CandleMath Auch die westliche Gesellschaft ist im Grunde genommen ein Konglomerat an Parallelgesellschaften, in denen verschiedene Gruppen um Macht und Einfluss konkurrieren. Bei den Gruppen wiederum ist zwischen den Gruppen und bezogen auf die Lebensbereiche sehr unterschiedlich, wo und wie sehr innerhalb der Gruppe Machtverteilung geschlechtsspezifisch ist.
Ich bin Jahrgang 1950 und habe die 50er- und 60er Jahre erlebt. Ganz so plakativ, wie du es beschreibst, war es mit den geschlechtsspezifischen Rollenbildern nicht. Das war auch damals sehr davon abhängig, in welchem Kulturareal/in welcher Parallelgesellschaft bzw. in welchen Milieus man sich bewegte.
Ich bin die ersten Jahre meines Lebens im Zirkuswohnwagen aufgewchsen und bei uns war z.B. Wäschewaschen und Kochen nicht nur Frauensache, sondern alle haben angepackt und getan, was sie konnten. Beispielsweise waren der Aufbau von fliegenden Bauten wie Zelt/Gradin/Beleuchtung/Tontechnik und Autofahren, auch wenn technisches Verständnis da eine Rolle spielte, bestimmt nicht nur Männersache. Es gab natürlich z.B. Landfrauen, denen, wenn sie zur Vorstellung kamen, die Augen übergingen, wenn sie hörten, dass meine Mutter z.B. ein Auto fährt, das einen großen Wohnwagen zieht, sich mit Elektrik auskennt, meinen Onkel in der Manege mit Wurfmessern einrahmt während er dasselbe mit ihr macht, Fackeln jongliert, und durch aller Herren Länder reist. Ein Beispiel dafür, dass nicht nur Geschlechtsspezifität eine Rolle spielt, sondern auch das Kulturareal bzw. das Milieu bzw. die Frage, zu welcher der vielen Parallelgesellschaften man gehört.
Solidarität aller Frauen ist genauso ein Mythos wie Solidarität aller Männer.
Der Wert von Rechten und Rechtsgütern sollte nicht vom Geschlecht abhängen.
Die aus der Juristerei bekannte Unterscheidung in objektives Recht und subjektives Recht hat ihre Berechtigung.
Denn Menschen sind verschieden. Zwang zu Gleichmacherei wird dem nicht gerecht.
Entweder verlangt Zwang zu Gleichmacherei, dass alle sich auf den kleinsten Nenner beschränken, was wiederum impliziert, dass jemand Potentiale, die ein anderer nicht auch hat, selbst auch nicht ausschöpfen kann. Was wiederum bedeutet, dass ein Gemeinsam-mehr-sein-als-nur-die-Summe-der-Teile,-weil-unterschiedliche-Fähigkeiten-einander-ergänzen-können, nicht infrage kommt. (Die Roten Khmer haben gebildete Leute, die rechnen konnten, erschossen, weil die intellektueller waren als die, die es nicht konnten. In China soll es in der Zeit der Kulturrevolution vorgekommen sein, dass Leuten, die Klavier spielen konnten, die Finger gebrochen wurden, um sie denen gleich zu machen, die es nicht konnten.)
Oder Zwang zu Gleichmacherei führt dazu, von Leuten Sachen zu verlangen, die sie nicht können, und Positionen mit dafür Ungeeigneten zu besetzen.
Es gibt aber Dinge, die man von jedem Menschen verlangen kann, der seine fünf Sinne beisammen hat, nämlich zu akzeptieren, dass jeder Mensch eine Menschenwürde hat, die nicht relativierbar ist und die er nie verliert, egal, was er Verdienstvolles oder Verwerfliches anstellt, und dass die Menschenwürde zu achten und zu schützen ist.
Rechte und Pflichten sollten sich an Kriterien orientieren, die der Sache, um die es geht, gerecht werden.
Geschlehtszugehörigkeit ist eher selten so ein Kriterium.
Die Pflicht, den Gehweg an der Grundstücksgrenze passierbar zu halten, ist aus diesem Grund nicht geschlechtsspezifisch, sondern bleibt am Grundstückseintümer oder -besitzer hängen.
Manche Rechte und Pflichten, z.B. das Recht, an Schulen zu unterrichten, oder in Schulbehörden Entscheidungen zu treffen, die sich massiv auf die Qualität der Ausbildung auswirken, sollten nur kompeten Leuten, die auch ein Gewissen und Pflichtbewusstsein haben, eingeräumt werden.
Stattdessen haben wir, geschlechterunabhängig, das Peter-Prinzip von Laurence J. Peter: Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen. Denn: In einer ausreichend komplexen Hierarchie wird jeder so lange befördert, bis er eine Position besetzt, in der er seine Arbeit nicht gut macht. Auf dieser Position bleibt er dann, weil er nicht mehr befördert wird. Oder er wird nach oben weggelobt, weil man ihn anders nicht los wird. Bei dem Verfahren, mittels dessen die durch Wegloben nach oben freigewordene Position neu besetzt wird, spielt wieder das Peter-Prinzip eine Rolle.
Und Kakistokratie (Herrschaft der Schlechtesten) / Kakokratie (Herrschaft der Schlechten). Der Physiker und Raketenwissenschaftler Hermann Oberth schrieb hierzu in seinem Buch "Kakokratie - Der Weltfeind Nr. 1": "Im Leben stehen einem anständigen Charakter so und soviele Wege offen, um vorwärts zu kommen. Einem Schuft stehen bei gleicher Intelligenz und Tatkraft auf dem gleichen Platz diese Wege auch alle offen, daneben aber auch noch andere, die ein anständiger Kerl nicht geht. Er hat daher mehr Chancen vorwärts zu kommen, und infolge dieser negativen charakterlichen Auslese findet eine Anreicherung der höheren Gesellschaftsschichten mit Schurken statt. "
Ich denke, Kakistokratie/Kakokratie ist ein Phänomen, das nicht nur bezogen auf Gesellschaftsschichten und Staatsformen anzutreffen ist, sondern sich überall dort einstellen kann, wo Leute konkurrierend nach Positionen streben, in denen sie in irgendeiner Form Macht über andere haben können.
Eine Sache, in der sich Kakokratie manifestiert, ist, dass für Mißstände pauschal Geschlechter verantwortlich gemacht und verunglimpft werden, anstatt gezielt nur genau diejenigen Menschen, die tatsächlich daran schuld sind.
Dort, wo Frauen- oder Männerquoten oder was weiß ich was für Quoten dazu führen, dass Unfähige Positionen besetzen und Fähige über die Quote verdrängen, und moralisch fragwürdie Menschen integere Menschen über die Quote verdrängen, und Leute, die den Job von vorneherein nicht gewissenhaft machen sondern nur absahnen wollen, Leute über die Quote verdrängen, denen etwas an Sorgfalt und Redlichkeit und reellem Arbeiten liegt, sind diese Quoten skeptisch zu sehen.
Zu dem Satz
Andererseits halte ich von Frauenquoten wenig, bei manchen Berufen und Bereichen ist nunmal ein Geschlecht talentierter als das andere.
möchte ich nur sagen, dass in dem Moment, zu dem das ausschlaggebende Kriterium nicht das Geschlecht sondern das Talent ist, auch die Frage, ob ein Geschlecht in einer Sache talentierter sei als das andere, irrelevant ist, sofern man objektive Kriterien hat, Talent festzustellen und die Feststellung, ob Talent vorhanden ist, nicht durch eine Geschlechtszuordnung ersetzt ist.
Beim Dating sah ich früher nie ein Problem. Ich wusste zu signalisieren wenn ich nichts dagegen hatte, dass der erste Schritt gemacht wird. Was die Frage aufwirft, wo man ggfs. bei der Frage, was als der erste Schritt zu betrachten ist, ansetzt.