kristin85
Liebe Kristin,
ich kann verstehen, wie du dich fühlen musst. Es ist bestimmt nicht leicht für dich. Ich möchte dir gerne einen Vers mit auf den Weg geben, der meines Erachtens Hilfe und auch Kraft darstellt.
Gott gebe mir die Kraft, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Der Mensch geht oft davon aus, dass er oder sie mit seinem Willen alles erreichen kann. Man muss nur genug wollen und kämpfen, dann wird das schon. Das stimmt nur bedingt. Ein starker Wille ist in vielen Situationen hilfreich. Aber es gibt Situationen in unserem Leben, wo wir an einen Punkt kommen, an dem wir merken, dass wir mit unserem reinen Willen nicht mehr weiter kommen. Wir halten fest, bis zur totalen Erschöpfung. Meistens katapultiert uns solch eine Situation in Ohnmachtsgefühle. Das ist ein Cocktail aus den unterschiedlichsten Gefühlen, wie Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, absoluter Kontrollverlust, unbegründete Schuldgefühl, Traurigkeit, Verzweiflung, Angst, Wut, manchmal sogar Hass.
Es ist sehr wichtig, dass du diese Gefühle nicht unterdrückst. Vielleicht ist es sehr hilfreich, wenn du jemanden an deiner Seite hast, der dich in dieser Hinsicht unterstützt und damit umgehen kann. Ich meine fachliche Unterstützung. In Situationen mit solch schweren Gefühlen und Emotionen neigt unser Denken zu kognitiven Verzerrungen. Wir bleiben in einer Negativspirale gefangen und können uns weder von unserem Denken lösen, noch wissen wir, wie wir entscheiden oder handeln sollen.
Achtsamkeit ist ein weiteres hilfreiches Mittel. Das Leben im Hier und Jetzt, in dem du lernst jeden einzelnen Moment so wahrzunehmen, wie er ist. Und dann schaffst du schöne Momente. So viele wie möglich. Damit füllst du dein Leben mit ganz viel Liebe und wirst jede Minute als Bereicherung und Geschenk betrachten. Andere Menschen werden dankbar sein für deine Zeit, weil die Zeit mit dir Qualität hat. Es zählt nicht das, was morgen ist oder in einem Jahr. Jetzt ist wichtig!
Weite dein soziales Netzwerk aus. Vielleicht hilft dir ein Therapeut bei der Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten oder hat Tipps. Zum einen heißt das, wende dich an Organisationen oder Selbsthilfegruppen. Erschaffe aber auch Nähe zu vertrauten Personen. Beziehe sie ein. Sprich über deine Situation mit ihnen und wie es dir ergeht. Du wirst auf ganz viel Verständnis und Hilfe stoßen. Du musst das nicht alleine durchstehen.
Wichtig ist auch, dass du aus deiner Überforderung herauskommst. Loslassen, was du nicht ändern kannst heißt nicht, nicht mehr aktiv für andere da zu sein. Es heißt, eine Situation anzunehmen. Dann schaffst du dir immer wieder genügend Freiraum. Das ist wichtig um sich nicht vollständig physisch und psychisch zu verausgaben. Das darfst du tun, ohne schlechtes Gewissen und ohne Schuldgefühle.
Vielleicht helfen dir kleine Rituale am Tag, die deine Kraftreserven mobilisieren und eine Art Anker darstellen. Überleg mal, was das sein könnte. Eine Tasse Kaffee im Garten mit Vogelgezwitscher
Festes Treffen mit einer Freundin
Sport, Fittness, Radfahren oder Schwimmen
Eine Entspannungsübung nach dem Aufstehen, generell eine Morgen- oder Abendroutine
Eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen
Tagebuch schreiben
ect. pp. überleg mal, was dir gut täte
Rituale sind sehr kraftvolle Werkzeuge.
Alles Gute für dich
LG Coeur