Alex1853x
Na, das Thema ist am Rande abgehandelt. Es trifft nicht ganz.
Einen DOM daten
Nun, ich muss zugeben, dass ich selbst nie bewusst einen DOM gesucht und getroffen habe. Mit meinem Mann hat es sich im Schlafzimmer in diese Richtung entwickelt, aber wir haben uns nicht über ein Dating-Portal kennengelernt und BDSM war für mich damals nur eine ferne Fantasie, die ich nicht mit der Realität in Verbindung gebracht habe.
Als Beobachterin habe ich jedoch eine sehr gute Freundin über mehrere Jahre auf ihrer Suche nach einem DOM und Partner begleitet. Oder besser gesagt, sie war auf der Suche nach einem Partner und einem DOM., also in dieser Gewichtung. Wir haben zusammen Anzeigen gestaltet, ihre „Kandidaten“ angeschaut. Sie hat mir auch von ihren Kontakten erzählt und ich habe ihr Ratschläge zu den Männern gegeben. Ich muss sagen, dass ich das sehr spannend und interessant fand, wahrscheinlich weil ich mich nicht auf die Männer einlassen wollte oder musste und nur beobachtete, was meine beste Freundin so machte. Natürlich bin ich auch schon etwas länger auf dieser Erde und habe meine eigenen Erfahrungen mit Männern gemacht.
Nun sind alle Beziehungen sehr individuell und gerade auch in einer BDSM-Beziehung gibt es sehr unterschiedliche Ausprägungen, von der Sub, die alle Lebensentscheidungen in die Hände eines DOMs legen möchte, bis zur Frau, die es beim Sex auch mal etwas rauer mag. Ich selbst würde mich eher der letzteren Gruppe zuordnen. Meine Freundin wollte zwar auch nie eine Sklavin sein und ihre Selbstbestimmung aufgeben, aber sie mag vielleicht mehr „Führung“ als ich. Sie ist und war eindeutig „anders drauf“ als ich.
Die Suche meiner Freundin dauerte mehrere Jahre. Sie fand schließlich einen Mann mit dem sie sehr glücklich ist und die Wurzel für diese Beziehung liegt tatsächlich in Fetlife, aber ganz anders als man sich das vorstellt. Ich werde das nicht weiter ausbreiten, obwohl es eine sehr interessante Geschichte ist du zeigt, wie ds Leben so spielt. Wie dem auch sei, ich habe so mittelbar sehr viel Männer bzw. DOMs erlebt, wobei sich meine Erfahrungen natürlich nur auf E-Mails der Herren und Berichte meiner Freundin beschränken. Allerdings habe ich auch manche gesehen, weil ich meine Freundin abundzu „gecovert“ habe, also sie unerkannt zu einem Date begleitete und als Schutz und Beobachterin in der Nähe blieb.
Mein Eindruck ist der, dass sich unter den DOMs eine Menge Männer mit handfesten psychischen Problemen tummeln. Ich meine dabei weniger Psychopathen, die ihre Misogynie ausleben wollen und willige Opfer suchen, um sie zu zerstückeln. Mir schweben eher Exemplare mit ausgeprägtem Narzissmus vor. Ein Teil sind klassische Machos. Viele sind in der Lage, anfänglich ihre Misogynie zu tarnen, können aber ihre Haltung nicht mehr unterdrücken, wenn sie Widerspruch erfahren. Ich halte Machos für Männer mit schwachem Selbstwertgefühl, die mit ihren Fehlern oder Schwächen nicht umgehen können, und ein Huhn unter sich in der Hackordnung brauchen, um eine Aufwertung zu spüren. Dafür eignet sich ein bstimmter Typus Frau gut und zur Not hilft Gewalt, da Frau von der Natur aus beim Menschen etwas kleiner und schwächer als das Männchen angelegt ist. Diese kann man relativ schnell erkennen. Einerseits treten viele schon entsprechend auf und disqualifizieren sich selbst sofort. Andererseits muss Frau einfach nur etwas frech antworten, geschickt Widerworte geben und ihn ein wenig vorführen. Dann verliert er rasch seine vorgebliche Freundlichkeit und offenbart den aggressiven frauenverachtenden Kern. Es soll Frauen geben, die auf sowas und solche Männer stehen. Ich kann es nicht nachvollziehen und denke, dass böse Erwachen kommt dann etwas später. Wahrscheinlich können Leiterinnen von Frauenhäusern über solche Fälle mehr erzählen.
Die aber, die ich für gefährlich erachte, sind die Narzissten. Es liegt in der Natur der Sache, denke ich, dass Männer mit narzisstischer Persönlichkeit sich gerne dominant geben und daher häufig auf der dominanten Seite in der BDSM-Szene anzutreffen sind. Es gibt welche, die sehr charmant schreiben können, es auch sein können und Charisma versprühen. Sie können intelligent sein und sind dann ggf. besonders manipulativ. Psychologen sagen ja, dass die Vorstandsetagen voll sind mit Männern, die eine manifeste narzisstische Persönlichkeitsstörung haben. Und wenn man sich die aktuelle Weltpolitik ansieht, dürften manche Protagonisten sicher an einer entsprechende Störung leiden.
Ein solcher Man wird sie mit Haut und Haaren verschlingen. Er wird sie erst aufwendig umwerben, so tun als ob er von ihr fasziniert sei, vielleicht auch einen Moment fasziniert sein, sie anhimmeln und ihre Einzigartigkeit betonen. In der nächsten Phase wird er den Lohn für seine Mühen einfordern. Sie muss seine Genialität, seine Gottähnlichkeit erkennen und anerkennen. Sie hat zu dienen, ihn in jeder erdenklichen Weise zu Diensten sein und sich, natürlich, jedweder Kritik enthalten. Sie ist doch viel zu dumm dazu, denn das spürt er doch schon daran, dass sie ihn kritisiert, Widerworte gibt. Das kann doch nur Unwissenheit, Dummheit und Verstocktheit sein. Dumm halt, wie Frauen nun einmal sind.
Natürlich zeigt sich das nicht sofort, sondern der intelligente Narzisst geht langsam Schritt für Schritt vor. Das Ziel ist aber immer dasselbe. Sie muss sich total unterwerfen und merkt es am Besten nicht mal selbst.
Meine Freundin geriet an einen solchen Mann. Der Herr sah übrigens blendend aus. Ich konnte verstehen, dass sie für ihn schwärmte. Es entwickelte sich dann eine Katastrophe. Er war ihre Affaire, da sie in ihrer Ehe sehr unglücklich war. Bald schon begann er sie aufzufressen, verlangte immer mehr, überschritt eine Grenze nach der anderen – ich gehe hier nicht in das Detail, um sie zu schützen – bis sie nicht mehr konnte und das Ganze in einem Eklat endete, der sie die Ehe, beinahe auch ihre Kinder kostete, und sie in Verzweiflung zurückließ. Sie brauchte Jahre, um sich davon zu erholen.
Als wir uns, nachdem sie sich erholt hatte und für eine neue Partnerschaft bereit war, zusammen auf die Suche machten, trafen wir jede Menge Männer, die genau diesem Typus entsprachen. Manche waren zu dumm, um sich zu verstellen. Andere waren so von sich überzeugt, dass sie glaubten, Frau würde auf die Macho-Nummer abfahren. Gut, vielleicht gibt es auch solche Frauen. Diese Fälle waren einfach und bekamen sofort eine Absage.
Schwieriger war es mit denjenigen, die nicht offensichtliche Erotomanen waren. In dieser Gruppe konnten sich ja jene Narzissten verstecken. Es bewährte sich – so denke ich, ich habe die Herren ja nicht näher kennengelernt und vielleicht haben wir einigen auch Unrecht getan - den Herren mit etwas passendem Sarkasmus zu antworten. Klassischen Narzissten leiden ja angeblich an mangelndem Selbstbewusstsein, das so kompensiert werden soll. Jedenfalls war es erstaunlich, wie wenige Männer mit einer sarkastische Frau souverän umgehen konnten.
Aber auch dann gab es noch manche Überraschungen. Da gab es den gebildeten Wohlstandsbürger, der zunächst formvollendet auftrat und schrieb, um dann plötzlich, als das Thema etwas einschlägiger wurde, sich meiner Freundin gegenüber in übelster Gossensprache zu ergehen. In einem Fall schien meine Freundin überglücklich zu sein, den Richtigen gefunden zu haben. Doch, er wäre zwar nicht mein Typ gewesen, aber er schrieb normal, war wohl auch im Thema BDSM als dominanter Part zu Hause, machte einen gesetzten und im Leben angekommenen Eindruck, schien trotz Neigung keinErotomane zu sein, offenbarte dann aber mit einem Wunsch nach Fotos von ihren Kindern ein äußerst merkwürdiges Interesse, das alle Warnlampen aufleuchten lies.
Ob meine Freundin traumatisiert war und überall unberechtigter Weise Gefahren sah, wo gar keine waren, mag ich dahinstellen. Wie gesagt, vielleicht taten wir dem einen oder anderen Unrecht aber aus den Texten, die ich las, erschien es mir auch als äußerst schwierig, jemanden zu finden, der trotz DOM und sub Frau als Partnerin akzeptieren konnte und wollte. Es ist wohl die Suche nach der Quadratur des Kreises.