Es fühlt sich an, als würde ich nicht in meine eigene Familie passen. Ich bin 40 und schon immer war ich anders als sie. Meiner Familie ist es wichtig, was andere über sie denken – der äußere Schein zählt mehr als echte Verbundenheit. Job, Status und Erwartungen stehen im Mittelpunkt.
Ganz anders ist es in der Familie meiner verstorbenen besten Freundin. Seit ihrem Tod vor sechs Jahren haben sie mich wie eine Tochter aufgenommen. Dort fühle ich mich verstanden und geliebt, ohne dass es um Erwartungen oder gesellschaftliche Normen geht. Ich sehe sie jede Woche, während ich meine eigene Familie nur alle paar Monate treffe.
Für meine Familie bin ich jemand, der ihren Vorstellungen nie gerecht wird. Ich wollte nie Kinder, bin weggezogen und werde bald meinen gut bezahlten Job gegen eine erfüllendere, aber schlechter bezahlte Arbeit eintauschen. Alle anderen haben Karriere gemacht. Auch als Tante habe ich ihre Erwartungen nicht erfüllt – meine Neffen (16 und 13) sollte ich viel häufiger sehen, doch Besuche waren oft einseitig. In 15 Jahren haben sie mich nur einmal besucht, weil "ich ja weggezogen bin."
Mittlerweile sehne ich mich nicht mehr nach meiner Herkunftsfamilie. Doch meine Neffen bedeuten mir etwas, und der Wunsch nach Kontakt zu ihnen bringt mich in einen inneren Zwiespalt. Die familiären Strukturen sind starr – die Männer haben das Sagen, mein Bruder drohte mir bereits mehrfach mit Kontaktabbruch, sollte ich nicht seinen Erwartungen entsprechen.
Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Der Gedanke daran raubt mir den Schlaf. Gibt es überhaupt eine Lösung?