Ich, w 45, habe in den letzten 3 Jahren einiges über mich selbst erfahren und vielleicht gibt es Leute hier, denen es ähnlich geht. Außerdem tut es gut, sich mal alles von der Seele zu schreiben.
Ich lebte in einem Vorort von Berlin, 12 Jahre verheiratet, 2 Kinder, Eigenheim....eigentlich alles um glücklich zu sein. Eigentlich.
Ja, man war zufrieden, alles hatte seine Ordnung...Haus, Familie, Job...und wahrscheinlich würde ich immernoch dort sein, wenn es diese eine Begegnung nicht gegeben hätte.
Eines Tages kam SIE in mein Leben und wir sollten uns berufsbedingt mehrere Wochen lang täglich sehen.
Es dauerte gar nicht lange, dann trafen wir uns auch privat. Sie besuchte mich mit ihrem Kind und dieses verstand sich auf Anhieb mit meinen beiden. Anfangs war auch mein Mann noch da und es war irgendwie freundschaftlich. Insgeheim merkte ich aber, dass ich jedesmal mega aufgeregt war, wenn sie mich besuchte. Ich freute mich jedesmal, konnte aber vor Aufregung kaum was sagen oder nur komisches Zeug. Wir schrieben uns jeden Tag viele Nachrichten und sie war mir unglaublich wichtig geworden. Kam mal keine Nachricht von ihr, wurde ich unruhig, traurig, ich vermisste sie.
Gleichzeitig fühlte ich mich immer weniger zu meinem Mann hingezogen, igelte mich ein, wurde ihm gegenüber immer verschlossener. Mir ging es immer schlechter und dann kam der Zusammenbruch. Ich wurde krank, bekam Fieber, Übelkeit, konnte nichts mehr essen und musste ständig weinen. In Gedanken war ich ständig bei IHR und dann musste ich mir eingestehen, ich hatte mich verliebt.Ich begann, mein eigenes Leben zu reflektieren. Ja, es gab vorher schon Anzeichen. Eigentlich schon seit meiner Jugend immer mal wieder, aber ich wollte das nie wahrhaben. Habe es immer verdrängt, um "Normalität" zu leben. 3 tränenreiche Wochen und 10kg Gewichtsverlust brauchte es, um mir selbst einzugestehen, ich liebe eine Frau. Und dann natürlich, wie geht es weiter? Was ist mit meiner Ehe? Was mit den Kindern?
Diese Selbsterkenntnis war so stark und die Liebe zu ihr so groß, dass der einzige Ausweg für mich war, mich von meinem Mann zu trennen. Ich suchte mir eine Wohnung und zog mit den Kindern aus. Der Weg dorthin war aufregend, steinig und alles andere als leicht, aber die Einzelheiten würden hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Nur so viel...seit einem Jahr wohne ich nun mit den Kindern alleine. Meine Eltern und mein Umfeld...viele wissen, dass ich eine Frau liebe und es gab nur positive Reaktionen. Ich gehe ganz offen damit um und es geht mir gut damit. Ich habe mich endlich selbst gefunden. Und SIE? Ja, SIE ist weiterhin ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich liebe SIE (nunmehr seit 2,5 Jahren) so sehr. Sie sagt mir auch immerwieder, dass sie mich liebt, hat aber Bindungsangst. Ob das mit uns jemals was festes wird, weiß ich nicht, aber das wird die Zeit zeigen. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, dass ich mir ein Leben ohne SIE nicht mehr vorstellen kann.