genoß jede Sekunde mit ihm, offenbarte ihm jedoch niemals meine Gefühle. Auch von ihm kam nie ein Wort, welches Richtung Liebe gegangen wäre. Allerdings merkte ich immer öfter, dass er mich während Besprechungen länger anschaute und dann, wenn er merkte, dass ich es registrierte, schnell wegschaute zu Boden oder an die Wand. Oder dass er trotz seiner sonst oft so großen Klappe oft recht schüchtern wurde, wenn er mich fragen wollte, ob ich mit ihm Essen gehe mittags. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, vielleicht hat es auch gar nichts zu bedeuten, ich weiß ja nicht, wie Männer da empfinden... Aber in mir erweckte es ein wenig die Hoffnung, dass auch er mehr für mich empfinden könnte als pure Freundschaft.
Nach einem Dreiviertel Jahr trennte ich mich von meinem Freund. Wir hatten nichts mehr gemeinsam und die schönen Momente mit Peter, auch wenn es wirklich immer nur vertraute Freundschaft, reden und spazieren gehen war, niemals körperlich wurde, zeigten mir, was ich an meinem Freund schon seit Jahren vermisste und dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Von Peter fühlte ich mich verstanden, bei ihm fühlte ich mich so akzeptiert wie ich bin und einfach wunderbar wohl und geborgen, bei meinem Freund nicht. Ich trauere der Beziehung auch wenn sie 6 Jahre anhielt auch nicht nach.
Ich erzählte Peter von der Trennung, allerdings immer noch nichts von meinen Gefühlen ihm gegenüber, da er ja nach wie vor mit seiner Freundin zusammen war. Das einzige, zu was es jemals kam, waren zufällige Berührungen zum Beispiel beim Mittagessen, wir setzten uns so, dass wir die Beine miteinander verknoteten oder Arm an Arm, standen im leeren, großen Fahrstuhl so eng Seite an Seite beieinander, dass wir Hautkontakt hatten (Sommer, kurze Ärmel) und ich seine warmen Arme spürte. Mal ging es von mir aus, mal von ihm, nie wich er mir aus. Aber ich habe nie einen Ton darüber gesagt und weiß nicht, ob es ihm bewusst war, er sich genauso danach sehnte, meine Haut zu spüren wie ich nach jeder seiner Berührungen lechzte, oder ob es nur Zufall war. Ich verstehe die männlichen Gedankengänge nicht mehr... So nah kam mir noch kein Kollege, ich würde es auch gar nicht dulden, wenn sich jemand mir so auf die Pelle setzt, aber da weder Peter noch ich jemals einen Ton über diese Annäherungen verloren, ist mir nicht klar, ob und wenn ja was er damit beabsichtigte. Sicher bin ich, dass er kein Abenteuer suchte, denn da hätte er u. U. leichtes Spiel mit mir gehabt. Allerdings kenne ich eine Bekannte von ihm, die ihn lange und gut kennt und weiß auch von ihr, dass er nicht der Typ dafür ist. Ich halte ihn für absolut ehrlich, auch wenn es vielleicht naiv klingt, aber ihr kennt ihn ja nicht.
Peter ist auch der absolute Familienmensch, träumt von Kindern und Häuschen im Grünen. Wir sind uns in unseren Lebensträumen absolut ähnlich. Und je mehr Vetrauen zwischen uns entstand, desto mehr musste ich von ihm erfahren, dass er mit seiner Freundin Anna ähnliche Probleme hat wie ich in meiner Beziehung. Sie hat ganz andere Vorstellungen, ist Karrierefrau, fliegt von Meeting zu Meeting und ist sehr erfolgreich. Kinder auf Kosten der Karriere sind für sie kein Thema. Sie wollte ihn auch nie heiraten. Aber Peter gab die Hoffnung nicht auf. Sie sind nun seit 10 Jahren zusammen, eine verdammt lange Zeit. Seit einem Jahr immerhin wohnen sie nun zusammen, vorher war es mehr eine Wochenendbeziehung. Das Zusammenziehen machte Peter wieder Hoffnung, doch noch seinen Traum von Familie und Häuschen erfüllen zu können. Es lief nicht alles glatt in diesem Jahr, aber Peter erzählte, er sei schon so oft verletzt worden früher und mit Anna sei er nun schon so lange zusammen, irgendwann würde sie ihn sicher heiraten und alles würde in Ordnung kommen. Er hat Angst vor dem Alleinsein, ein Neuanfang käme für ihn nicht in Frage. Er ist nun 35, möchte gerne Kinder, aber nicht erst jenseits der 40, er hofft auf Anna. Sie erzählt ihm während jeder Diskussion, dass es nun beruflich nicht passt, aber sicher doch dann in zwei Jahren... und so zieht sich das fort. Ich möchte sie auch nicht als Böse darstellen. Ich kann sie verstehen, denn in ihrem Job lässt sich Familie nicht mit Karriere vereinbaren und sie ist schon sehr weit gekommen. Ich verurteile ihre Einstellung keineswegs! Nur schüttet Peter regelmäßig sein Herz aus, dass sie seine Träume nicht teilt und wie sehr er sich doch wünschen würde, dass sie anders wäre in ihrer Einstellung, seinen Kinderwunsch teilte, vielleicht etwas so wäre wie ich...?? Und ich höre mir das an und verzweifele daran, dass ich es nicht über mich bringe, einem Mann, der in einer langjährigen Beziehung lebt, von dem ich sogar weiß, dass er nicht 100%ig glücklich ist und den ich mehr liebe als alles andere auf der Welt, meine Gefühle einzugestehen.
Was, wenn ich es ihm sage? Vielleicht gibt es eine Chance für uns... denn dass er mir vertraut und mich sehr mag, das spüre ich ja! Aber vielleicht ist er auch entsetzt, zieht sich zurück und ich habe unsere Freundschaft für alle Zeiten zerstört?!?
Seit Wochen knabbere ich daran, was ich tun soll! Und Peter wurde ebenfalls ungeduldiger, ist der älteste Sohn einer streng katholischen Familie, beide Brüder haben bereits Familie, sind seit Jahren verheiratet, die Sticheleien der Familie über seine ewige wilde Ehe mit Anna werden immer massiver.
Nach Ostern dann für mich der Schock: Er hat Anna ein Ultimatum gestellt. Wenigstens die Verlobung muß nun sein! Anna hat nachgegeben. Kinder will sie nun zwar dennoch nicht, aber er ist zuversichtlich, dass er sie im Laufe der Zeit auch dazu noch überreden kann. "Kommt Zeit, kommt Kind, sie ist ja erst 32..." Es ist nicht das große Glück, aber er sieht sich seinem Traum, seinem Ziel schon ein Stück näher.
Und ich leide...
Ich möchte mich für ihn freuen, aber ich kann es nicht, liebe ich ihn doch selbst so sehr! Wenn ich doch wenigstens wüsste, dass er wirklich glücklich ist! Natürlich ist er es auch für den Moment, aber unterm Strich erscheint es nach all seinen Erzählungen dann doch nur eine Zweckgemeinschaft zu sein. Er meint, wenn nun nicht mit Anna, mit wem und wann dann, irgendwann ist der Zug abgefahren?!
Es tut mir leid, dass es soviel geworden ist. Umso mehr danke ich euch, wenn ihr bis hierher gelesen habt! Ich bin abgrundtief traurig, fühle mich hoffnungslos und verloren. Ja, ich gebe zu, als Peters Ungeduld in den letzten Monaten größer wurde, habe ich doch gehofft, dass er sich trennt und ich die Chance bekomme, ihm meine Liebe zu gestehen. Aber nun fühle ich mich wie leer! Er ist nun verlobt! Was wäre gewesen, wenn ich mich vorher getraut hätte??? Nun ist es zu spät... Nur kann ich ihn nicht vergessen...